Film
Doku über Franz Beckenbauer: Göttliche Form
Filmemacher Torsten Körner hat dem Weltfußballer von Giesings Höhen eine Hommage gewidmet, die dessen Bedeutung auch für Spätgeborene fassbar macht. Das ist Körner durchaus eindrucksvoll gelungen.
Glückliche Tage in New York: Franz Beckenbauer im Trikot von Cosmos
Foto: BROADVIEW Imago Werek
So muss es gewesen sein. „Der Ball ist die Vollkommenheit des Rades. So interpretiere ich es mal. Unser Sonnensystem ist rund, die Erde ist rund, der Mond ist rund, die Planeten sind rund. Diese Form ist göttlich, und deswegen ist der Fußball so entstanden“, sagt Franz Beckenbauer. Ein typischer Beckenbauer, der am Ende dieser bedeutungsschweren Sätze selber lachen muss. Seine Stimme lässt Filmemacher Torsten Körner in „Beckenbauer – Der letzte Kaiser" aus dem Hintergrund sprechen, so als würde sich der vor einem Jahr Verstorbene aus dem Jenseits an seine Bewunderer wenden. Körner wollte dem Weltfußballer von Giesings Höhen eine Hommage widmen, die dessen Bedeutung auch für Spätgeborene fassbar macht. Das ist Körner, der unter anderem Walter Beckenbauer und Günter Netzer ausführlich zu Wort kommen lässt, durchaus eindrucksvoll gelungen.
Schauspieler Matthias Brandt beschreibt verwundert, dass Beckenbauer als als bekanntester deutscher Fußball eigentlich der undeutscheste gewesen sei. Die Leichtigkeit, die seinen Außenristpässen und gar Freistößen wie im WM-Finale 1974 anhaftete, belegt dies eindrucksvoll. Als Walter Beckenbauer seinen jüngeren Bruder in New York besuchte, lernte er die anderen Weltstars wie Pelé bei Cosmos als Freunde seines Bruders kennen. Der Kaiser, der vor den Steuerbehörden in die USA geflohen war, wird spätestens in den USA zum Kosmopoliten. Günter Netzer berichtet, wie „unglaublich ehrgeizig" der Franz selbst bei seiner Station beim HSV noch gewesen sei. Nur wenige Monate nach seinem Karriereende wird Beckenbauer als Teamchef gebraucht, um die Nationalelf nach dem Aus von Bundestrainer Jupp Derwall zu trainieren. Wie ein Besessener schaut Beckenbauer Videos, bei seiner ersten WM als Trainer beleidigt er einen Journalisten, der DFB muss sich entschuldigen.
Körner hat sich bewusst dafür entschieden, nur männliche Gesprächspartner in seinem Film zu Wort kommen zu lassen. Der Fußball sei zu Beckenbauers Zeiten eine reine Männerwelt gewesen, begründet er diese Entscheidung, die in Beckenbauers letzter Lebensphase an ihre Grenzen stößt. So muss Günther Jauch als Zeuge vom Hörensagen erklären, warum Beckenbauer im Zuge der Sommermärchen-Affäre nicht versuchte, seinen Ruf zu retten. Doch das sind nur Marginalien angesichts des beeindruckenden Materials, das Körner zusammengetragen hat.
„Beckenbauer – Der letzte Kaiser“, drei Teile, ab 31. Oktober 2024 zunächst exklusiv bei Magenta TV und als Director’s Cut ab jetzt in der ZDF und Arte-Mediathek sowie am 7. Januar um 20.15 Uhr auf Arte und am 12. Januar um 16.30 Uhr im ZDF.
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