CHAMPIONS LEAGUE
Kopfstand in Maribor
Wiedersehen mit Pep Guardiola: Viktoria Pilsens Traumlos in der Champions League Gruppe D. Von Giovanni Deriu, Pilsen.

 

Pavel Vrba macht Kopfstand
Kopfstand nach der Qualifikation für die Champions League: Pavel Vrba, Trainer von Viktoria Pilsen. Foto Pixathlon

 

Vor wenigen Tagen noch, das Qualifikations-Rückspiel bei Maribor stand noch bevor, gab sich Pilsens Sportdirektor Pavel Kuka zögerlich. Er, der ehemalige Bundesligastürmer und Vize-Europameister, habe schon zu viel erlebt im Fußball, deshalb meinte Kuka: „Wir müssen noch nach Maribor, die Ausgangslage ist gut, und sollten wir die Gruppenphase in der Champions League schaffen, wären die Bayern mit Guardiola ein Traum."
 
Viktoria Pilsen ließ dem 3:1 daheim gegen Maribor,  gar ein 1:0 bei den Slowenen folgen (Tecl traf in der 3. Minute), und der Traum wurde wahr: Pilsen trifft in der Gruppe D auf die Bayern! Mit dabei auch Manchester City und CSKA Sofia.
 
Pavel Kuka flog flugs weiter - von Maribor nach Monte Carlo zur Auslosung, Ballast war dem Sportmanager sowie dem ganzen Club abgefallen, unter Druck stand das Team von Coach Vrba in Maribor schon, aber, die Pilsener mausern sich zu einer festen Größe (unter den Kleinen) in Europa. Souverän siegten sie zweimal gegen Maribor und können nun ganz anders planen. Pavel Kuka: „Wir bleiben bodenständig, aber mit dem Geld aus der Champions League lässt sich ganz anders planen."
 
Kuka selbst ist erst seit knapp über einem halben Jahr bei Viktoria an Bord - und der frühere erfolgreiche Stürmer (Kuka traf für Kaiserslautern, dem VfB und Nürnberg) ergänzt sich gut mit Trainer Pavel Vrba, macht viel für die Außendarstellung der Viktoria, und pflegt das internationale Netzwerk. Kuka, der mit den Roten Teufeln vom Betzenberg Meister wurde, und einst auch die Abwehr der Bayern mehrmals das Fürchten lehrte, sieht Pilsen natürlich immer noch als "krasser Außenseiter". Denn, so Kuka, „Tschechien ist und bleibt ein kleines Exportland, wir können gute Kicker kaum halten...".
 
Wie eben erst, als der geniale wie gefährliche Vladimir Darida seinen Wechsel zum SC Freiburg bekannt gab. Da verzichtet gar einer auf die Champions League, um „das Flair der Bundesliga" zu erleben. Denn die Bundesliga, so Pavel Kuka, „ist derzeit weltweit einmalig".
 

Pavel Kuka im BüroIm Auge des Hurrikan: Pavel Kukas Büro in Pilsen. Foto Giovanni Deriu


Vor zweieinhalb Jahren wurden die Pilsener zum ersten Mal überhaupt tschechischer Meister und Pokalsieger, just zum 100-jährigen Vereinsjubiläum. Es folgten turbulente Jahre, mit der Teilnahme an der Champions-League-Gruppenphase: damals mit AC Mailand, FC Barcelona und Bate Barriseau. Gegen das Weißrussische Team erreichte man gleich ein Unentschieden. Jeweils 0:2 unterlagen die Pilsener AC Milan und Barca. Im Camp Nou hatten andere schon höher verloren, im Ausweichstadion von Prag verlor Pilsen dann gegen Guardiolas Team mit 0:4. Dafür glänzten die Böhmen aber mit einem 2:2 gegen Milan. Überhaupt, Italiener liegen den Kickern aus der Bier- und Autostadt. Der SSC Neapel verlor vergangene Saison in der Europa League gleich zweimal gegen Viktoria - für die Neapolitaner eine Blamage.
 
Nun also CSKA Moskau, Manchester City und die Bayern, der Triple-Winner. Pavel Vrba, der ruhige Trainerfuchs, und Pavel Kuka halten den Ball flach. Ganz dem Motto, wir schauen nach uns selbst, und wollen „die Großen ein wenig ärgern. Ein paar Punkte machen wir schon." Eines ist sicher, die feierlustigen Viktoria-Fans werden in Pilsen wieder oft die Nacht zum Tag machen.
 
Giovanni Deriu, 42 Jahre, freier Journalist und DaF-Dozent, derzeit in Pilsen

Zurück  |