INTERVIEW
Alain Sutter: „Keiner kann dem Vergleich mit Ottmar Hitzfeld standhalten“
Der Schweizer war der etwas andere Bundesligaprofi beim 1. FC Nürnberg, Bayern München und dem SC Freiburg. Inzwischen arbeitet Alain Sutter unter anderem als erfolgreicher Mentalcoach in Richterswil am Zürichsee. Er hat gerade sein Buch „Stressfrei glücklich sein" veröffentlicht. Teil 1 des Interviews mit Henning Keltisch.

 

Alain SutterEr hat 62 Länderspiele für die Schweiz bestritten: Alain Sutter. Foto Pixathlon

 

RUND: Herr Sutter, Sie arbeiten inzwischen als Mentaltrainer. Worauf kommt es Ihnen an?
Alain Sutter: Das Motto meiner Arbeit in meiner Praxis ist gleichzeitig der Titel meines gerade erschienenen Buches: „Stressfrei glücklich sein“. Mit einer HRV (Herz Raten Variabilität) Analyse schaue ich mit meinen Klienten an was ihnen in ihrem Leben gut tut und was an ihrer Substanz zerrt. Anhand dieser Analyse und meinen Erfahrungen beginnt der Coachingprozess.

RUND: Wie viel Prozent der Leistungsfähigkeit im Sport wird durch mentale Stärke hervorgerufen?
Alain Sutter: Dies ist von Situation zu Situation und von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, es ist einfach ein Teil der dazugehört, um sein volles Potenzial zu realisieren.

RUND: Wie bewerten Sie aus ihrer Sicht die Fälle von den beiden deutschen Nationalspieler Sebastian Deisler und Robert Enke?
Alain Sutter: Der Druck in unserer Gesellschaft nimmt ständig zu und dies nicht nur im Sport, parallel dazu steigen auch die Menschen die unter Depressionen leiden.
    
RUND: Hat ein Umdenken eingesetzt in dieser Thematik?
Alain Sutter: Die Sensibilität gegenüber Depressionen ist sicherlich größer geworden aber die Mechanismen des Erfolges der erreicht werden soll laufen weiter und erschweren ein Umdenken.

RUND: Braucht jeder Profiklub einen Sportpsychologen?
Alain Sutter: Nein, was es jedoch in jedem Verein braucht ist gesunder Menschenverstand und Führungspersonen mit hoher Sozialkompetenz.


RUND: Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld hört nach der WM 2014 als Nationaltrainer der Schweiz auf. Ist es für einen neuen Trainer nicht zu schwer, unter Umständen mit ihm verglichen zu werden?
Alain Sutter: Keiner kann dem Vergleich mit Ottmar Hitzfeld standhalten, aber der neue Trainer übernimmt eine intakte Mannschaft, die sich noch weiter entwickeln kann, somit sind die Voraussetzungen sehr gut für den neuen Trainer.

RUND: Der FC Basel dominiert seit Jahren die Schweizer Liga. Worin sehen Sie die Gründe für diesen Erfolg?
Alain Sutter: In der guten, seriösen und kontinuierlichen Arbeit der Clubführung über Jahre hinweg.

RUND: Dank der vielen Kameras in den Stadien werden falsche Schiedsrichterentscheidungen in Sekundenschnelle offenbar. Solle zukünftig auf Fernsehaufnahmen während des Spiels direkt zurückgegriffen werden?
Alain Sutter: Kommt immer darauf an was man will. Fußball mit vielen Emotionen und Diskussionen oder absolut Gerechtigkeit und ohne Fehlentscheidungen.


RUND: Immer mal wieder gibt es Ärger mit den nicht gegebenen Toren. Könnte ihrer Meinung nach eine technische Hilfe falsche Entscheidungen verhindern?
Alain Sutter: Klar, die Frage ist auch hier, will man das.

RUND: Derzeit gelten laut Fifa-Regeln die Tatsachenentscheidungen des Schiedsrichters. Sollte dies in Zukunft auch bei groben Fehlentscheidungen so bleiben?
Alain Sutter: Auch hier gibt es dafür und dawider.

RUND: Würde ihrer Meinung die Einführung eines Profischiedsrichters die Qualität der Leitung eines Spiels verbessern?
Alain Sutter: Auch Profischiedsrichter werden Fehler machen, aber ganz ehrlich verstehe ich nicht weshalb einer der wichtigsten Figuren im Profifußball mit einer großen Verantwortung ein Amateur sein sollte.


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