Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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INTERVIEW
„Geschlechtsübergreifendes Torwartproblem“
Raphael Schäfer, Torwart des 1. FC Nürnberg, kann nachfühlen, wie es Nationalkeeperin Nadine Angerer nach dem WM-Aus geht. Interview Christoph Ruf.

 

Raphael SchäferVom WM-Aus der deutschen Frauen überrascht: Raphael Schäfer, Bundesligaprofi beim 1. FC Nürnberg
Foto Pixathlon

 

„Das Training mit den Männern bringt mir unheimlich viel“, hat Nationaltorhüterin Nadine Angerer vor der WM gesagt. Sie dürften wissen, was sie meint.
Raphael Schäfer: Nadine trainiert einmal in der Woche hier in Nürnberg – das ist ja von Frankfurt aus auch nicht allzu weit. Hier wohnt ihr Torwarttrainer Michael Fuchs, mit dem ich früher auch beim Club zusammengearbeitet habe, bis Andy Köpke ihn zum DFB geholt hat.

Klingt ein wenig kompliziert.
Ach, gar nicht. Nadine schaut mir beim Training zu, ich ihr. Und danach gehen wir etwas zusammen essen. Die Gesprächsthemen gehen uns dabei nie aus. Ich erzähle vom Club, sie von der Nationalmannschaft. Und wenn wir alles durch haben, können wir immer noch über Michael herziehen.

Hat Sie das Ausscheiden der deutschen Frauen überrascht?
Und wie. Zumal ich dachte, dass sie nach dem Frankreichspiel ins Turnier gefunden hätten. Aber insgesamt ist das Ausscheiden wohl nicht unverdient.


Würden Sie sagen, das Tor der Japanerinnen geht auf ihre Kappe?
Sie hat da die falsche Entscheidung getroffen. Es ist furchtbar bitter, wenn man in einem Turnier kaum Möglichkeiten hat, sich auszuzeichnen und dann an so einem blöden Gegentor beteiligt ist. Mir tut es unheimlich leid, dass sie so keine Chance hatte, ihre tolle WM von 2007 zu wiederholen. Ich weiß, dass Nadine hart für das Turnier gearbeitet hat.

Wie stark unterscheidet sich denn Ihr Training von dem der Kollegin?
Gar nicht mal so sehr. In Sachen Technik schon mal gar nicht. Wie man am besten zum Ball geht, ist ja unabhängig davon, ob der auf einen Mann, eine Frau oder ein Kind zufliegt. Und Michael Fuchs ist ein Trainer, der Wert auf ein modernes Torwartspiel legt, darauf, dass man mitspielt. Ich denke, das merkt man auch an Nadines Spiel.


Wo liegen dann die Unterschiede?
Ganz klar im Bereich der Athletik und der Schnelligkeit. Das ist wie beim Tennis, da wird die Männerkonkurrenz auch immer schneller und dynamischer sein. Trotzdem ist das Frauentennis populär und es gibt Menschen, die es sogar lieber anschauen. Im Fußball sehe ich aber schon noch Nachholbedarf.

Inwiefern?
Es spielen einfach noch viel zu wenige Mädchen Fußball, besonders im Tor fehlt es oft an Auswahlmöglichkeiten. Deshalb wäre es schön, wenn durch die WM jetzt ein paar Mädchen animiert würden, Torhüterinnen zu werden. Konkurrenz belebt auch zwischen den Pfosten das Geschäft.

Zumal bei den Frauen wohl auch seltener trainiert wird als im Männerbereich.
Da bin ich mir gar nicht so sicher. Nadine kommt, glaube ich, nicht auf weniger Trainingsstunden pro Woche als ich. Sie interpretiert ihre Position auf jeden Fall sehr modern, rückt weit auf und versucht das Spiel von hinten schnell zu machen. Über ihre Stärken braucht man ja nicht mehr viel zu sagen. Wer wie sie bei der WM 2007 ohne Gegentor geblieben ist, ist klasse.

Mit Verlaub: Schon das Tor, das sie gegen Kanada bekommen hat, schien nicht unhaltbar.
Dieser Freistoß über die Mauer in den Giebel? Der war nicht haltbar, da konnte sie absolut nichts machen. Generell spielen bei der WM aber auch 16- 17-Jährige im Tor, da muss man natürlich Abstriche machen. Und es scheint ein geschlechtsübergreifendes Torwartproblem zu geben, wenn ich mir die englische Keeperin so anschaue.


Gehört zum Job als Torhüter auch eine aggressivere Körpersprache? Die deutschen Frauen mussten sich nach dem Nigeria-Spiel den Vorwurf anhören, sie hätten sich gegen die Tretereien der Gegnerinnen nicht gewehrt. Auf eine Spielerin traf das nicht zu ...
Und das war die Torhüterin, stimmt. Auf der Position ist man eben offenbar ein bisschen anders, das liegt sicher an unserem Dasein als Einzelkämpfer. Oft will man die Mannschaft von hinten aufrütteln, kann aber kaum etwas machen, weil man so weit weg ist vom Ort des Geschehens.

Nadine Angerer hatte kürzlich ein Fotoshooting, bei dem sie eine Mütze von Heiner Stuhlfauth trug, dem legendären Club-Keeper, der von 1916 bis 1933 beim Club spielte.
Von mir hat sie die nicht, falls Sie darauf anspielen. Auch wenn ich auch schon mit so einer für die Club-Autogrammkarten posiert habe. Ich finde aber, dass ihre Fotos prima geworden sind, das passt einfach zu ihr.


Nadine AngererTrainiert einmal pro Woche mit Raphael Schäfer: Nadine Angerer, Torhüterin der Nationalelf Foto Pixathlon

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