Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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Nieder mit dem „Klein-Klein“
Pragmatischer Sieg: Beim 2:1-Auswärtssieg in Freiburg zeigt der FC Schalke 04 eine ordentliche Defensivleistung. Spielerisch schwebt Felix Magath allerdings offenbar kein Paradigmenwechsel vor. Das wiederum ist erschreckend. Von Christoph Ruf, Freiburg

Manuel Neuer

Der erste Saisonsieg: Manuel Neuer gewinnt mit Schalke in Freiburg Foto Pixathlon



Pressekonferenzen sind im Normalfall Veranstaltungen von begrenztem Unterhaltungswert. Beide Trainer sagen ein paar Sätze zum Spiel, wobei derjenige, der als zweiter dran ist, betont, dass der Vorredner im Grunde alles bereits gesagt habe. Anschließend gratuliert der Trainer der unterlegenen Mannschaft dem der siegreichen. Der wiederum warnt vor rauschartiger Euphorie. Denn schließlich sei nun mal gerade das nächste Spiel ein ganz besonders schweres. Finito.

Am Mittwoch Abend war alles anders. Felix Magath, Trainer des FC Schalke 04 und sein Freiburger Kollege Robin Dutt wünschten sich zwar zum Abschied pflichtschuldig „Alles Gute“. Vorher erweckten sie aber den Eindruck, als hätten sie die 93 Minuten zuvor auf unterschiedlichen Planeten verbracht. Den Schalker 2:1-Sieg – darin, dass der in Freiburg erzielt wurde, bestand immerhin noch Einigkeit – wertete Felix Magath nämlich als „verdient“. Um genau zu sein, sagte er „nicht unverdient“, was vielleicht eine kleine Einschränkung der steilen These bedeuten sollte. Robin Dutt, ansonsten um lobende Worte für den Gegner nicht verlegen, hatte jedoch wenig Lust auf derlei Geschichtsklitterung. „Richtig viel Druck“ habe sein SC aufgebaut, in der zweiten Halbzeit habe man den Gegner gar „an die Wand gespielt“ und überhaupt insgesamt „nach dem Ausgleich auch den Siegtreffer verdient gehabt.“
Falsch war das nicht. Nur komplett irrelevant. Schließlich hatte Kapitän Heiko Butscher in der 87. Minute einen spielentscheidenden Aussetzer. Sein Fehlpass auf Höhe der Mittellinie war die Steilvorlage für den besten Schalker Spieler auf dem Platz. Joel Matip überlief seinen Gegenspieler Ivica Banovic, seine Hereingabe grätschte Klaas-Jan Huntelaar zum Schalker Siegtreffer ins Freiburger Tor. Zuvor hatte Papiss Cissé (69.) mit einem feinen Drehschuss den frühen Schalker Führungstreffer durch Ivan Rakitic (9.) ausgeglichen. Beiden Toren waren schöne Kombinationen vorausgegangen. Auf Schalker Seite war es allerdings mehr oder weniger die einzige. Das Team igelte sich im zweiten Durchgang nur noch in der eigenen Hälfte ein, auch in der ersten operierte man fast ausschließlich mit langen Bällen.

Einem Kombinationsfußballer wie Raul muss der Schalker Hau-Ruck-Fußball wie eine andere Sportart vorkommen. Zumal die Qualität der Zuspiele doch arg weit von dem entfernt ist, was der Spanier bislang gewohnt war. „Klar haben wir zu viele Fehler gemacht“, sagte Felix Magath, „aber ich will mal die Mannschaft sehen, die nach vier Niederlagen in Folge locker und souverän auftritt.“ Taktisch hingegen hatte der Coach sein Team sehr gut eingestellt. Im „System, in dem die Spieler sich am sichersten fühlen“ (eine Art 4-3-1-1-1 mit Jurado als Zehner und Raul als hängender Spitze) stand auch die Abwehr erstmals in dieser Spielzeit recht stabil. Christoph Metzelder, um dessen Existenz im Schalke-Trikot sich Magath „heilfroh“ zeigte, hatte daran seinen Anteil. Und vielleicht ist es ja tatsächlich illusorisch, von Schalke 04 in der derzeitigen Lage etwas anderes zu erwarten, als dass das Team den maximalen Erfolg bei minimalen Voraussetzungen anstrebt. Auf spielerische Klasse verzichtet schließlich jeder Trainer liebend gerne, wenn er dafür drei Punkte bekommt. Allerdings verfestigt sich der Eindruck, dass Magath die rustikale Art von Fußball bewusst vorgibt – auch für bessere Zeiten. In sein Lob für den Startelf-Debütanten José Manuel Jurado ließ er das jedenfalls durchblicken: „Er ist eben noch das spanische Klein-Klein gewohnt, da muss er sich in der Bundesliga noch umstellen.“

In Freiburg müsste er das wohl nicht, denn Kurzpassspiel gehört dort zur fußballerischen Identität. Im dritten Spiel in Folge hat der SC nun klar eine Partie dominiert und dabei auch spielerisch und vor allem läuferisch vollauf überzeugt. Ein runder Auftritt war es dennoch nicht. Da wäre nämlich noch die Geschichte mit dem Ellenbogen. Nach einem Check von Oliver Barth gegen den Kopf von Huntelaar zückte Schiedsrichter Felix Zwayer gelb, dafür bekam Ivica Banovic, der bei einem Kopfballduell die Arme mitgenommen hatte, einen Platzverweis – Gegenspieler Peer Kluge blieb mit einer Platzwunde liegen. Wäre das Foul und nicht dessen Folgen geahndet worden, hätte es wohl umgekehrt laufen müssen.

Robin Dutt war das egal. Der Freiburger Trainer war nach dem Spiel angefressen wie selten. Was zum einen an der denkbar unglücklichen Niederlage, zum anderen am Zustandekommen des Siegtreffers, und zum dritten an der missbräuchlichen Verwendung der Ellenbogen durch seine Spieler lag. Die Schiedsrichter, findet Dutt, haben in den vergangene Jahren zugelassen, dass die Arme bei Luftduellen wieder in gefährliche Höhen mitgenommen werden: „Ich will diese Ellenbogenfouls nicht sehen in meiner Mannschaft. Es ist furchtbar, was sich da im Fußball eingeschlichen hat. Mir ist das sehr unangenehm.“

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