EUROPAPOKAL
Rohrbruch am Betzenberg
RUND-Autor Elmar Neveling erinnt sich an die packendsten Europacupspiele deutscher Teams. Platz 5: Kaiserslauterns grandioses Scheitern gegen Barça im Jahre 1991.

Jubel Barca
Häufiges Bild: Der FC Barcelona siegte zuletzt im Sommer 2011 im Europapokal. Selten hatte Barça so viel Glück wie in der Saison 1991/92 auf dem Betzenberg. Foto Pixathlon


 
Platz 5: Rohrbruch am Betzenberg

1. FC Kaiserslautern – FC Barcelona 3:1
Europacup der Landesmeister 1991/92, zweite Runde

Der 1. FC Kaiserslautern ist im November 1991 amtierender Deutscher Meister und noch niemals aus der Bundesliga abgestiegen. Und nun kommen die Stars des FC Barcelona in die Pfalz: Andoni Zubizarreta, Michael Laudrup und Hristo Stoichkov. Der Einzug in die erstmals ausgespielte Gruppenphase verspricht Mehreinnahmen. Das Hinspiel im Camp Nou hatte der FCK mit 0:2 verloren, wobei der Lauterer Guido Hoffmann sich den Luxus erlaubte, den Ball in bester Frank-Mill-Manier am leeren Tor vorbeizuschießen.

Hoffmann verwandelte seinen Frust in Trotz und kündigte vor dem Rückspiel an: „Wir werden die Bar√ßa-Stiere bei den Hörnern packen.“ Dem Spruch folgen Taten: Demir Hotic nickt bis zur 50. Minute zweimal ein, Bjaerne Goldbaeks 3:0 eine Viertelstunde vor Schluss lässt den Betzenberg beben. Dann die 90. Minute: Barça erhält noch einen letzten Freistoß. Ronaldo Koeman schießt die Kugel weit in den Strafraum hinein, Lauterns Abwehrspieler gehen nach dem Motto „nimm du ihn, ich hab’ ihn sicher“ zum Ball und das 1,72 Meter große „Kopfball-Ungeheuer“ José Maria Bakero köpft ins lange Eck zum 1:3. Der FCK ist raus. Die Pfälzer lassen sich nach Abpfiff fassungslos auf den Rasen fallen, bei einigen Profis fließen Tränen. „In unserer Kabine ist es nasser als nach einem Wasserrohrbruch“, fasst Trainer Kalli Feldkamp das Elend in Worte.

„Kaiserslautern war so überlegen, es wäre normal gewesen, hätten sie mit 4:0 oder 5:0 gewonnen“, bekennt Ronald Koeman, der nach seinem Popowischer 1988 am Trikot von Olaf Thon nicht unbedingt als Freund der Deutschen bekannt ist. Barcelonas Trainer Johan Cruyff stimmt zu: „So glücklich bin ich noch nie weitergekommen.“ Cruyff gewinnt mit Barça ein halbes Jahr später den Europacup.

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