Weltfussball
China, Saudi-Arabien, USA: Drei Modelle, ein Ziel – Fußballmacht werden!
Die globale Fußballkarte befindet sich im Umbruch. Während Europa und Südamerika traditionell dominieren, greifen neue Akteure nach der Vorherrschaft – nicht nur mit sportlichen, sondern auch mit politischen und wirtschaftlichen Mitteln. Sportliche Ambition trifft dabei auf nationale Agenda – und in manchen Fällen auch auf gezieltes Sportswashing zur Imagepflege.
Foto Sebastian Vollmert
Chinas geplatzter Traum von der Fußball-Übermacht
China hatte Großes vor: Bis 2050 sollte der Fußball zur Nationalsportart aufsteigen, das Land die Weltmeisterschaft ausrichten und idealerweise sogar gewinnen. Präsident Xi Jinping persönlich trieb die Initiative voran, flankiert von staatlich gelenkten Investitionen in Stadien, Fußballschulen und Trainerzentren. Internationale Stars wie Hulk, Carlos Tevez oder Paulinho wurden zu horrenden Summen verpflichtet, um das nationale Fußballprofil zu schärfen. Der Plan umfasste alle Ebenen – von der Basis bis zur Spitze – und galt als beispielloses Großprojekt im internationalen Sport.
Doch die Realität fiel deutlich ernüchternder aus. Korruption, Misswirtschaft und fehlende Nachhaltigkeit untergruben das ambitionierte Vorhaben. Viele Initiativen wurden ohne langfristige Planung gestartet, mit fragwürdiger Motivation und geringem fachlichen Hintergrund. Politische Einmischung lähmte den Verband, die Nachwuchsförderung blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Letztlich erwies sich der chinesische Fußball als Projektionsfläche politischer Symbolik, jedoch ohne das nötige Fundament für echte sportliche Entwicklung. Die Abhängigkeit von ausländischen Stars wirkte mehr wie ein PR-Stunt denn als strukturelle Strategie.
Saudi-Arabien: Auf dem Weg zum System
Auch Saudi-Arabien setzt auf internationale Stars – doch im Gegensatz zu China erfolgt dies mit größerer Zielstrebigkeit und besserer Vernetzung. Mit dem Transfer von Cristiano Ronaldo begann eine neue Ära: Es folgten Neymar, Benzema und weitere Größen, die die nationale Liga aufwerteten. Zugleich investierte das Königreich nicht nur in Spieler, sondern auch in Know-how. Zahlreiche europäische Topklubs eröffneten Akademien vor Ort, die Infrastruktur wurde systematisch modernisiert. Die Übernahme von Newcastle United demonstrierte, dass man nicht nur lokal, sondern global denkt.
Die Ergebnisse sind bereits sichtbar. Das Land sicherte sich den Zuschlag für die Ausrichtung der WM 2034 – ein Meilenstein im globalen Reputationswettlauf. Al-Ahli gewann 2024/25 die asiatische Champions League, und Al-Hilal gilt bei der laufenden Klub-WM als einer der Geheimfavoriten. Besonders bemerkenswert: Bei den Wettanbietern ohne LUGAS im Test rangiert der Klub fast gleichauf mit europäischen Spitzenmannschaften – das 1:1 gegen Real Madrid untermauert diesen Anspruch. Saudi-Arabien ist auf dem besten Weg, sich sportlich wie politisch auf der Fußballlandkarte zu etablieren.
USA: Die Fußball-Evolution einer Sportnation
Die Vereinigten Staaten verfolgen einen anderen, weniger spektakulären, aber zunehmend effektiven Weg. Die Major League Soccer (MLS) wächst seit Jahren kontinuierlich, sowohl was Qualität als auch internationale Wahrnehmung betrifft. Stars wie Lionel Messi und David Beckham (als Klubbesitzer) tragen dazu bei, dass die Liga global Beachtung findet. Die USA setzen dabei auf eine systemische Entwicklung, die auf Training, Infrastruktur und Marktentwicklung abzielt.
Die kommenden Großevents werden als strategische Hebel genutzt. Die Ausrichtung der FIFA Klub-WM 2025 sowie der Weltmeisterschaft 2026 (gemeinsam mit Mexiko und Kanada) dürften dem Fußball im Land einen gewaltigen Popularitätsschub verleihen. Während der Männerfußball noch im Entwicklungsprozess steckt, gilt das US-Frauenteam längst als globale Benchmark. Diese Konstellation zeigt: Die USA denken langfristig – mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit, Marketingkompetenz und Nachwuchsarbeit.
Drei Wege, ein Ziel – doch wer liegt vorn?
China, Saudi-Arabien und die USA zeigen eindrucksvoll, wie unterschiedlich der Aufstieg zur Fußballmacht gestaltet werden kann. Während China mit großem Pathos, aber mangelhafter Struktur agierte und an internen Schwächen wie Korruption und politischer Übersteuerung scheiterte, setzen die USA auf ein wachstumsorientiertes Modell mit langfristigem Planungshorizont.
Saudi-Arabien wiederum verbindet sportliche Ambitionen mit geopolitischer Strategie – und erzielt bereits sichtbare Ergebnisse. Der Zuschlag für die WM 2034, internationale Klub-Erfolge und die globale Markenbildung zeugen davon, dass hier nicht nur das Image poliert, sondern auch Substanz aufgebaut wird.
Entscheidend wird künftig sein, wer seine Strategie mit Geduld, Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Verankerung weiterverfolgt. Während Saudi-Arabien kurzfristig die Nase vorn hat, scheinen die USA mittelfristig am stabilsten aufgestellt. China hingegen steht vor der Herausforderung, Vertrauen und Struktur neu aufzubauen, um nicht endgültig den Anschluss zu verlieren.
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