INTERVIEW
„Das Leben in Mali war vorher schon sehr schwierig“
Aufgewachsen in Frankfurt wurde Bakary Diakité malischer Nationalspieler. Mittlerweile spielt der Angreifer, der Eintracht Frankfurt 2003 in die Bundesliga schoss, in der thailändischen Profiliga und studiert an der Fernuni Hagen. Der 32-Jährige über den Konflikt im Land seines Vaters und eine mögliche Rückkehr nach Deutschland. Interview Henning Klefisch.

 

Bakary Diakité

Bundesligaprofi in Mainz: Zwischen 2006 und 2008 machte Bakary Diakité neun Bundesligaspiele für Mainz und schoss ein Tor.

 

Herr Diakité, wie intensiv sind Ihre Kontakte nach Mali?
Bakary Diakité: Ich habe eine große Familie in Mali. Ich bin fast täglich mit meiner Familie in Kontakt.

Wie bewerten Sie den Konflikt im Land?
Bakary Diakité: Es ist nicht gut, dass sich die Lage so entwickelt hat. Das Leben in Mali war vorher schon sehr schwierig. Mali zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Ich hoffe, daß das Land schnell wieder zur Ruhe kommt. Es ist aber bemerkenswert, daß auf einmal so getan wird, als ob Europa Mali jetzt die Demokratie bringen will. Die Probleme haben schon seit sehr langer Zeit bestanden, aber man fand es nie erforderlich den Menschen in Mali zu helfen.

Sie haben für die malische Nationalmannschaft gespielt. Ist die Nationalmanschaft immer noch ein Thema?
Bakary Diakité: Ja natürlich.

Sie sind nun 32 Jahre alt und können noch einige Jahre spielen. Haben Sie schon Ideen für die Zeit nach dem Karriereende?
Bakary Diakité: Ich werde mein Studium an der Fern-Uni in Hagen parallel weiterführen und bis dahin beenden und dann könnte ich mir durchaus vorstellen meine Erfahrung aus dem Fußball zu nutzen!

Wo stehen Sie jetzt unter Vertrag?
Bakary Diakité: Ich habe in Thailand bei Army United unterschrieben in der Thailand Premier League.

Zuvor waren sie im Iran. Wie kam es dazu?
Bakary Diakité: Das war eigentlich ein Zufall. Ein Manager hatte mich über meine Homepage www.bakary-diakite.com kontaktiert. Daraufhin bin ich hingeflogen und hab es mir angesehen. Es hat mir gefallen und deshalb habe ich dort unterschrieben.

Wie ist es dort gelaufen?
Bakary Diakité: Ich habe dort eine super Saison gespielt, wir waren sehr erfolgreich und haben es bis ins Pokal-Finale geschafft. Die Mannschaft war gut eingespielt und trotz sprachlicher Barrieren hat man sich gut verstanden. Das Land ist trotz seiner Probleme sehr schön und eine Reise wert. Die Iraner sind sehr höfliche und zuvorkommende Menschen. Deshalb bin ich dann auch noch ein Jahr länger dort geblieben!

Was sind die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem iranischen Fußball?
Bakary Diakité: Der iranische Fußball ist wirklich gut entwickelt. Es gibt sehr viele gute Fußballspieler und einige Spieler wie zum Beispiel Karimi oder Mahdavikia haben auch schon in Deutschland gespielt. Die deutschen Vereine sind natürlich besser organisiert und strukturierter als die iranischen, auch die Ausbildung und Jugendarbeit ist nicht zu vergleichen, aber die iranische Liga genießt einen sehr guten Ruf in Asien.

Haben Sie an bestimmte Vereine besonders emotionale Erinnerungen?
Bakary Diakité: Ich komme aus Frankfurt und bin bei Eintracht Frankfurt groß geworden und habe durch das emotionale Spiel gegen Reutlingen natürlich auch ganz besondere Erinnerungen an mein letztes Spiel bei der Eintracht. Natürlich habe ich dahin und insbesondere zu den Fans eine besondere Verbindung und das wird immer so bleiben.

Wie ist der Kontakt zu Jürgen Klopp, der Sie damals in Mainz trainiert hat?
 Bakary Diakité: (lacht) Zur Zeit gibt es keinen Kontakt, aber er macht sein Ding ja auch so gut!

Wie bewerten Sie ihre Auslandsstationen bei De Graafschap und Nizza. Waren dies wichtige Erfahrungen?
Bakary Diakité: Ja, natürlich. Ich habe in Holland unwahrscheinlich viel über Taktik und Technik gelernt und konnte in Nizza internationale Erfahrung sammeln und dadurch auch malinesischer Nationalspieler werden.

Warum kam es zum Weggang aus Deutschland?
Bakary Diakité: Nach meinem Abitur bekam ich die Möglichkeit nach Holland zu wechseln, die für ihre gute Ausbildung von jungen Spielern bekannt ist. 2003 teilte mir Eintracht Frankfurt dann kurz vor Ende der Zweitliga-Saison mit, dass Sie nicht mehr mit mir planen und sie neue Spieler verpflichtet haben. OGC Nice bekam Wind davon und somit landete ich in der 1. Liga in Frankreich.

Bei Zweitligist Erzgebirge Aue haben sie im Oktober vorgespielt. Was waren die Gründe, warum es nicht geklappt hat?
Bakary Diakité: Da kommen immer unterschiedliche Faktoren zusammen, aber über so etwas im nach hinein zu sprechen ist immer schwierig. Eines kam in jedem Fall für alle etwas überraschend: der große Pressewirbel um eine eventuelle Verpflichtung. Das macht es nicht immer leichter!

Was muss ein Profi mitbringen, um in Deutschland bestehen zu können?
Bakary Diakité: Sehr viel Ehrgeiz, natürlich Talent, starke Nerven und ne ganze Menge Glück!

Wie bewerten Sie ihre bisherige Karriere?
Bakary Diakité: Ich kann mich nicht beklagen. Man will zwar immer mehr erreichen, aber es gibt so viele gute Spieler, die es sehr viel schwerer haben!

 

Bakary Diakité, aufgewachsen in Frankfurt-Bonames, hat als Fußballprofi schon einiges erlebt. Eine Art „Heldenstatus“ erlangte der mittlerweile 32-Jährige im Jahr 2003, als durch seine Treffer zum 4:3 und 5:3 Eintracht Frankfurt den Aufstieg in die Bundesliga feiern konnte. Sein späterer Arbeitgeber Mainz 05 hatte das Nachsehen. Doch besonders beim FSV saß er häufig nur auf der Ersatzbank.

Offensivspieler Diakité kennt die Mechanismen des Geschäfts. Zahlreiche Vereine hat der technisch starke Spieler in seiner Vita stehen. Bei Eintracht und dem FSV Frankfurt, Wehen Wiesbaden und auch in Nizza musste er zeitweise auch für die Reserve spielen. Letztlich blieb der ganz große Durchbruch in der Bundesliga versagt. Mit Ausnahme von kurzen Gastspielen in den Niederlanden bei de Graafschap und in Frankreich bei OGC Nizza kickte er in Deutschland meist bei Vereinen aus dem Rhein-Main-Gebiet.

Auch wenn er seit seinem Gastspiel beim FSV Frankfurt nicht mehr für einen deutschen Verein gespielt hat, so ist ein Comeback durchaus realistisch: “Ich bin ja jetzt schon seit zwei Jahren nicht mehr in Deutschland. Deutschland ist natürlich immer meine fußballerische Heimat und deshalb auch immer interessant. Als der Zweitligist Aue im Gespräch war, habe ich natürlich auch über eine Rückkehr nach Deutschland nachgedacht.“

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