INTERVIEW

„Lothar Matthäus hat mir immer gefallen“

Sie nennen ihn den Traktor: Javier Zanetti ist immer noch einer der besten bei Champions-League-Sieger Inter Mailand. Interview Antje Luz

Javier Zanetti
„Die WM in Deutschland hätte mir sehr viel bedeutet“: Javier Zanetti
wurde von Trainer Nestor Pekerman vor dem Turnier ausgebootet, auch nach Südafrika wird er nicht mitfahren Foto: Hochzwei



Javier Zanetti
Javier Zanetti, von den Fans auch "el Tractor" genannt, wurde bereits etliche Male zum fairsten Spieler der italienischen Liga ausgezeichnet. Als er 1995 von CA Banfield zum FC Internazionale Milano wechselte, konnte niemand ahnen, wie wichtig der argentinsche Rechtsverteidiger für den Mailänder Klub werden würde. Seit 1999 Kapitän von Inter und mit über 560 Partien dritter Rekordspieler der Nerazzurri - in der Vereinsgeschichte haben nur Giuseppe Bergomi und Giacinto Facchetti mehr Begegnungen gespielt. Im November 2006 wurde er zum Rekordspieler Argentiniens mit heute 117 Einsätzen in der Nationalmannschaft. In der italienischen Fußballzeitung „Gazzetta dello Sport“ wurde er zum Verteidiger der Serie A 2007 gewählt.



Signor Zanetti,
in Argentinien nennt man Sie „El pupi“ („das Püppchen“) - Sie haben diesen Namen auch Ihrer Stiftung für Kinder P.U.P.I. gegeben, die Sie mit Ihrer Frau zusammen gegründet haben. Was macht diese Stiftung genau?
Javier Zanetti: Das ist eine Stiftung, die sich um die am meisten benachteiligten Kinder unseres Landes kümmert. Seit fünf Jahren arbeiten wir mit diesen Kindern und das Ziel ist, daß sie rechtschaffene Bürger werden können, wenn sie volljährig sein werden. Wir tun also alles und mehr, um ihnen das zu geben, was sie in ihrer Kindheit vielleicht nicht gehabt haben.

Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Javier Zanetti: Zuerst haben wir in Argentinien eine wertvolle Gruppe Personen, die dieses Projekt betreuen. Die Kinder gehen morgens zur Schule, von dort holen wir sie ab und bringen sie zu unserer Stiftung, wo sie mit uns zu Mittag essen; nachmittags machen sie Hausaufgaben und Spiele und danach gehen sie nach Hause.

Was halten Sie von den in Deutschland spielenden Argentiniern Martín Demichelis und Javier Pinola?
Javier Zanetti: Demichelis und Pinola haben die Möglichkeit gehabt, auch in der Nationalmannschaft zu spielen. Ich glaube, daß Martín eine super Karriere bei Bayern macht, er ist ein sehr wichtiger Mann für seine Mannschaft und er ist noch sehr jung, sicherlich wird er der Mannschaft noch mehr geben. Pinola habe ich auch im argentinischen Fußball kennengelernt. Javier hat großes Talent und sein Weg in Deutschland freut mich sehr.

Sprechen wir von einem anderen Deutschen: Lothar Matthäus. Er sei einer Ihrer Vorbilder. Ist das so?
Javier Zanetti: Ja, das ist wahr. Matthäus hat mir immer gefallen, seine Art wie er spielte, weil er ein Kämpfer ist, der auf seine Weise eine glänzende Karriere gemacht hat.

Wird man als Champion geboren oder entwickelt man sich dazu?
Javier Zanetti: Man wird mit einer Begabung geboren und dann muss man auch das Glück haben, die entstandenen Träume verwirklichen zu können. Und wenn man ein Champion geworden ist, sollte man immer versuchen, sich weiterhin zu verbessern.

Sie sind 36 Jahre alt, leben für den Platz und auf dem Platz. Haben Sie ein Geheimnis?
Javier Zanetti: Der Kopf regiert den Körper, also geht alles vom Kopf aus. Ich bin 36 und ich fühle mich gut, körperlich und mental. Ich trainiere gern hundertprozentig, um voll und ganz im Dienst der Mannschaft zu stehen und ich glaube, dass dies das Geheimnis ist.

Ihre Frau Paola erzählt, daß Sie auch am Tag Ihrer Hochzeit trainiert hätten. Vor und nach der Eheschließung. Ist das wahr?
Javier Zanetti: Ja, das ist wahr, aber nur danach, vorher nicht! In der Zeit als wir geheiratet haben, da ging die Meisterschaft dem Ende zu und ich folgte einem speziellen Trainingsprogramm, das ich in Argentinien fortsetzen wollte, also habe ich zuerst geheiratet und bin danach Laufen gegangen.

Sie haben vergangenes Jahr ein überraschendes Duett mit Mina (in Italien ein Star wie es Hildegard Knef in Deutschland war, Anm. d. Red.) auf deren neuer CD „Todavia“ eingespielt. Wie kam es dazu?
Javier Zanetti: Da war ich selbst erstaunt, denn ich wußte nicht, dass Mina Inter-Fan ist. Als ihr Sohn mich bat, mit seiner Mutter zu singen, da war das eine wunderbare Überraschung. Ich singe sehr gern und mit jemandem wie Mina zu singen, die sehr bekannt ist und von allen Italienern geliebt wird, das ist, wie wenn sich ein Traum erfüllt.



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