FUNDSTÜCK
Stolperer statt Pudelmütze
Fredi Bobic wurde im Jahr 2004 eine Briefmarke gewidmet. Die Post der Färöer wählte seltsamerweise den sympathischen Schwaben für ein Motiv der Reihe "100 Jahre Fifa". Dabei wäre ein anderes Bild doch viel passender gewesen. Von Eberhard Spohd.

 

 

Briefmarke FäröerBriefmarkenmotiv: Fredi Bobic gegen drei Färinger. Foto Benne Ochs

 

Zum 100-jährigen Jubiläum des Weltfußballverbands Fifa veröffentlichte die färöische Post einen Satz Briefmarken. Das freut die Philatelisten, die gerne obskure Motive vom Ende der Welt in die Taschen ihre Alben packen. Die Färöer wiederum machen einen Teil ihres Umsatzes mit diesen Sondermarken, die sie an Sammler in aller Welt verkaufen. Alles wird da zum bunten Papier mit gummierter Rückseite, die Vogelwelt der Inseln, das einheimische Liedgut, nordische Sagen und Mythen. Und sogar Fredi Bobic.

 

Tatsächlich und überraschenderweise zeigt eine der Fifa-Frimærker den deutschen Nationalspieler. Nicht dass es der sympathische Schwabe nicht verdient hätte, schließlich hat er es doch bereits auf 37 Einsätze im schwarz-weißen Dress gebracht – viele mehr werden es, beiseite gesprochen, wohl nicht mehr werden – und dabei zehn Tore erzielt. Eines davon sogar gegen die Färöer, im EM-Qualifikationsspiel am 11. Juni 2003 in Tórshavn, der Hauptstadt der Inselgruppe. Und dennoch: Es stellen sich allerdings zunächst ganz andere Fragen, wenn man das Postwertzeichen betrachtet. Was verbindet Bobic mit den Inseln im Niemandsland zwischen Schottland und Island, die die Briten „Land of Maybe“ nennen – vielleicht sehen wir uns dort, wenn es das Wetter zulässt? Warum wirkt das Motiv so komisch? Warum entschied man sich nicht für einen satten Torschuss, sondern für eine Aufnahme, auf dem einer der Färöer wie angewurzelt auf den irgendwohin durch das Bild zischenden Ball starrt, ein zweiter auf dem Boden liegt, während ein dritter Fredi Bobic gerade foult? Hätte nicht ein WM-Qualifikationsspiel besser zum Thema Fifa gepasst, während man eine Europameisterschaft eher mit der Uefa verbindet? Und vor allem: Warum hat die färöische Post ausgerechnet dieses grottenschlechte Spiel ausgewählt, das die Deutschen erst durch zwei Tore in der 89. und 90. Minute für sich entscheiden konnten? Warum stammt die Abbildung nicht aus dem legendären Spiel der Färöer gegen Österreich?

 

Denn inzwischen ist der 1:0-Sieg vom 12. September 1990 in den nationalen Legendenschatz der Färöer eingegangen, als wäre es ein Mythos rund um Trolle oder eine Erzählung aus der Zeit der Wikinger. Man erinnert sich auf den Inseln gerne an den Tag, an dem Torhüter Jens Martin Knudsen zur Ikone wurde, weil er mit einer Pudelmütze aus färöischer Schafswolle auflief und jeden Schuss, den Toni Polster auf sein Tor abgab, wegboxte. Angeblich bekommen die österreichischen Spieler von damals bis heute zu jedem Weihnachtsfest einen Räucherlachs vom färöischen Fremdenverkehrsamt zugesandt. Da wäre es doch ganz passend, wenn dieses Päckchen mit dem Torschützen von 1990, Torkil Nielsen, freigemacht würde und nicht mit Fredi Bobic.

 

 

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