ITALIEN
Endlich wieder special
In einer verrückten Saison holt Antonio Conte mit Inter Mailand den Titel. Nun versetzt die Verpflichtung von José Mourinho als Trainer des AS Rom die Reporter in Aufregung. Von Giovanni Deriu

 

Romelu Lukaku und Antonio Conte feiern ein Tor für Inter MailandRomelu Lukaku und Antonio Conte feiern ein Tor für Inter Mailand. Foto Pixathlon Foto Pixathlon

 

Wo anfangen, nach dieser verrückten Pandemiesaison der Serie A?  Hier einige Notizen aus dem Land des (Fußball-)Stiefels, wo die Stadien zwar auch leer waren, die Zeitungen rund um den Fußball jedoch nie:

Trainer Antonio Conte, ehemals Juventus-Coach, wurde mit Inter 'Suning Group' Inter Mailand bereits vier Spieltage vor Saisonende Campione d' Italia. Nach elf Jahren, als sich ein gewisser "Special One" mit dem Triple verabschiedete, wandert der Scudetto wieder in die lombardische Metropole. Damit beendete Conte die Vorherrschaft von Juve, der alten Dame, die neun Mal in Folge Meister wurde. Einst war die Serie von ihm eingeleitet worden. Drei Mal nacheinander gewann Conte einst mit Juve den Titel, bevor er von Massimiliano Allegri und später von Maurizio Sarri (auch er mit dem letzten Titel) abgelöst wurde. So schließt sich der Kreis. 

Dass Andrea Pirlo den zehnten Titel in Folge für La Vecchia Signora Juve nicht holen würde, galt unter den Experten und Ultras als fast ausgemacht. Zu schnell wurde Pirlo ohne Erfahrungen als Trainer befördert. Erst sollte er die U23 übernehmen, RUND berichtete, um dann jedoch den geschassten Maurizio Sarri zu beerben. Wenigstens die Coppa Italia wäre im Mai noch drin, Gegner hier allerdings, Atalanta Bergamo, derzeit punktgleich mit Juve hinter Inter. 
Zu wenig Biss zeigten die Profis, teils noch Pirlos ehemalige Kameraden. Auch wenn sich Cristiano Ronaldo nichts vorwerfen lassen wollte, traf er doch erneut wie am Fließband, doch in der Champions League blieb auch CR7 blass. 

Vollends blamiert war dann Juve am Ende, als herauskam, dass Präsident Andrea Agnelli sein Juve unbedingt in der Europäischen Super League der Großkopferten haben wollte. Der Rest ist bekannt, Agnellis Ende noch offen... 

Zurück nach Mailand, circa 30.000 tifosi feierten die Meisterschaft am Wochenende nach den Toren von Hakimi und Eriksen in der Innenstadt vor dem Dom. Auf der Piazza, wo sich die Fans beider Clubs zum Stelldichein zeigen. Diesmal also nicht AC Milan, sondern die 'nerazzurri' von Inter. Lang war Milan vorne, und das macht die Meisterschaft für Contes Inter umso wertvoller. Lukaku sticht Ibrahimovic. Abstand, Masken unter den Tifosi? Die feierten als gäbe es kein Morgen mehr. Inter Mailand und das Virus, es wurde kurz zum Politikum. Eine Meisterfeier im Giuseppe Meazza ist schon angemeldet. Antonio Conte, der König von Mailand. 

 'Ave Mou', Kaiser von Rom, titelte La Gazzetta. Nicht Sarri, auch nicht Allegri, ja, auch nicht Ralf Rangnick, wurde es. Nein, kein Geringerer als 'The Special One' José Mourinho wird ab der kommenden Saison "Il Mister', Coach, der AS Roma. Morgens noch spekulierten alle Zeitungen auf Sarri, 'cento per cento', 100 %, nachmittags dann die Bombe, Mou wird Paulo Fonseca ablösen, der unter den Erwartungen blieb. Die Friedkin Group, Eigner der Roma, stand wohl schon lange mit Mourinho in Kontakt. Fonsecas Schicksal, immerhin darf er die Saison beenden, war nach dem 2:6 bei Manchester United quasi besiegelt. 

Die Fernseh- und Radiosender, die allgemeinen Sport-Gazzetten und Blogs bekamen sich kaum noch ein. Mourinho steht jetzt für Aufbruchsstimmung, wie sie selten herrschte. Dass der Portugiesische Coach nun nicht unbedingt für einen modernen oder revolutionären Fußball steht?, non interessa. Mourinho, der zweifache Champions-League-Gewinner (Porto und Inter), stehe für Erfolge und Fußballpsychologie, wie sich die Experten auf Radio Sportiva einig waren. Nur bei Tottenham zündete er weniger, ansonsten holte Mourinho aber überall Trophäen (auch bei Manchester United). 'Tituli', so Mourinho, soll es auch in der Hauptstadt geben. 

„Er ist ein wahrer Mann mit einer Meinung, der Stars führen kann. Ein Motivator, ja, ein Hexer, der nach Italien und zur Roma passt... “, sprach Bruno Conti, Altinternationaler und Weltmeister der AS Roma. Mourinho wird die Hauptstadt puschen, waren sich alle einig. Reporter aus aller Welt würden über AS Rom und Mou berichten. Fehle nur noch, witzelte ein Fachmann, Guardiola würde Lazio oder Juve übernehmen. Wunschdenken. 
Mourinho mache sich schon an die Kaderplanung, ob darin auch Dzeko eine Rolle spiele, sah man eher skeptisch. 

Die Serie A bleibt ein heißes Pflaster. 

Giovanni Deriu, RUND Autor und Sozialpädagoge, analysiert Biographien und ist seit 30 Jahren Beobachter des italienischen Fußballs. 


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