KLEIN-KLEIN
Tieffliegende Schwalben und Twitter-Attacken
Frühlingsgefühle: Schwalbenkönig schämt sich und verschießt Elfmeter absichtlich; Schweizer Schiedsrichter ist temperaturunempfindlich und Chelsea-Nachwuchs macht viel Rauch. Von Henning Klefisch

 

Vogel auf dem PlatzDie Vögel fliegen tief: Szene von der WM 2010 in Südafrika
Foto Pixathlon

 


Twitter-Angriff auf Ex-Profi
Es war keine Fanpost, die der 21-jährige Jurastudent Joshua Cryer da twitterte. Der angehende Jurist wollte eine Reaktion des englischen Expprofis Stan Collymore provozieren. Die gab es nicht, aber eine Verurteilung vor einem Gericht in Newcastle, weil Cryer sein ehemaliges Idol rassistisch beleidigt hatte.

Die Richter waren der Überzeugung, dass der Student eine berühmte Persönlichkeit vor aller Öffentlichkeit bloßstellen wollte. Der Verteidigungsversuch Cryers, er sei Opfer einer perfiden Hackerattacke geworden, ging ins Leere. Die Beweise gegen ihn waren so erdrückend, dass er schließlich vor Gericht zugab , dass er im Januar über mehrere Tage lang Nachrichten mit beleidigendem Inhalt getwittert hatte.

Collymore, Exprofi von Liverpool, Aston Villa und Nottingham Forest, steht in England trotz vergleichsweise mickriger drei Länderspiele häufig in den Schlagzeilen: Er unterstützt Kampagnen gegen Rassismus und für das bessere Verständnis der Depressionskrankheit. Nach seiner sportlichen Karriere hat er sein Image als Lebemann gepflegt und war 2005 in "Basic Instinct" als Liebhaber von Sharon Stone im Kino zu sehen.

Mit den Twitter-Attacken dürfte nun aber endlich Schluss sein: Joshua Cryer wurde vom Gericht zu 240 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt und muss 150 Pfund Gerichtskosten zahlen.


Schwalbenkönig verschießt freiwillig
Man kann es anschauen, so oft man will: Ein Foul an Vittorio Esposito war so gar nicht zu erkennen. Der Schwalbenkönig besaß dann noch die Frechheit, den Witz-Elfmeter  für sein Team im italienischen Amateur-Pokal selber schießen zu wollen. Der US Termoli wäre eine Runde weitergekommen, die Mannschaft von Torres Opfer eines Betrugsversuch geworden. Was dann passsierte, gab den Zuschauern den Glauben an das Gute im Fußballer zurück. Esposito löffelte den Ball kurz vor Schluss weit übers Tor und wurde in Italien für gelebtes Fair Play gefeiert.

http://www.youtube.com/watch?v=6u8yScQtk-0


Schiri ohne Temperaturempfinden
Es ist für Schiedsrichter von großem Vorteil, wenn sie auch in einer hitzigen Atmosphäre stets kühlen Kopf bewahren. Sascha Kever, 36-jähriger Referee aus der Schweiz, ist gar außerordentlich temperaturunempfindlich. Beim Spiel Luzern gegen Grasshoppers Zürich nahm er eine etwa 1.000 Grad heiße Fackel in die Hand, die aus dem Fanblock der Grasshoppers Zürich geworfen wurde.

Kein Spieler hatte sich getraut, die Pyrotechnik zu entsorgen. Der Spielleiter aus Muzzano im Tessin äußert sich auf seiner Facebook-Seite ironisch zu seiner mutigen Tat: „Das Problem ist, wenn du deinem Sohn immer sagst ... man spielt nicht dem Feuer!“

Bereits zum Rückrundenstart wurde er vom Schweizer Boulevardblatt "Blick" schon als „der härteste Schiedsrichter der Welt“ betitelt. Das Spiel Luzern gegen den FC Zürich hatte er bei minus 15 Grad im Kurzarmshirt und kurzen Hosen angepfiffen.


Sascha KeverImmer im kurzärmeligen Trikot: Schiedsrichter Sascha Kever läuft auch bei minus 15 Grad in kurzen Hosen herum Foto Pixathlon



Chelsea-Nachwuchs macht richtig Rauch
Wenn man Jacob Mellis wenigstens beim Qualmen einer Zigarette erwischt hätte. Der 21-jährige Spieler von Chelseas Reservemannschaft hatte allerdings eine Rauchbombe im Klubheim Cobham gezündet, das daraufhin komplett evakuiert werden musste. Nachdem Ashley Cole im Februar 2011 versehentlich einen Studenten mit einem Luftgewehr auf dem Trainingsgelände getroffen hatte und straffrei ausging, verstand der Klub beim wilden Nachwuchs jetzt keinen Spaß.

Im Verlauf der "vollständigen und gründlichen Untersuchung" gestand Mellis, die Bombe gezündet zu haben, Mitspieler Billy Clifford hatte die Pyrotechnik zuvor eingeschleust.  Mellis muss Chelsea verlassen, Clifford kommt mit einer Geldstrafe davon. Mellis hatte im November 2010 sein Debüt in der Champions League gegeben. Clifford war ein fester Bestandteil in Chelseas-Reservemannschaft und unterzeichnete erst im Sommer letzten Jahres einen neuen Vier-Jahres-Vertrag.

Im Umkleideraum der Reservemannschaft gab es diese Explosion. Von Feuerwehrleuten wurde sie letztlich entschärft. Zum Glück kam kein Mensch zu Schaden, denn Spieler, Offizielle und der Betreuerstab von Chelseas Reserve sowie sämtliche Jugend- und Akademieteams wurden aus dem Komplex evakuiert.

Rassen ChelseaVorsichtsmaßnahme: An der Stamford Bridge wird vor tieffliegenden Bällen gewarnt, auf dem Trainingsgelände geht des gefährlicher zu. Foto Pixathlon

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