EM 2024

Teurer „Schuss aus der Pulle“

Volksparkstadion: Der Hamburger SV bekommt 23,5 Millionen Euro von der Stadt, um die Arena für die EM 2024 umzubauen.
Von Jörg Marwedel

 HSV-Uhr im Volksparkstadion
Bundesliga-Dino: Bis zum Abstieg 2018 tickte die HSV-Uhr im Volksparkstadion, das bald für die EM 2024 umgebaut wird. Foto Pixathlon

 

Es gibt im Profifußball viele Vereine, die wegen der Pandemie um ihre Existenz bangen. Die frischen Bundesliga-Absteiger Schalke 04 und Werder Bremen zählen dazu. Der Hamburger SV dagegen wird trotz verheerender Zahlen und dem zum dritten Mal verpassten Wieder-Aufstieg in Liga eins auf den ersten Blick besser aus der Krise kommen als manch anderer Klub. Das hat auch damit zu tun, dass die Stadt Hamburg das Gelände rund um das Volksparkstadion dem HSV für 23,5 Millionen Euro abgekauft hat und lediglich 423 000 Euro pro Jahr als Erbbauzins einfordert bis zum Jahr 2087. Der „Schuss aus der Pulle“, so der CDU-Fraktionschef der Bezirksversammlung Sven Hielscher, hat jedoch einen Haken.

Denn im kommenden Jahr muss der HSV mit der Renovierung des Stadions für die Fußball-EM 2024 beginnen. Und die wird nicht ganz billig. Zwischen 20 und 30 Millionen Euro wird sie nach Expertenmeinung kosten, also mindestens soviel, wie der HSV in diesem Jahr von der Stadt erhält. Ein Betrag, der laut „Abendblatt“ längst „verbucht“ ist, um ein rekordverdächtiges Minus wie 2014/15 (16,9 Millionen Euro) zu verhindern. Dabei ist der Klub laut Vertrag verpflichtet, alle Modernisierungen, die von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) für die EM gefordert werden, selbst zu tragen.

Und das ist eine Menge: ein neues LED-Flutlicht gehört ebenso dazu wie die Erneuerung der Sanitärräume und die Vergrößerung des Presse-Bereichs. Es braucht eine neue Beschallung, verbesserte Parkplätze und eine Renovierung des Stadiondachs. Die Frage ist: wie will der stark verschuldete HSV das bezahlen? Etwa durch einen Kredit der Stadt?

Schon einmal hat Hamburg dem HSV nachdrücklich geholfen, als man 1998 das Volksparkstadion dem Klub für eine symbolträchtige Summe von einer Mark überließ und der dort eine neue Arena bauen ließ. Da spielte der frühere SPD- Innensenator Werner Hackmann als Vorstandsvorsitzender des HSV eine tragende Rolle. Auch jetzt witterte die Bürgerschaftsabgeordnete der Linken, Heike Sudmann, wieder einen Deal, bei dem sich der „Senat quasi freiwillig über den Tisch ziehen ließ“.

Das sah Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) bei Abschluss des Vertrages im September 2020 ganz anders. Nach seiner Meinung profitieren beide Seiten von diesem Vertrag: der HSV werde „trotz der wirtschaftlichen Einbußen durch die Corona-Pandemie“ in die Lage versetzt, „aus eigener Kraft notwendige Investitionen für die Zukunft zu tätigen“. Die Stadt wiederum könne „ihre strategischen Interessen an städtischen Flächen langfristig absichern“. 

Nur: woher das Geld dann wirklich kommt, um das Stadion zu renovieren, bleibt vorerst eine spannende Frage. Bezirkspolitiker Hielscher kann sich nicht vorstellen, „dass der HSV gegen den Vertrag verstößt“. Vielleicht aber müssen die Politiker wieder einmal abwägen, ob sie die Teilnahme an der EM gefährden und Hamburg damit einen heftigen Imageverlust bescheren wollen, oder ob sie dem hochverschuldeten Zweitligaklub wieder einmal unter die Arme greifen.

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