KOLUMNE
Fast ununterbrochen Gänsehaut
Am Hauptbahnhof hat Javi Martinez ebenso wie Tausende Münchener die ankommenden Flüchtlinge willkommen geheißen. Der deutsche Profifußball engagiert sich wie der Bayern-Star für Flüchtlinge und setzt Zeichen. Von Samira Samii
Unsere Kolumnistin Samira Samii
Der deutsche Profi-Fußball engagiert sich bei der Integration von Flüchtlingen und hat sein erstes Programm „Willkommen im Fußball“ in Mainz gestartet. Es werden Sport-, Kultur- und Bildungsangebote in enger Zusammenarbeit mit dem 1. FSV Mainz 05 und in Trägerschaft der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung für junge Flüchtlinge angeboten. Weitere Projekte dieser Art werden in den kommenden Wochen in Berlin, Braunschweig, Leipzig und Stuttgart gestartet werden. Die Bundesliga-Stiftung unterstützt dieses umfassende Integrationsprogramm mit insgesamt 750.000 Euro an direkten Fördermitteln.
Die Willkommensbündnisse leisten direkte Hilfe im Bereich der Flüchtlingsarbeit und bestehen aus einer Kooperationen zwischen Profiklubs mit Amateurvereinen. „Ziel ist es, mit den Profiklubs bundesweit starke Allianzen zu bilden, um jungen Geflüchteten dabei zu helfen, sich eine echte Perspektive zu schaffen“, sagt der Stiftungs-Vorstandsvorsitzende Stefan Kiefer. Bayern Münchens verletzter Mittelfeldspieler Javi Martínez hat Flüchtlinge am Münchner Hauptbahnhof persönlich in Empfang genommen und beschenkt. Der spanische Nationalspieler brachte Kindern Fußbälle und Trikots als Willkommensgeschenke mit. Der FC Bayern München hat bereits eine Spende von einer Million Euro als Flüchtlingshilfe angekündigt. Zusätzlich plant der FC Bayern in Zusammenarbeit mit seiner Jugendabteilung und der Stadt München ein „Trainingscamp“ für Flüchtlinge.
Die Fans helfen, die meisten Klubs helfen, die Bundesliga-Stiftung hilft und viele Freiwillige helfen. Sie engagieren sich bei der Aufnahme der ankommenden Flüchtlinge. Viele Menschen helfen ehrenamtlich bei der Versorgung der Flüchtlinge und die Profi-Vereine organisieren Spielmöglichkeiten, laden in die Stadien ein oder Spenden größere Summen. Werder Bremen bietet regelmäßig ein offenes Training für Flüchtlinge an. Wie bei Werder Bremen entstehen zur Zeit überall im Deutschen Profifußball Initiativen, die sich um Flüchtlinge kümmern. Das Besondere dabei ist sicherlich die enge Zusammenarbeit mit dem Profifußball. Die Strahlkraft des Profifußballs im Land des Weltmeisters unterstützt dabei die positive und herzliche Willkommenskultur in Deutschland.
In diesen Tagen erlebe ich ein ganz besonderes Wechselbad der Gefühle, eine regelrechte Achterbahnfahrt der Emotionen und ich habe fast ununterbrochen Gänsehaut. Der Grund liegt wahrscheinlich in meiner eigenen Vergangenheit und die Erlebnisse meines Lebens werden durch die Bilder im Fernsehen wieder aufgefrischt. Auch in meinem Geburtsland Persien herrschte von 1980 bis 1988 Krieg zwischen dem Nachbarland Irak und dem Iran. Aus dieser Zeit sind mir noch immer die Bilder der Soldaten vor Augen, die viel Unheil und Elend über unser Land brachten. Damals gab es viele Iraner, die ins Ausland flohen.
Aus diesem Grund kann ich es sehr gut verstehen welche Strapazen die Flüchtlinge aus Syrien und anderen Ländern auf sich genommen haben um der Gefahr im eigenen Land zu entkommen. Menschen, die in kleinen Booten vor der Aussichtslosigkeit und Lebensgefahr flüchten. Menschen, die nach wochenlangem Kampf endlich in Europa angekommen sind. Viele nahmen die sogenannte Balkanroute und kamen über den West-Balkan nach Budapest und von da aus über Wien und Salzburg nach München. Es ist toll, dass wir in Deutschland ein so starkes Land sind um diesen armen Menschen zu helfen.
Andererseits ist es ein wenig befremdlich, wenn tausende von Flüchtlingen am Hauptbahnhof in München ankommen und ihnen zugejubelt wird, als seien sie Rockstars oder Fußballhelden. Am Hauptbahnhof gibt es momentan mehr freiwillige Helfer, als es Jobs gibt. Auch dies ist eine riesige Geste der Hilfsbereitschaft von Deutschland und vielleicht einzigartig in der Welt. Aber warum muss man ihnen zujubeln? Sie sind am Leben und in Sicherheit und sollten jubeln in einem so tollen, sicheren und wirtschaftlich starken Land wie Deutschland gelandet zu sein! Sie sollten den vielen freiwilligen Helfern, Sanitätern, Spendern und unserer Regierung zujubeln und dankbar sein!
Warm Welcome Refugees! – Herzlich Willkommen Flüchtlinge!
Heute bin ich eine erfolgreiche Sportmanagerin in der deutschen Fußball-Bundesliga und vielleicht sind unter diesen vielen Flüchtlingen auch zukünftige Manager oder Fußballprofis. Einer von ihnen hat es bereits geschafft. Der 19-jährige Ousman Manneh ist aus Gambia nach Deutschland geflohen und hat bereits im letzten Jahr einen Vertrag bei Werder Bremen unterschrieben. Vielleicht sind, dank der modernen Integrationspolitik in Deutschland sogar künftige Nationalspieler dabei, denn auch Mesut Özil, Sami Kedira, Lukas Podolski oder Jérome Boateng sind erfolgreiche Nationalspieler mit Migrationshintergrund.
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