MUSEUM
Hauptache Fußball: Museum kommt nach Dortmund
Auf dem außerordentlichen DFB-Bundestag wurde entschieden: Das deutsche Fußballmuseum kommt nach Dortmund. An dem biederen Konzept der dort geplanten Ausstellung muss bis 2012 allerdings noch kräftig nachgebessert werden. Von Justus Meyer.
Historischer Fußball: Ab 2012 in Dortmund zu sehen
Foto Mareike Foecking
Es ist nicht bekannt, in welcher Stadt Andi Möller das deutsche Fußballmuseum lieber gesehen hätte. „Dortmund oder Gelsenkirchen – Hauptsache Fußball!“, möchte man ihm in Anlehnung an sein berühmtes Zitat in den Mund legen. So wie dem Mittelfeldspieler, der in beiden großen Fußballstädten des Ruhrgebiets auf dem Rasen wirkte, verhielt sich auch das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB): Auf dem außerordentlichen Bundestag in Düsseldorf ließ es die Delegierten aus den Landesverbänden über den zukünftigen Standort des Museums abstimmen.
Mit 137 zu 102 Stimmen bei zwölf Enthaltungen haben sie sich relativ knapp für Dortmund entschieden. Zuletzt hatten sich Köln und Oberhausen aus dem Rennen verabschiedet, und der Kandidatenkreis war auf von 14 auf zwei geschrumpft: Dortmund oder Gelsenkirchen. In diese sehr fußballverrückte Landschaft scheint ein Nationales Fußballmuseum auf den ersten Blick gut zu passen. Die Dortmunder Bewerbung hatte mehr zu bieten: Während Gelsenkirchen ein Grundstück weitab vom Zentrum in der Nähe der Arena Auf Schalke offerierte, wird Dortmund ein zentrales Areal gegenüber dem Bahnhof in unmittelbarer Nähe zu anderen Kultureinrichtungen zur Verfügung stellen. Zudem hat Dortmund eine bessere Verkehrsanbindung als Gelsenkirchen.
Es ist lange überfällig, dass Deutschland ein Fußballmuseum bekommt. Der DFB ist mit über sechs Millionen Mitgliedern der größte Einzelverband der Welt und Fußball ein Teil der deutschen Kultur. Seit über 100 Jahren wird in Deutschland Fußball gespielt. Spätestens bei der WM 2006 im eigenen Land, als Millionen die Fanmeile in Berlin bevölkerten, muss auch im DFB die Einsicht gereift sein, dass es an der Zeit ist.
In England haben sie es wie immer vorgemacht. Zunächst eröffneten Vereine wie Manchester United ihre eigenen Museen, und 1999 wurde ein nationales Fußballmuseum in Preston eingeweiht. Der HSV, Werder Bremen, Schalke 04, der BVB, der 1. FC Köln und andere zogen nach, und verbuchen in ihren Vereinsmuseen sehr zufrieden stellende Besucherzahlen.
Am Konzept des 30 Millionen Euro teuren Projekts, das 2012 fertiggestellt werden soll, muss allerdings noch gefeilt werden. „Wir folgen dem bewährten Museumsgrundsatz sammeln und bewahren“, so erläutert DFB-Schatzmeister und Projektleiter Horst R. Schmidt zunächst die Grundidee des Museums. Das ist so wenig neu wie kreativ. Auf über 6000m² sollen drei Ebenen entstehen: Ausstellungen zur Geschichte des deutschen Fußballs, ein Parcours zum Kultur- und Gesellschaftsphänomen Fußball und eine Ruhmeshalle des deutschen Fußballs, neudeutsch „Hall of Fame“ genannt. Nach Schmidts Auffassung soll das Museum alles andere als ein Ort der Besinnlichkeit werden. Dem DFB schwebt eine Erlebniswelt vor, aufregend wie ein packendes Spiel. Zum Glück bleiben bis 2012 noch drei Jahre Zeit, um dem biederen Konzept etwas Individualität und Phantasie einzuhauchen. Das Virtuelle, Multimediale, Interaktive darf dabei nicht zum Selbstzweck verkommen. „Hauptsache Fußball“, Andi Möller sagen.
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