ENGLAND
Nie mehr Nachtclubtussi
Die seriöse „Times“ erklärte sie jüngst zum britischen „Nationalheiligtum“: Cheryl Cole, braucht ihren Noch-Ehemann und Chelsea-Profi Ashley Cole schon lange nicht mehr für die eigene Karriere als Sängerin. Von Christine Eisenbeis.

Cheryl Cole

Bald nicht mehr auf der Tribüne?: Cheryl Cole kündigt die Scheidung von Chelsea-Profi Ashley Cole an. Foto Pixathlon


Cheryl Cole ist etwas gelungen, was noch keine Spielerfrau vor ihr geschafft hat: Die seriöse „Times“ erklärte sie unlängst zum britischen „Nationalheiligtum“. Und wenn der gefürchtete britische Boulevard über die Noch-Frau von Chelsea-Profi Ashley Cole berichtet, tut er das ohne die jede Häme – etwas völlig Neues in der medialen Darstellung der Gattung Spielerfrau.

Frau Cole ist zu einer Art „Everybody’s darling“ geworden. Ashley Cole soll sie – ganz Tiger-Woods-mäßig – mehrfach betrogen haben. Und während er ganz Tiger-Woods-mäßig um Vergebung bat und eine Sex-Therapie (Bunte) ankündigte, soll Cheryl bereits in Los Angeles turtelnd mit einem Tänzer gesehen worden sein (Bunte) und danach die gemeinsame Villa von Ashleys Sachen befreit haben. Auf ihrer Homepage kündigte sie jetzt die Scheidung an.

Für die eigene Karriere braucht sie ihren berühmten Ehemann schon lange nicht mehr. Nach 19 Nummer-Eins-Hits mit Girls Aloud und als beliebte Moderatorin der Castingshow „X-Factor“, startete sie nun auch solo durch: Ihre Debütsingle erreichte in Großbritannien und Irland schnell Platz eins. Nach Lady GaGa’s Hit-Single „Pokerface“ ist der geradezu passende Titel „Fight For This Love“ auf Platz zwei der meistverkauften Songs im Jahr 2009 gelandet. Die Briten verehren sie, und nun erbobert Cole auch Deutschland. Sie liefert den Song zur neuen Staffel von „Germanys next Topmodel“.

Cheryl und Ashley Cole

Glücklichere Tage: das Ehepaar Cole nach der Hochzeit 2006 Foto Pixathlon


Ihr öffentliches Bild war nicht immer so vorteilhaft: Lange galt sie als Nachtclubtussi, die auf Toiletten Prügeleien anzettelt oder mindestens als verwöhnte Spielerfrau. Als Cheryl Tweedy Ashley Cole kennen lernte, galt sie als Nachfolgerin von Victoria Beckham – Popsternchen meets Fußballheld. Cheryl Tweedy aus Newcastle hatte es in die Castingband Girls Aloud geschafft und eroberte mit diesen nun die Charts im Sturm, und gleichzeitig auch das Herz von Cole. Bei der WM 2006 sah man Tweedy als topgestylte Spielerfrau einträchtig neben Victoria Beckham sitzen. Nach der WM heirateten die Coles.

Mit Victoria Beckham verbindet Cheryl Cole nun nicht mehr viel, Spielerfrauen seien hohl, soll sie in einem Interview mit der
Vogue festgestellt haben und Frau Beckham dabei durchaus mit eingeschlossen. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird die Tribüne der englischen Wags (Wives and Girlfriends) in Zukunft also um eine schmucke Spielerfrau ärmer sein. Ein schwerer Verlust für die englischen Boulevardmedien und die Fernsehsender, die das hübsche Gesicht der 26-Jährigen sicherlich ab und zu gerne als Zwischenschnitt bei den Spielen der Engländer in Südafrika einblenden würden.

Christine Eisenbeis hat die erste Diplomarbeit über Spielerfrauen geschrieben. In RUND berichtet sie regelmäßig über das Phänomen Fußballerfrauen.

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