Mark Pomorin

RASSISMUS

„Ach so fühlst du dich“

Viele seiner Träume hat Mark Pomorin wahr werden lassen. Der ehemaliger Spieler des FC St. Pauli und heutige Spielerberater machte parallel zu seinem Job in einer Werbeagentur das Abitur und ermuntert Hamburger Schüler, sich für eine Welt ohne Rassismus zu engagieren. Interview Matthias Greulich

Mehr >

MARADONA
Volltreffer mit Stil
Die schönsten Tore der Welt werden von Spielern aus Argentinien geschossen. RUND-Leser Johannes Köhler hat ein einmaliges Sonderheft der renommierten Sportzeitschrift „El Gráfico“ bei einem Straßenhändler in Buenos Aires gekauft. Es zeigt Diego Maradona im Zenit seines Könnens. Jetzt wird das Magazin, das Maradona 134 Mal auf dem Cover zeigte, eingestellt. Aufgezeichnet von Matthias Greulich.





El Grafico
„Tore als Lebensphilosophie“: der Unsterbliche in „El Gráfico“
Foto: Benne Ochs

 



„Komm her mein Junge und schau dir das an. Ein Heft mit den schönsten Toren der ganzen Welt“, ruft der Verkäufer wie ein Fußballreporter und zieht das „Goooool“ besonders lang. Jeden zweiten Tag steht er in einer Seitenstraße des Plaza del Mayo in Buenos Aires und verkauft Fußballzeitschriften aus den 80er-Jahren. Er kann kaum älter als Mitte 30 sein, er scheint die Hefte in seiner Jugend gesammelt zu haben. Alles Ausgaben des berühmten Magazins „El Gráfico“. Die schönsten Hefte hängen an einem Wäschetrockner, die anderen lagern in Pappkartons.

Johannes Köhler, der einige Tage in Argentinien Urlaub macht, will wissen, wen er für den besten Fußballer aller Zeiten hält, dabei würde ein Blick auf die Cover von „El Gráfico“ ausreichen: Die meisten zeigen Diego Armando Maradona. „Er war der Allergrößte“, sagt der Verkäufer, der sich als Horacio vorstellt. Auch auf der Sondernummer mit den schönsten Toren ist ein Aquarell von Maradona im Nationaltrikot zu sehen. Die Ausgabe ist – wie alle anderen – sorgfältig in Plastikfolie eingewickelt. Horacio löst vorsichtig den Tesafilm und nimmt es heraus. Kempes, Passarella, Platini und natürlich Maradona. Sie tragen enge Hosen und jubeln voller Hingabe über ihre Treffer. Passarella im weiß-roten Trikot von River Plate, Maradona im blau-gelben der Boca Juniors.

„Es ist all denen gewidmet, die aus dem Tore schießen ein Ziel, einen Stil oder eine Lebensphilosophie machten“, heißt es im Vorwort der Sonderausgabe, die 1988 erschien. Argentinien war zwei Jahre zuvor zum zweiten Mal Weltmeister geworden. Die Bilder vom Turnier in Mexiko stehen dann auch im Kapitel „Maradona, el genio“, das dem Genie huldigt. Auch DAS TOR ist in einer Grafik und als Bilderserie zu sehen. „Unsterblich!“, lautet die Überschrift, zu Maradonas Treffer gegen England, als er fünf Gegenspieler stehen ließ und auch Keeper Peter Shilton täuschte. „Er schoss nicht mit dem linken Fuß, wie alle Welt gedacht hatte. Stattdessen putzte er den Ball mit links, gleichsam leicht und vernichtend, und bog leicht nach rechts ab. Shilton blieb auf dem Rasen sitzen, wehrlos und ohne Reaktion.“

Inzwischen hat Lionel Messi es Maradona nachgemacht. Aber ob er jemals so häufig den Titel von „El Gráfico“ zieren wird, scheint ungewiss. Horacio, findet es richtig, dass Messi das Tor Maradona gewidmet hat, will nun aber lieber über die deutsche Weltmeisterelf von 1990 reden. Kohler, Buchwald, Völler, Klinsmann, Matthäus. Besonders Matthäus. „Wenn du in zwei Tagen wiederkommst, kann ich dir noch mehr von Lothar Matthäus zeigen. Ich habe ihn bewundert.“ Horacio zeigt die „Gráfico“-Ausgabe nach dem WM-Finale 1990, das durch einen zweifelhaften Elfmeter entschieden wurde. Wie alle Argentinier ist auch Horacio über die Schiedsrichterentscheidung empört, die einen Angriff von Roberto Sensini gegen Rudi Völler als Foul wertete. Die Journalisten des renommierten Magazins, das von 1919 bis 2018 erschien, blieben dennoch erstaunlich sachlich. „Es war kein Elfmeter, aber wir haben verdient verloren“, steht in der Ausgabe, die den weinenden Maradona mit der Silbermedaille um den Hals zeigt.

Zurück  |