Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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BUNDESLIGA
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Nach der Niederlage in Freiburg ist der VfB Stuttgart Tabellenletzter. Er hätte ein deutlich kleineres Problem, wenn es durch den Austausch von ein, zwei Spielern zu beheben wäre. Von Christoph Ruf

Christian Gross

Punktlos am Tabellenende: Christian Gross und sein Vfb Stuttgart
Foto Pixathlon



Als die Freiburger Ultras anfingen zu singen, nahm Jogi Löw Reißaus. Mit geradezu buddhistischer Gelassenheit hatte er zuvor Dutzenden Kindern ihre T-Shirts signiert und brav deren Väter und Mütter umarmt. Seither gibt es zig Fotos mehr, auf denen ein glücklich dreinblickender Mensch einen Bundestrainer umklammert, der in diesem Moment erkennbar lieber aufs Spielfeld geschaut hätte. Es hatte also weder mit den Gesangeskünsten der Freiburger Fans noch mit der Stuttgarter Leistung zu tun, dass Löw schon vor dem Abpfiff im schützenden Auto entfloh.

Das Wesentliche war eh schon passiert, als die Nordkurve sang, wie schön es doch sei, dass der Gegner bald in der Zweiten Liga kicke. Denn im Grunde passte der Song gar nicht so schlecht zu dem, was man kurz zuvor gesehen hatte: Gerade eben hatte Julian Schuster den 2:1-Siegtreffer (71.) für Freiburg erzielt. Per Hackentrick aufgelegt von Kapitän Heiko Butscher, der nachher fast schon entschuldigend betonte, man könne ja mal ein wenig vor sich hinkombinieren, wenn man nicht angegriffen werde. Das war`s für Stuttgart, denn zuvor hatte Papiss Cissé bereits den Ausgleich geschossen (58.). Da der VfB nach dem Seitenwechsel erstaunlich konsequent die Beteiligung am Spielbetrieb einstellte, war die Pausenführung (Pawel Pogrebnyak/27.) nur noch für Statistiker von Belang. Trainer Christian Gross schaute nach dem Spiel dann auch konsequent auf eine Stelle im Deckenbereich des Presseraums. Zuvor hatte er einen unanfechtbaren Satz gesagt: „Der Fehlstart ist perfekt.“

Der VfB ist jetzt punktlos Tabellenletzter und hat deshalb schon wieder eine Debatte an den Fersen, die ihn bereits in den vergangenen Jahren heimgesucht hat wie eine ungeliebte Verwandte. Seit der Meisterschaft 2007 vergessen sie beim VfB ja jedes Jahr nach einer formidablen Rückrunde in der Vorsaison, wie das mit dem Gewinnen noch mal ging. Und wahrscheinlich hätten die Stuttgarter Verantwortlichen am Samstag ein bisschen weniger bedröppelt dreingeschaut, wenn sie hätten erklären können, warum ihre Mannschaft bei allen drei bisherigen Ligaspielen wieder phasenweise so hilflos aufgetreten ist wie in den schlimmsten Spielen der vergangenen Hinrunde. Und das, obwohl Mauro Camoranesi dem Stuttgarter Mittelfeld bis zu seiner Auswechslung sichtbar gutgetan hatte, wie Gross („Hand und Fuß“) nicht zu Unrecht betonte. Erklärungsansätze gibt es gleichwohl: Das Comeback von Kapitän Matthieu Delpierre wird dringend herbeigesehnt, Stellvertreter Georg Niedermeier hatte erneut keinen guten Tag auf der Innenverteidigerposition. Und natürlich hätte manch anderer Keeper als Sven Ulreich Schusters Schuss zum 2:1 wohl noch erwischt, weshalb Trainer Gross mal wieder tapfer zu Protokoll gab, sein Team habe „kein Torwartproblem.“

Doch spielentscheidend war etwas weniger Greifbares. Etwas, das den VfB-Verantwortlichen deshalb mehr Sorgen machen dürfte als die Detailbetrachtung der einzelnen Rädchen. Fatalerweise kollabierte nämlich auch gegen Freiburg das gesamte System. Gegen Dortmund hatte der VfB erst beim Stand von 0:3 gemerkt, dass auch der Gegner Fußball spielt. Am Samstag dämmerte diese Erkenntnis manchen erst nach dem Schlusspfiff. Anders ist kaum zu erklären, warum der VfB das Mittelfeld widerstandslos aufgab und auch auf den Außenbahnen so tolerant zu Werke ging: „Wir haben im zweiten Durchgang die Ordnung verloren“, klagte Manager Fredi Bobic, „das war zu leicht für Freiburg.“ Der VfB hätte ein deutlich kleineres Problem, wenn es durch den Austausch von ein, zwei Spielern zu beheben wäre. Am kommenden Donnerstag kommt Bern in Sachen Europa League ins Daimlerstadion. Auch die Young Boys sind schwach in die Saison gekommen. Immerhin etwas.

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