BUCHREZENSION
Mein erstes Hooliganbuch
Schön, dass Ronny Blaschke dem anscheinend unvermeidlichen Fanforscher Gunter A. Pilz wenig Spielraum lässt. Alleine dafür lohnt es sich schon, sein Buch „Im Schatten des Spiels“ zu lesen, über „Rassismus und Randale im Fußball“. Schön auch, dass er sich als erster Autor aus einer deutschen Perspektive dem Thema widmet. Ansonsten sind es die britischen Fußballfreunde, denen dieses Lesevergnügen vorbehalten ist. „Es ist ein journalistisches Buch“, sagt der Autor über sein Werk, dessen klar verständliche Sprache eine stilistische Leistung ist. Blaschke ist ein guter Beobachter und schreibt auf, was er sieht.




Für die Sommerpause: die Verlage haben jede Menge Fußballbücher auf den Markt gebracht Foto Benne Ochs


Es ist diese durchdachte Aneinanderreihung der verschiedenen Aspekte, mit denen er versucht, das komplette Problembild zu malen. Da ist sein menschelndes Porträt eines Kreisligaschiedsrichters aus Berlin, der sich durch die Rohheit der Fußballniederung pfeift, eine faktenreiche Reportage über die Sicherheit im Berliner Olympiastadion, das aufschlussreiche Interview mit einem szenekundigen Beamten („Manche Wissenschaftler und kluge Psychologen zielen kilometerweit an der Wirklichkeit vorbei“), die Analyse der neuen Politik von DFB-Chef Theo Zwanziger, der ein leidiges Thema zur Chefsache gewandelt hat. Und schließlich eine wissenswerte Bestandsaufnahmen der internationalen Szene.

Schade nur, dass auch Blaschke – wie der anscheinend unvermeintliche Fanforscher – ganz fest daran glaubt, dass „der Schläger-Typus im Osten Deutschlands aus einem schwierigen sozialen Umfeld kommt, und ihm schon in jungen Jahren die Perspektive fehlt“. Das klingt verständnisvoll, geht aber an der ganzen Lebenswirklichkeit vorbei. Auch die Entscheidung, „aktiven Hooligans und Rassisten nicht als Mitteilungsforum zu dienen“, mag politisch korrekt sein, journalistisch allerdings nicht. So bleibt es ein Buch über Hooligans, das ohne diese auskommen muss. Aber warum? Ist es die Angst davor, dass die Idiotenmeinung überzeugt? Besser wäre es, der Autor würde sie entlarven: durch ausgesprochene Dummheiten.

Doch bei aller Kritik: Das Buch „Im Schatten des Spiels“ ist für Fußballbeobachter ein Muss, gar ein vorläufiges Standardwerk.

Olaf Sundermeyer

Ronny Blaschke: Im Schatten des Spiels. Rassismus und Randale im Fußball, Werkstatt Verlag, 240 Seiten, 16,90 Euro

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