Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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BUNDESLIGA
Mainz II
Druckvoll, kombinationssicher, erfolgreich: Der SC Freiburg ist nach dem Sieg gegen lethargische Kölner ganz mit sich im Reinen und bestreitet das sonntägliche Auslaufen mit Rebschere und Gummistiefeln. Von Christoph Ruf, Freiburg.

Lukas Podolski

Der schnellste Anstoß der Liga: Lukas Podolski, Angreifer des 1. FC Köln
Foto Pixathlon



Lukas Podolski stürmte los. Unwiderstehlich drängte er in die gegnerische Hälfte, begleitet nur von den verdutzten Blicken der Freiburger Spieler, die diesem Antritt nichts entgegenzusetzen wussten. Dann pfiff der Schiedsrichter. Bedauerlicherweise war der Nationalspieler ein paar Sekundenbruchteile vor dem Anpfiff losgerannt.

Es passiert in der Bundesliga nicht eben häufig, dass ein Anstoß wiederholt werden muss, weil ein Stürmer einen Frühstart hinlegt beim Versuch, möglichst schnell in den gegnerischen Strafraum zu kommen. Noch seltener dürfte es allerdings vorkommen, dass die energischste Aktion eines Spielers vor dem Anpfiff zu verzeichnen ist. Nur einmal sollte Podolski in der regulären Spielzeit aufs Tor schießen. Selbst in den wenigen aussichtsreichen Situationen traute er sich nicht in Eins-gegen-Eins-Situationen. Die wären aber meist die einzige Kölner Chance gewesen, denn wie so oft in der Vergangenheit wurden die wenigen Offensivkräfte allein gelassen, wenn der Ball einmal in die Hälfte der Freiburger gerollt war. Das – und nicht die erneut schwache Leistung des prominentesten Kölners –war spielentscheidend. Es genügen ja offenbar schon die zehn besseren, aber keinesfalls druckvollen Minuten nach dem geglückten Ausgleich, um Coach Zvonimir Soldo sinnieren zu lassen, ob man da nicht „vielleicht zu viel gewollt“ habe. Über 90 Minuten gesehen hatten die 22.000 Zuschauer wohl eher den entgegengesetzten Eindruck.

Auch als der FC längst hinten lag, wurden die Freiburger Spieler erst hinter der Mittellinie attackiert, blieben in der Vorwärtsbewegung sechs, sieben Feldspieler in der eigenen Hälfte. Gegen eine Freiburger Mannschaft, die nun bereits im sechsten Spiel in Folge eine läuferisch wie spielerisch ziemlich beeindruckende Vorstellung ablieferte, ist eine solche Hasenfüßigkeit ziemlich die schlechteste Gegenmaßnahme. Schon nach elf Minuten stand es 2:0 für den SC (Jan Rosenthal, 4., 11.). Dass die Partie überhaupt noch einmal spannend wurde, lag an Freiburgs Keeper Simon Pouplin, der einen Schuss von Mato Jalalo nach vorne abwehrte (Youssef Mohamad, 22.). Nachdem Adam Matuschyk gar zum 2:2-Ausgleich (50.) getroffen hatte, schien doch noch mal alles gut gehen zu können an diesem Nachmittag. Doch dann traf Papiss Cissé zum 3:2 (70.), der FC erlahmte nun zusehends. „Wir sind mittlerweile so gefestigt, dass wir auch nach dem 2:2 ruhig geblieben sind“, sagte Cédric Makiadi, „wir haben in dieser Saison ja auch schon Rückstände aufgeholt.“ Als der Mittelfeldmann gefragt wurde, was für den Sieg seines Teams entscheidend gewesen sei, überlegte er nur kurz und sagte dann: „Ich glaube, wir haben den Sieg mehr gewollt.“ Dass das eine messerscharfe Analyse war, ist vielleicht das Hauptproblem des 1. FC Köln.

Dabei hatte im Lager des SC vor dem Spiel große Skepsis geherrscht, ob gegen die Defensivfanatiker ais Köln überhaupt ein anderes Szenario denkbar sei als ein lausiges 0:0 oder eine 0:1-Niederlage durch den erfolgreichen Abschluss des einzigen Konters. Da der Gast jedoch so passiv wie befürchtet, aber schlampiger als erhofft auftrat, waren diese Befürchtungen gegenstandslos. Der SC hat mittlerweile 12 Punkte in sieben Spielen gesammelt und hätten die Kollegen aus Hannover und Mainz nicht noch Größeres vollbracht – man würde wohl von den Südbadnern als Überraschungsmannschaft der noch jungen Saison sprechen. „Das übernächste Heimspiel ist dann ja ein richtiges Spitzenspiel“, scherzte der zweifache Torschütze Rosenthal nach der Partie – Anfang November kommt Mainz 05 nach Freiburg.

Der SC ist dieser Tage völlig mit sich im Reinen, nach dem schwachen ersten Saisonstart gegen St. Pauli hat das Team nun sechsmal in Folge den kombinationssicheren Tempofußball gespielt, der der Idealvorstellung des Trainers nahe kommt. Dementsprechend gelöst machte sich der SC-Tross am Sonntag dann auch zu einer stark regional geprägten Version des üblichen Auslaufens auf. Mit Rebschere und Gummistiefeln ausgestattet traf sich die Mannschaft am Achkarrer Kastellberg (Kaiserstuhl), um einer der insgesamt über 20.000 badischen Winzerfamilien bei der Weinlese zu helfen.

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