Film
140.000 Stunden für Union
Ein filmisches Denkmal für die Stadionbauer von Union Berlin: „Eisern vereint“, der Dokumentarfilm von Andreas Gräfenstein, ist sehenswert – auch wenn man nicht regelmäßig in die Alte Försterei geht. Von Jonas Strohschein

Eisern vereint

Sehenswert: Der Dokumentarfilm über den Umbau der Alten Försterei

 

Es war ein weiter Weg auf die Baustelle für den Fan aus Brasilien. „Det is ne Herzenssache! Ich könnt auch arbeiten gehen, Geld verdienen. Aber ich sach mir, sowatt kommt nicht jedes Jahr!“ 680 Tonnen Stahl verbauten er und 2.300 weitere Anhänger des klammen Traditionsvereins. Sie legten 6.000 Meter Kabel und vermalten 3.000 Liter Farbe in mehr als 140.000 Arbeitsstunden – unentgeltlich. Angesichts akuter Finanzprobleme hatte dem klammen Traditionsverein der dauerhafte Umzug aus der maroden Alte Försterei in den verhassten Jahn-Sportpark gedroht. Ein Schreckensszenenario für die Fans. Und so bauten die Anhänger in einer einzigartigen Aktion ein neues Wettkampfrund für die „Eisernen“.

Ein Jahr lang, von der Grundsteinlegung, bis zum Eröffnungsspiel gegen den Berliner Stadtrivalen Hertha BSC, hat der Dokumentarfilmer Andreas Gräfenstein die Bauarbeiten begleitet und dem Traditionsverein und seinen Anhängern ein Denkmal gesetzt: Mit viel Liebe zum Detail porträtiert er die Stadionbauer, zeigt ihre Lebensentwürfe und lässt ihnen Zeit, ihre Motivation zu erklären.

Es sind sehr unterschiedliche Fans, die etwas für Union tun. Ein langhaariger Lebenskünstler und ein kahlrasierter Trockenbauer machen gemeinsam Pause, um die Profis beim Training zu beobachten. Die 90-Jährige, die einst beim Theater war, hat Kuchen für die Arbeiter gebacken. Und ein arbeitsloser und alkoholkranker Maler sieht den Stadionausbau als Chance für den Wiedereinstieg in einen geregelten Alltag. Studenten verbringen ihre Semesterferien am Rüttler statt am Schreibtisch. Familien machen Wochenendausflüge mit Schaufel und Besen. Arbeiter opfern ihren Jahresurlaub. „Det is hier ne große Familie.“

Der Film überzeugt durch gut gefilmte Bilder und gelungene Schnitte. Gräfenstein zeigt den Bau in videoclipähnliche Sequenzen. War man nicht selber auf der Baustelle hat der Film allerdings einige Längen. Die terminlichen Probleme beim Bau des Stadiondaches waren für die Beteiligten zwar nervenaufreibend, liefern dem Zuschauer allerdings keinen wirklichen Spannungsbogen. Das ändert sich mit dem Tag der Wiedereröffnung der Alten Försterei: Angespannt sitzen die Stadionbauer zur 311. und letzten Baubesprechung zusammen. Die Bauleiterin kämpft mit den Tränen, während sie zum letzten Mal ihre Instruktionen gibt. Als später am Tag dann 19.000 Fans mit Bauarbeiterhelmen auf dem Kopf das Stadion füllen und Nina Hagens Vereinshymne „Eisern Union“ mitsingen, bekommen auch neutrale Zuschauer Gänsehaut.

RUND-Tipp: Anschauen.

Klicken Sie hier, um den Trailer von Eisern Vereint zu sehen.


EISERN VEREINT
Die Stadionbauer von der Alten Försterei
Gedreht auf HDV
Laufzeit 82 Minuten

14,95 Euro

Zu Bestellen im Fanshop von Union Berlin

 

 

Fans von Union Berlin

Eisern: Fans von Union Berlin Foto Henning Angerer/Hoch Zwei

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