DFB-POKAL
Wieder ein Großer

Der FC St. Pauli lieferte gegen Bayer Leverkusen eine taktisch nahezu perfekte Vorstellung ab. Der 1:0-Erfolg war auch so etwas wie das Comeback von Thomas Meggle. Von Matthias Greulich.

Vor dem Pokalspiel am Millerntor: Thomas Meggle und Bernd Schneider Foto Hochzwei


Als Thomas Meggle Schulter an Schulter mit Stefan Kießling stand und schimpfte wie ein Rohrspatz, war das wie ein Signal an die Mitspieler. Seht her, schien der 1,81 Meter große Meggle zu sagen, als er den elf Zentimeter größeren Nationalstürmer bedrängte, wir werden uns hier nichts gefallen lassen. Dass der St. Paulianer Fabian Boll kurz vor Schluss Meggles Anweisung zum verdienten Siegtreffer umsetzte, war der Schlusspunkt einer insbesondere taktisch bemerkenswerten Leistung des Zweitligaaufsteigers. Das Team war von Sportchef Holger Stanislawski und André Trulsen nahezu perfekt ausgerichtet worden, Bayer wurden keine Räume gelassen, in denen die individuell stärker besetzten Gäste ihr Spiel aufziehen konnten. Einzig die Ausflüge von Bernd Schneider auf der rechten Seite produzierten Gefahr, doch niemand war da, um sie zu verwerten. Neuzugang Theofanis Gekas, Torschützenkönig der vergangenen Saison mit Bochum, war ein Ausfall.

Leverkusen hat noch nie am Millerntor gewonnen, und das hat auch mit Meggle zu tun. Im Frühjahr 2002, beim letzten Aufeinandertreffen, als Trainer Klaus Toppmöller die grandios aufspielende Werkself ins Finale der Champions League führte, stand St. Paulis Mittelfeldspieler schon mal im Mittelpunkt. „Wenn du den verwandelst, bist du ein Großer", provozierten ihn die Leverkusener als er zur Ausführung eines umstrittenen Foulelfmeters bereitstand. Meggle traf zum 2:2-Ausgleich – ein Großer blieb er allerdings nicht lange. Sein Wechsel zu Hansa Rostock entpuppte sich als Sackgasse, er konnte sich in drei Jahren nicht durchsetzen. Meggle kehrte 2005 zurück zu St. Pauli, wo er die besten Momente seiner Karriere erlebt hatte. Nicht nur wegen des Verbalduells mit Kießling lieferte der 32-Jährige eines der stärksten Spiele seit seiner Rückkehr. Immer wieder gab er das Signal zum Pressing, gewann die meisten Zweikämpfe und lief unermüdlich.

Den Leverkusenern konnte man hinterher nicht einmal nachsagen, sie hätten den Zweitligisten unterschätzt. „Wir wussten, um was es geht", entfuhr es dem sichtlich genervten Bernd Schneider nach dem Knock out durch Boll. Die ausgelassen feiernden St. Paulianer konnten das bestätigen: Schneider habe ihnen den Handschlag nach dem Spiel verweigert, nahmen die Außenseiter den Zorn von „Schnix" als Anerkennung ihrer Leistung.

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