Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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TISCHFUSSBALL
„Das Etikett Kneipensport stimmt schon lange nicht mehr
Tischfußball ist längst ein ernst zu nehmender Sport, Weltmeisterschaft inklusive, zu der die Kickercracks am dritten Aprilwochenende nach Koblenz einfliegen. Der FC St. Pauli hat nun eine eigene Tischfußballsparte gegründet, die "Kicker-Academy St. Pauli". Mit dem Vorsitzendem, dem Geschichtsstudenten Henning Ramcke (31), spricht RUND-Autor René Gralla.

Academy St. Pauli

Herr Ramcke, Tischfußball kann bei Ihnen von Grund auf gelernt werden, an einer "Akademie"?
Henning Ramcke: Den Namen haben wir bewusst gewählt. Natürlich kickern wir, aber wichtig ist vor allem auch das Lernen, das ist unser Schwerpunkt. Spielmöglichkeiten finden sich ja in vielen Lokalen, aber dass erfahrene Leute den Anfängern zeigen, wie sie im Tischfußball punkten können, das gibt es eher selten.

Also kümmern sich Trainer um die Anfänger?
Henning Ramcke: Genau. Seit 2007 leite ich Kurse im Tischfußball an der Universität Hamburg im Rahmen des Hochschulsports, und dieses Modell haben wir jetzt auf die Vereinsebene übertragen. Jeden Mittwoch ab 18 Uhr laden wir ein zum öffentlichen Training im Clubheim des FC St. Pauli, das ist zum Reinschnuppern und kostet nichts. Ansonsten halten wir unsere Mitgliedsbeiträge bewusst niedrig, damit möglichst viele Leute unser Angebot nutzen können. Für Studenten, Schüler und Arbeitslose sind das ermäßigt sechs Euro im Monat, alle anderen zahlen neun Euro.

Das "kicken" gilt als wenig zielgerichtetes Daddeln. Fürchten Sie keine Häme, weil der FC St. Pauli nun ausgerechnet auch noch eine "Kicker-Academy" gegründet hat?
Henning Ramcke: Mit dem notorischen "kicken" hat "Kicker" doch gar nichts zu tun! Die schweizerische Firma "Kicker" in Genf baute als erste die Tische für das Spiel, und deren Name ist dann in Deutschland zum Synonym für unseren Sport geworden. Wobei Kickern übrigens nicht weit von Hamburg schon ganz anders heißt, nämlich "krökeln" in Hannover.

Und dieses "krökeln", sorry: "kickern", betreiben Sie ernsthaft als Sport ...
Henning Ramcke: ... schauen Sie sich doch Dart oder Billard an! Die haben ihre Ursprünge ebenfalls in der Kneipe, aber inzwischen haben sich beide Sparten vor allem in England als Sportarten etabliert, und die Medien berichten darüber, allen voran das Fernsehen. Und da wollen wir auch hin. Das Etikett Kneipensport stimmt schon lange nicht mehr, Kicker kennt einen regulären Ligabetrieb in verschiedenen Klassen bis hinauf zur Bundesliga, und in Mitte April wird in Koblenz die WM ausgetragen. Für Leute, die früher eine andere Disziplin betrieben haben, aber dort verletzungsbedingt aussteigen mussten, ist Tischfußball eine tolle Alternative. Zumal Kicker eine Pioniersportart ist, so dass jeder, der neu einsteigt, relativ rasch Erfolge sehen kann.

Was macht den Profi am Kickertisch aus? Dass er die Bälle möglichst druckvoll nach vorne drischt?
Henning Ramcke: Damit kommen Sie nicht weit. Wer bei Turnieren oben mitmischen will, muss sich Spielsysteme, Taktiken und Züge aneignen. Klar, ein Hobbysportler braucht die vielleicht nicht, dem genügen ein paar Kniffe, die wir ihm zeigen. Die anderen aber müssen die unterschiedlichen Schusstechniken üben. Die wichtigsten sind der Abroller, bei dem man mit einer Spielfigur ausholt, dann hinter den Ball geht und schießt, und der Jet, das ist ein direkter Torschuss mit Überschlag.

Menschen mit körperlichen Einschränkungen werden bei Ihnen nicht ausgeschlossen ...
Henning Ramcke: ... die Firma PBBO aus Bochum hat uns einen barrierefreien Tisch zur Verfügung gestellt, an dem können auch Rollstuhlfahrer spielen.

Wie viele organisierte Tischfußballer kickern in Deutschland?
Henning Ramcke: Um die 7000, und wir arbeiten heftig auf die 10.000 hin.

Wie es sich für den FC St. Pauli gehört, sind auch die Tischfußballer sozial engagiert.
Henning Ramcke: Dazu gehören Benefizturniere, zum Beispiel mit der Obdachlosenzeitung "Hinz und Kunzt". Außerdem arbeiten wir mit im St. Pauli-Projekt "Viva con Agua", das die Trinkwasserversorgung in Ländern wie Kuba, Nicaragua, Kenia oder Kambodscha verbessern möchte.

Im Jahr der Doppel-WM 2010 - die Rasenvariante in Südafrika und vorher die Kicker-Titelkämpfe in Koblenz - die Frage, die jeden Fan bewegt: Werden wir wenigstens Weltmeister im Tischfußball?
Henning Ramcke: Sofern der Belgier Frédéric Collignon wieder antritt, der in den letzten Jahren so ziemlich alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt, sieht es düster aus.

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