KLEIN-KLEIN
Der Griff in die Kronjuwelen
Der Kolumbianer Gerardo Bodoya ist mit 41 Platzverweisen das Raubein der Raubeine. Von Henning Klefisch.
Goalgetter aus Uruguay gegen kolumbianisches Ober-Raubein: Diego Forlan läuft Gerardo Bedoya davon. Foto Pixathlon
Ramos ist Rekordsünder bei Real Madrid, aber weltweit eine kleine Nummer
Warum er früher häufiger gelbe oder rote Karten bekam, konnte HSV-Profi Bernd Hollerbach plausibel erklären: „Entweder kommt der Ball oder Gegenspieler an mir vorbei. Beides gleichzeitig geht nicht.“Ähnlich strukturiert ist Sergio Ramos. Mit 21 Platzverweisen hält er die Spitzenposition bei Real Madrid. Insgesamt belegt der 26-jährige Weltklasseverteidiger jedoch nur den sechsten Platz. Es gibt es noch ganz andere Kaliber.
So ist Gerardo Bedoya schon 41-mal des Feldes verwiesen worden. Der 49-fache Nationalspieler von Kolumbien hat besonders beim Derby zwischen Independiente Santa Fe und Millonarios ausgeteilt. Es begann mit einem Ellbogenschlag ins Gesicht des Gegners, es folgte ein Kopftritt, um final noch einen heftigen Streit mit dem Referee anzuzetteln. 15 Spiele Sperre waren letztlich absolut gerechtfertigt.
In Europa war der Tscheche Tomas Repka mit 17 Roten Karten lange Zeit Rekordhalter. Selbst der legendäre Zinédine Zidane hat sich trotz seines herausragendem fußballerischem Potential zu zwölf Platzverweisen hinreißen lassen. Seinen wahrscheinlich spektakulärsten im WM-Finale 2006, als er seinen Gegenspieler Marco Materazzi mit einem wuchtigen Kopfstoß gegen dessen Brust in die Waagerechte schickte und dafür einen Platzverweis kassierte. Allerdings muss hierbei auch berücksichtigt werden, dass der Franzose zuvor mit heftigen Beleidigungen gegen die eigene Mutter und Schwester vom Italiener konfrontiert worden ist. Selbst Gentleman Pep Guardiola ist als Spieler acht Mal vorzeitig zum Duschen geschickt worden. Der Ehrgeiz war so ausgeprägt, dass er zuweilen auf dem Spielfeld die guten Manieren vergessen hat.
Peru: Auf den Spuren von Luiz Adriano
Unrühmliche Berühmtheit erlangte im Herbst vergangenen Jahres Schachtjor Donezk Angreifer Luiz Adriano, der mit einem zurückgespielten Schiedsrichter-Ball das unfairste Tor des gesamten Jahres 2012 erzielen konnte. Nun gibt es mit Piero Alva, 34, einen Nachfolger.
Beim peruanischen Meisterschaftsspiel zwischen Vallejo und Union Comercio hatte sich Comercio-Torwart Juan Flores ohne Einwirkung des Gegners verletzt und lag mit schmerzverzerrtem Gesicht im Strafraum. Das Spielgerät befand sich neben ihm. Ein Mitspieler des nicht spielfähigen Torwarts wollte den Ball ins Aus schlagen. Dieser Befreiungsschlag landet jedoch zum 3:1-Endstand für Vallejo im eigenen Tor. Grund dafür war das beherzte Eingreifen von Alva, der den Ball absichtlich abblockte. Gegenüber dem Fußballportal 101greatgoals gab der zornige Torwart zu Protokol: „Ich habe nach dem Spiel darüber nachgedacht, ihn zu schlagen und mit dem Fussball aufzuhören."
Die meisten Fußballer sind hart im Nehmen, wenn sich allerdings die Hand des Gegenspielers im Unterleib zu schaffen macht, endet die Toleranz. Pablo Lugüercio von Arsenal de Sarandi ahndete einen Griff in die Kronjuwelen im Spiel gegen Santa Fa mit einem Kinnhaken. Die Sanktion durch den Schiedsrichter, er hatte den Griff in diesem argentinischen Ligaspiel nicht gesehen, folgte in Form der Roten Karte auf der Stelle. Die blutige Lippe musste durch die Mediziner von Santa Fe umgehend versorgt werden.
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