KLEIN-KLEIN
Stimmlos in Posen, Seehunde in Krakau
Bei dieser EM verlieren Trainer ihre Stimme. Außerdem: Die Tochter Gottes entzaubert ihren berühmten Vater. Von Henning Klefisch
Begrüßung in Krakau: Schon bei der Ankunft in Polens ehemalige Hauptstadt hatten Andy Carroll, Martin Kelly und Steven Gerrard ihren Spaß Foto Pixathlon
Englands Kicker machen die Seerobben neidisch
Die Seerobben wären blass vor Neid geworden, wenn sie dieses Wasserschauspiel gesehen hätten. Schauplatz war der pompöse, im Retro-Stil gehaltene Badebereich im Teamhotel der englischen Nationalmannschaft in Krakau, der Schauplatz eines Kopfballdoppelpass allerfeinster Güte sichtbar wurde. Einige Fotografen und Kameras waren dabei, als Alex Oxlade-Chamberlain zusammen mit Torwart Joe Hart 20 Kopfbälle im Becken schaffte. Zeitzeuge wurde Englands Kapitän Steven Gerrard, der den neuen Hoffnungsträger der „Three Lions“ ein wenig nass machte. Die gute Stimmung der Engländer wird nun mindestens bis zum Viertelfinale gegen Italien am Sonntag in Kiew anhalten. Blöd nur, dass die Profis von der Insel ihren Pool in Krakau verlassen müssen.
Maradona mit Loser-Image
Für die Fußballfans dieses Planeten ist Diego Armando Maradona ein Fußballgott, der beste Fußballer aller Zeiten und die schlitzohrige Hand Gottes. Seine Tochter zeigt jedoch in einem Theaterstück eine andere Seite ihres Vaters. Nach 25 Jahren hat sie es endlich geschafft, eine eigene Identität zu finden und sich von der Last des Vaters zu befreien.
So erklärte sie kürzlich den argentinischen Medien: „Ich habe endlich begriffen, dass Dalma, die Schauspielerin, nicht von Dalma, der Tochter von Diego, getrennt werden kann.“ Selbstbewusst steht sie auf der Bühne und präsentiert das Stück „La hija de Dios“(Die Tochter Gottes). Natürlich ist dieser Begriff ironisch gemeint, weil man ihr bei dem etwa eineinhalbstündigen Einzelauftritt anmerkt, dass sie selbstbewusst und souverän ist.
Eine besondere Geschichte hat die dunkelhaarige Frau während ihres Auftritts preisgegeben: „Kurz vor meinem zwölften Geburtstag fuhren wir alle im Auto, mein Vater am Steuer. Ich machte einen Kommentar über ein Auto, das an uns vorbeifuhr und mir sehr gefiel.“ Was sie fortführte, war ein Beweis für Maradonas fehlendem Sinn für Realismus: „Wenige Tage später, an meinem Geburtstag, stand das Auto vor unserer Haustüre. Papa gratulierte mir und zeigte einladend darauf. Und ich fragte: „Ist das für mich? Aber, Papa, ich bin ja erst zwölf. Ich darf doch gar nicht Auto fahren.“ Da sagte er: „Dann sollen doch deine Freunde dich fahren.“ Ich war entsetzt und schrie ihn an: „Papa, meine Freunde sind auch alle zwölf!“ Am Ende erklärt sie in ihrem Monolog: „Aber es zeigt, dass auch Diego Maradona eine Loser-Seite haben kann.“ Maradona-Anhänger sehen dies bestimmt völlig anders.
Vorwurf der Geldwäsche: Caminero, Sportdirektor von Atletico Madrid Foto Pixathlon
Atlético-Sportdirektor muss vor Gericht
Beim hochverschuldeten Verein Atlético Madrid kann den geneigten Fußballfan nicht mehr viel schocken. Nun melden spanischen Medien, dass Atléticos Sportdirektor Jose Luis Perez Caminero sich demnächst vor Gericht wegen des Vorwurfs der Geldwäsche verantworten muss.
2009 war er mit 58.500 Euro Bargeld aufgegriffen worden, die er von Valladolid nach Madrid transportieren wollte. Damals war Caminero Sportdirektor von Real Valladolid. Der Fall ist in Spanien als "Casa Caminero" bekannt. Bei anderen Tatverdächtigen wurden 570 Kilo Kokain gefunden.
Caminero war Profi bei Atlético und in Valladolid. Als Nationalspieler nahm er an der WM 1994 und EM 1996 teil.
Stimmlos: Cesare Prandelli Foto Pixathlon
Stimme weg dank Balotelli
Durch seine exzentrische Art hat Mario Balotelli schon den einen oder anderen Trainer in die Verzweiflung getrieben. Jüngstes Opfer ist Cesare Prandelli, der wegen des Angreifers kurzfristig sogar seine Stimme verloren hat. Beim 1:1 gegen Krotatien hatte der Nationalcoach laut und ausgiebig schreien müssen, so dass er in der Pressekonferenz mit heiserer Stimme zu Protokoll gab: „Die Auswechslung von Mario? Ich habe meine Stimme verloren, weil ich 15 Minuten wegen ihm Anweisungen geben musste. Es war nicht erfolgreich, denn er hat seine Position nicht gehalten.“ Und ehrlich gibt Prandelli zu: „Wenn wir diesen Jungen lieben, müssen wir ihm die Wahrheit sagen.“
Prandellis Vertrauen in ihn hat sich durch Balotellis Tor nach seiner Einwechslung gegen Irland ausgezahlt. „Ich werde ihn nie im Stich lassen, aber keiner darf nur sagen „Ich“ in unserem Team. Ich werde immer gefragt, wie lange Italien auf Balotelli warten muss. Drei Tage. Wir erwarten eine beeindruckende Reaktion von ihm“, hatte Prandelli gehofft. Diese Reaktion ist gekommen – und Prandellis Stimmbänder geschont werden.
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