INTERVIEW
„Es gibt große Defizite“
Bei Spielertransfers geht es um Millionensummen, an einer ganzheitlichen Betreung der Profis fehlt es allerdings meist immer noch, sagt die Sport- und Marketingmanagerin Samira Samii. Interview Matthias Greulich

 

Samira Samii„Berater sollten nicht nur bei lukrativen Vereinswechseln oder Vertragsverhandlungen aktiv werden“: Samira Samii ist die einzige Frau in Deutschland, die Profifußballer berät

 

 

Frau Samii, was könnte generell bei der Betreuung der Fußballprofis besser gemacht werden?
Samira Samii: Die Fußballprofis sollten von ihren Beratern viel umfassender und ganzheitlich betreut werden. Dies bedeutet, dass der Berater nicht nur bei lukrativen Vereinswechseln oder Vertragsverhandlungen aktiv wird, sondern auch in PR- und Marketingfragen sowie bei der persönlichen Entwicklung des Spielers. Unterstützung des Beraters sollte es auch in psychologischen Drucksituationen und zur Entlastung bei der Organisation des privaten Lebens geben. Das Ziel sollte es sein, sämtliche periphären Belastungen vom Spieler zu nehmen, damit er sich voll auf seinen Sport konzentrieren kann.  

Gibt es Defizite bei der Betreuung von Spielern, die aus anderen Kulturkreisen kommen?
Samira Samii: Vor allem bei Spielern aus Südamerika oder Afrika gibt es große Defizite. Diese Spieler kommen aus meist armen Ländern mit viel Sonne und einem anderen Leben als hier in Deutschland. Es ist nicht nur die neue Sprache, das kühle Wetter und das ungewohnte Essen in Europa sondern auch das fehlende soziale Umfeld. Viele Südamerikaner kommen auch nach Jahren noch nicht mit der kühlen deutschen Mentalität klar. Es fehlt ihnen die Lebensfreude Südamerikas.  


Selbst bei Bayern München ist es offenbar zu spät aufgefallen, dass ein Spieler wie Breno Probleme hat. Wie kann das in Zukunft besser verhindert werden?
Samara Samii: Durch eine ganzheitliche Betreuung durch den Verein und die Berater. Wobei gerade der FC Bayern und vor allem Herr Hoeneß auch in dieser Beziehung einen ganz hervorragenden Job machen und gemacht haben. Herr Hoeneß hatte sich meines Wissens auch seinerzeit persönlich um Sebastian Deisler gekümmert. Das sollte als Vorbild für alle Berater und Manager gelten!


Haben Sie es als Frau gegenüber den Profis leichter, weil diese Ihnen gegenüber leichter Schwächen zugeben können?
Samira Samii: Leichter denke ich nicht. Aber als Frau kann man mit den Spielern anders sprechen und es ist leichter die Gefühlsebene zu erreichen. Auf dieser Ebene sprechen die Profis ganz frei von ihren Zielen, aber auch von Ängsten und Problemen neben dem Fußballplatz. Wahrscheinlich ist es in einer reinen Männerwelt ein Zeichen von Schwäche, wenn man über Probleme und Ängste spricht.
Als Frau ist man eher die große Schwester oder Mutter. Die Spieler sprechen jedenfalls sehr offen mit mir.

"Xpro", die Wohltätigkeitsstiftung für ehemalige Fußballprofis in Großbritannien und Irland, hat in einer Untersuchung unter Fußballern festgestellt, dass die Mehrzahl der Profis fünf Jahre nach dem Ende ihrer Laufbahn mittellos ist. Trotz des durchschnittlichen Jahresgehalts von umgerechnet rund 1,7 Millionen Euro in der Premier League gelingt es 60 Prozent der englischen Profifußballer nach Angaben der "Xpro" nicht, ausreichende finanzielle Rücklagen zu bilden. Ist diese Situation bei ehemaligen Bundesligaprofis ähnlich?
Samira Samii: Eine derartige Untersuchung in Deutschland ist mir nicht bekannt. Bei den heutigen Spielergehältern von zwei Millonen Euro und mehr kann man sich nur schwer vorstellen, dass ein Spieler nach seiner Karriere mittellos wird. Jedoch denke ich auch, dass viele Spieler und im Besonderen Jungprofis und ausländische Spieler einen guten Finanzberater gut gebrauchen könnten. Ein guter Berater sollte in der Zusammenarbeit mit dem Spieler gemeinsam eine Zukunftsplanung erstellen, um seine Finanzen zukunftssicher zu optimieren und in der Post-Karriere-Planung behilflich sein.

 

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