HEIMSPIEL

 „Trashtalk gehört dazu“

 Als erste Amtshandlung nach seinem Wechsel von Borussia Dortmund zum FSV Mainz 05 stellte Otto Addo einen Basketballkorb in der Trainingshalle auf. Seither florieren die teaminternen Wettkämpfe. Der Profi über seine große Leidenschaft. Von Christoph Ruf

 

Otto Addo"Mein größtes Hobby": Otto Addo liebt Basketball. Foto: Klaus Wäldele

 

Über mein Hobby wollt ihr mit mir reden? Kein Problem, ich habe eigentlich nur ein richtiges: Basketball. Und das am liebsten mit Freunden. Viele von denen sind noch heute im Verein aktiv. Der Prominenteste ist sicher Owo, Patrick Owomoyela, der ja früher mal in der Regionalliga Basketball gespielt hat. Owo hätte auch die Zweite Liga locker schaffen können, da bin ich mir sicher. Was mich anbetrifft – das kann ich schwer einschätzen, aber so viel schlechter als er bin ich vielleicht gar nicht. Er ist aber bei weitem nicht der einzige Bundesligaspieler, mit dem ich mich zum Sport verabrede. Auch mit Christian Rahn, Zlatan Bajramovic und Ivan Klasnic, die ich alle aus alten Hamburger Zeiten kenne, verstehe ich mich immer noch richtig gut. Die sind auch manchmal beim Basketball dabei, aber meist spielen wir zusammen Fußball, wenn wir uns verabreden. Montags haben ja viele frei, oder auch schon sonntags nach dem Auslaufen. Der erste, der in Hamburg ankommt, schickt eine SMS an die anderen. Es gibt dort schon ein paar Jungs, die ganz gute Kontakte haben, eine Halle kriegt man deshalb immer. Übrigens: Als Außenstehender siehst du nicht, wer von uns Oberliga und wer Bundesliga spielt. Auch wenn ich in Mainz spiele und Zlatan bei Schalke – wir treffen uns alle immer in Hamburg. Irgendwie ist da jeder von uns noch verwurzelt. Bei mir ist es beispielsweise so, dass meine Mutter, meine Schwester und meine ältesten Freunde dort noch wohnen.
 
Das mit dem Basketball fing bei mir im Schulsport an. Nachdem ich anfangs mit den Jungs aus meiner Straße gespielt habe, bin ich dann in die Schulmannschaft gegangen. Ein paar Mitspieler wollten mich dann zu ihrem Verein mitnehmen. Aber ich habe damals schon Fußball gespielt, und es ließ sich zeitlich einfach nicht vereinbaren, zwei Sportarten ernsthaft zu betreiben.
 
Ich glaube, in jeder Sportart gibt es diese Glücksmomente, wenn dir etwas ganz Besonderes gelingt. Im Basketball sind es die Schüsse aus der eigenen Hälfte. Besonders dann, wenn man sie machen muss, weil die Zeit abläuft. Das weiß der Gegner ja auch. Umso genialer, wenn man den Ball trotzdem reinkriegt, und niemand es nicht verhindern kann. Das ist so wie beim Fußball, wenn du einen Fallrückzieher ins Dreieck haust. Basketball lebt aber natürlich viel mehr als Fußball vom Showeffekt, diesen coolen Moves, mit denen man den Gegner auch verarschen kann. Du täuschst einen Pass an, wirfst ihn dir selbst zu, oder du klemmst ihn dir, während du dich drehst, zwischen die Beine und der Gegner wundert sich, wo der Ball jetzt schon wieder ist. Beim Basketball wird auch viel mehr geflachst und geredet, dieser Trashtalk eben, der wohl nicht so richtig zum Fußball passen würde.
 
Als ich letzte Saison nach Mainz kam, wurde mir gleich die Halle gezeigt, in der die Jungs vor dem Training Fußballtennis spielen. Ich hatte aus Dortmund noch einen Korb, den habe ich dann gleich dort aufgestellt. Seither machen wir diese Wettbewerbe. Wer die wenigsten Treffer hat, muss den anderen zum nächsten Training eine Cola mitbringen. Manuel, Wetti, Rani, Nessim, (Friedrich, Wetklo, Jovanovic, Banouas, die Redaktion) sind eigentlich immer dabei, oft kommt auch der Physiotherapeut Christopher Rohrbeck dazu. Vor dem Training spielen wir auch oft eins gegen eins oder zwei gegen zwei. Der Trainer hat da natürlich nichts dagegen, der findet es eher gut, wenn wir schon vor dem Training was machen. Und Basketball ist ja was Sprungkraft oder Koordination angeht nicht das Allerdümmste.
 
Stimmt schon, mein Leben besteht auch in der Freizeit zu großen Teilen aus Sport. Da bin ich wahrscheinlich schon ein bisschen wie Manuel. Mit Golf habe ich nicht so viel am Hut, aber für Tischtennis, Tennis, Volleyball bin ich auch immer zu haben. Ach, für fast alle Sportarten eigentlich. Manu ist wie ich ein absoluter Kinogänger, da gehe ich dann natürlich gerne mit. Letztes Jahr haben wir fast jeden Tag etwas zusammen unternommen. Es ist ja normal, dass man mit den anderen Jungs, die noch keine Familie haben, nachmittags Sport macht oder was essen geht, das ist wohl in allen Mannschaften so. Zumal ich eigentlich auch wie ein Single gelebt habe und viel Zeit hatte. Aber jetzt bin ich froh, dass die Zeit der Fernbeziehung nach vier Jahren dem Ende zugeht. Meine Freundin hat in Münster studiert und zieht zu mir nach Mainz. Da werde ich wohl auch zwangsläufig etwas häuslicher werden. Aber den Kontakt zu meinen Kumpels werde ich sicher nicht abreißen lassen. Und die Zeit für das eine oder andere Basketballmatch wird auch immer da sein.

Der Text ist in RUND #14_09_2006 erschienen.

Otto Addo spielt Basketball

"Dieser Sport lebt vom Showeffekt": Otto Addo spielte zuerst auf der Straße. Foto: Klaus Wäldele

 

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