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„Wenn Thomas Schaaf fährt, schlafe ich ein“
Als Klaus Allofs bei Werder Bremen begann, traute ihm Max Merkel nicht einmal zu, in der freien Wirtschaft einen Job als Parkplatzwächter zu übernehmen. Im RUND-Gespräch wirkt Allofs locker und zeigt den Besuchern sogar seine Sammlung von französischen und belgischen Fußballfachblättern, die er im Schrank aufbewahrt.


Klaus Allofs: „Thomas Schaaf und ich sind Freunde" Foto David Maupilé


RUND: Herr Allofs, Sie waren 1999 nicht unbedingt die erste Wahl für den Posten des Sportdirektors bei Werder Bremen?
Klaus Allofs: Moment, ich war nicht der einzige Kandidat. Aber das ist normal. Sonst hätte man wohl über die Fähigkeiten der Vereinsführung nachdenken müssen. Wenn ich in dieser Position schon einige Jahre gearbeitet hätte und tolle Resultate vorgezeigt hätte, wäre das anders gewesen. Ich war aber Berufsanfänger. Das Entscheidende war, dass ich die Gelegenheit bekam, mich vorzustellen – und offensichtlich überzeugt habe. Hansi Müller, Jürgen Sundermann und Bernd Gersdorff sollen gehandelt worden sein, aber das habe ich nur gelesen. Es hat mich nie sonderlich interessiert und auch nicht gestört.

RUND: Versuchen Sie kurz zu skizzieren, wie Werder es vom Mittelmaß zurück in die Spitze geschafft hat?
Klaus Allofs: Als zuerst Thomas Schaaf und dann etwas später ich 1999 unsere Arbeit aufgenommen haben, war Werder so eben dem Abstieg entronnen. Die Mannschaft hatte wenig Substanz. Es war in der Zeit nach Rehhagel nicht gelungen, diese kontinuierliche Aufbauarbeit, für die Werder stand, fortzuführen. Da galt es anzusetzen, gleichzeitig den Kader zu verbessern. Wir haben Rückschläge gelassen hingenommen, ohne gleich alles in Frage zu stellen. Und wir hatten keine Angst vor Neuerungen und Weiterentwicklungen. Dieses Familiäre bei Werder durfte nicht bedeuten, dass Bequemlichkeit Einzug hält. Unser Fünfjahresplan im Jahr 2002 beinhaltete, dass wir dreimal international dabei sein wollten. Aber wenn mir damals einer gesagt hätte, wir werden 2004 Meister und Pokalsieger, spielen dreimal hintereinander in der Champions League, dann hätte ich ihn für einen Träumer gehalten.

RUND: Werder liegt, was die Sponsoringeinnahmen betrifft, eher im Mittelfeld. Wie kann der Klub die Standortnachteile ausgleichen?
Klaus Allofs: Im Sport ist es schön, da kann man innerhalb einer Saison von Platz 18 auf Platz eins kommen. Bei diesen Dingen nicht. Das muss sich langsam entwickeln. Wir haben hier fast keinen regionalen Aspekt. Beck’s zum Beispiel gehört mittlerweile einer belgischen Holding. Aber es ist so, dass es – außer Bayern München – keinen Verein mit besseren Zahlen als Werder Bremen gibt. Wenn einer bei Werder Sponsor ist, dann, weil hier das Preis-Leistungs-Verhältnis absolut stimmt. Kik ist vom Bekanntheitsgrad extrem nach oben geschnellt. Wir kriegen hier sicher nichts geschenkt, aber durch die dritte Teilnahme an der Champions League in Folge laufen wir auch nicht mehr Gefahr, ohne Hauptsponsor dazustehen. Und es ist hinzugekommen, dass man Werder mit schönem und attraktivem Fußball in Verbindung bringt. Wir haben fünf aktuelle deutsche Nationalspieler. Mit Werder kann man sich identifizieren.

RUND: Sie und Trainer Thomas Schaaf gelten als kongeniale Partner. Hat es auch zwischen Ihnen mal richtig gekracht?
Klaus Allofs: Gekracht nicht. Aber ich sage ganz offen, dass wir schon mehrfach Fälle hatten, wo wir unterschiedlicher Meinung waren. Dann verdreht der Trainer die Augen oder ich sage: „Ach, hör auf.“ Aber dann gucken wir noch mal genauer hin. Über Gespräche sind wir doch noch zusammengekommen und waren schließlich der Überzeugung, dass wir das Richtige tun.

RUND: Wer hat denn in Sachen Transfers das letzte Wort?
Klaus Allofs: Ich, denn ich muss sie hinterher verantworten. Der Trainer muss es umsetzen und trägt da die Verantwortung. Aber die Situation hat sich noch nicht einmal angedeutet, dass ich einem Transfer zustimme und der Trainer außen vor ist.

RUND: Sind Sie mit Thomas Schaaf befreundet?
Klaus Allofs: Na ja, jetzt kann ich daraus ein großes Ding machen. Aber ja, es ist Freundschaft. Wir fahren nicht gemeinsam in Urlaub. Wenn ich mir ein Auto kaufe, dann frage ich ihn auch nicht, welches das richtige ist. Ich habe Freunde, mit denen ich selten über Fußball, sondern eher über andere Dinge rede. Dass ich mit Thomas Schaaf meistens über Fußball rede, ist auch klar. Aber wir haben absolutes Vertrauen zueinander. Vielleicht ist das schon mehr als Freundschaft. Ich weiß, dass nie etwas hinter meinem Rücken geschieht. Und das weiß er umgekehrt auch.

RUND: Sie sind oft gemeinsam unterwegs. Wer fährt zum Beispiel, wenn Sie mit dem Auto zu Gesprächen mit Spielern fahren?
Klaus Allofs: Meistens er, weil er gerne Auto fährt. Weil ich ebenfalls viel fahren muss, bin ich froh darüber. Und es ist sogar so, dass ich einschlafen kann. Das ist doch ein gutes Zeichen. Oder bin ich vielleicht todesmutig? Nein, er fährt wirklich gut.

Interview Sven Bremer und Matthias Greulich

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