INTERVIEW
„Ich wollte einfach nur gesund werden“
Ivan Klasnic stand beim DFB-Pokalspiel gegen Borussia Dortmund in der Startelf. Diese Nachricht gehörte am gestrigen 28. Geburtstag des Bremers zu den erfreulichsten der Rückrunde, nachdem Klasnic im Vorjahr zwei Nierentransplantationen hinter sich gebracht hat.
Interview Denis Krah für Szene Hamburg
Das Stadtmagazin „Szene Hamburg“ wählte ihn im Januar zum Hamburger des Jahres – für Spieler des Fußballbundesligisten Werder Bremen eine seltene Ehre, aber Ivan Klasnic hat es sich verdient. Der Stürmerstar und gebürtige Hamburger stand im vergangenen Jahr vor dem Karriereende. Klasnic litt unter einer schweren Nierenschädigung und benötigte dringend ein neues Organ. Nach zwei Transplatationen und langer Leidenszeit gelang dem ehemaligen Spieler des FC St. Pauli jetzt die unglaubliche Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse.
„Ich habe versucht, mir nichts anmerken zu lassen“: Ivan Klasnic Foto Benne Ochs
Herr Klasnic, haben Sie während ihrer schweren Krankheit eigentlich darüber nachgedacht, was Sie machen, wenn es mit der Rückkehr in den Profisport nicht klappt?
Ivan Klasnic: Damit habe ich mich überhaupt nicht beschäftigt. Ich wollte einfach nur gesund werden und habe alles daran gesetzt, um das zu erreichen. Meine berufliche Zukunft war zu diesem Zeitpunkt nicht so wichtig. Die Gesundheit und meine Familie zählte, alles andere war zweitrangig.
Knorpelschäden, Kreuzbandrisse und Knochenbrüche sind im Fußball nichts seltenes. Ihr Fall ist allerdings einzigartig. Wie sind damals ihre Mitspieler von Werder Bremen damit umgegangen, dass Sie eine neue Niere brauchen?
Ich habe versucht, mir nichts anmerken zu lassen und das hat ganz gut geklappt. Einige Kollegen wussten glaube ich auch nicht, wie Sie mit meiner Krankheit umgehen sollten.
Wurden Sie von ihren Teamkameraden unterstützt? Hat Sie die Mannschaft im Krankenhaus besucht?
Ich wollte zu der Zeit vor allem meine Ruhe haben und mich mit meiner Familie umgeben. Natürlich haben sich auch meine Freunde unterstützt.
Haben sich denn Leute aus den alten St. Pauli-Zeiten gemeldet?
Oh, dass weiß ich gar nicht mehr. Aber ich gehe mal davon aus, dass die Leute, die wichtig für mich sind, auch damals ihre Hilfe angeboten haben.
Ihre Comeback-Geschichte scheint im Moment wichtiger zu sein, als Ihre sportlichen Leistungen. Stört Sie eigentlich das große Medieninteresse an ihrer Krankheit und der wundersamen Rückkehr in den Profisport?
Na ja, ich habe damit gerechnet, dass so etwas passieren könnte. Schließlich bin ich auch schon etwas länger in diesem Geschäft. Aber so groß war der Rummel ja nicht. Zwei oder drei Zeitungsartikel, mehr ist nicht passiert. Riesige Interviews musste ich bislang nicht geben.
Haben Sie das Gefühl, dass ihre Gegenspieler jetzt ein wenig vorsichtiger mit ihnen umgehen?
Nein, ist mir bislang nicht aufgefallen. Ich will niemanden auf dem Platz absichtlich verletzten und ich gehe davon aus, dass meine Gegner das auch so sehen. Eine Grundaggressivität gehört einfach zum Fußball – 90 Minuten kämpft man um den Ball. Das muss so sein.
Nicht mal im Training nimmt man auf sie Rücksicht? Da fliegen ja schon mal die Fäuste ...
(lacht) Nein, auch nicht im Training. Und meine Kameraden Boubacar Sanogo und Carlos Alberto haben sich nach ihrer kleinen Auseinandersetzung inzwischen auch die Hände geschüttelt und sich wieder vertragen. So ist das halt im Fußball.
Ach ja, warum wird Bayern München dieses Jahr nicht deutscher Meister?
Die Bayern sind noch immer der Favorit. Aber Werder ist auf dem richtigen Weg, Wenn wir so weiterspielen, halten wir vielleicht die Meisterschale am Ende der Saison in der Hand. Mal schauen.
Und wo landet der Hamburger SV in dieser Bundesliga-Saison?
Als Alt-Hamburger wünsche ich dem HSV nichts schlechtes. Wenn es nach mir geht, dann können die ab sofort jedes Spiel gewinnnen. Mit einer Ausnahme: Gegen uns müssen sie verlieren.
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