ÉRIC CANTONA
Magie hinter der Plane
„Looking for Eric“ läuft seit heute in den Kinos. Eric Cantona ist Produzent und Hauptdarsteller. Regisseur Ken Loach ließ ihm bei den Dreharbeiten ähnlich viele Freiheiten wie Alex Ferguson, sein ehemaliger Trainer in Manchester.
Éric Cantona ist ein Idol in England, seitdem er Manchester United zur Meisterschaft führte. „Looking for Eric“ ist sein Film, Cantona ist Produzent und Hauptdarsteller, er hatte die Ausgangsidee. Jetzt ist die romantische Komödie um einen Fan, der seinem Idol nah sein will, auf dem Festival in Cannes zu sehen.
Ken Loach liebt den Fußball, wozu für ihn aber nicht notwendig die Kapitalgesellschaften der Premier League gehören. Als sein Lieblingsklub Bath City 2006 in die sechste Liga in England aufstieg, war er glücklicher als einen Monat zuvor als er für „The Wind That Shakes the Barley“ die Goldene Palme gewann. Loach und sein ständiger Drehbuchautor Paul Laverty halten den Kult um die Stars für eine der „unangenehmsten Erscheinungen unserer Zeit“. Als Cantona mit ihnen drehen wollte, haben sie dennoch zugestimmt, weil er „mit seiner eigenen Berühmtheit spielt und sich gleichermaßen darüber lustig macht“, sagte Paul Laverty der französischen Fernsehzeitschrift „Télérama“.
Cantona hatte die Idee zu „Looking for Eric“ als er Gary King kennenlernte. Der Fan von Leeds United wechselte den Klub, nachdem der Franzose von Leeds nach Manchester transferiert worden war. „In England ist das undenkbar, man bleibt seinem Klub ein Leben lang treu“, so Cantona. King jubelte anfangs noch schüchtern, wenn ManU ein Tor schoss, später suchte er den Kontakt zum Franzosen, eine seltsame Freundschaft zwischen den beiden begann.
In einem seiner für ihn typischen philosophischen Monologe fragt der Ex-Fußballer: „Was ist Erziehung? Unsere Eltern. Die Dinge, die man hier und da liest. Ein Lied, ein Satz, den man uns auf der Straße zuwirft. Etwas dieser Art steckt auch in der Beziehung zum Idol. Die Verhaltensweisen oder Sätze, die man kopiert, eine Art, mit bestimmten Situationen umzugehen. Für das Idol ist der Fan ein Lehrer. Er öffnet Türen. Er setzt Grenzen. Ich habe häufig versucht, diese Verbindung zu verstehen, aber es ist wie in der Liebe: Muss man es wirklich wissen?“
Die Ausgangsidee, einen Film über King zu machen, wurde schnell verworfen. Der Fan in „Waiting for Eric“ ist ein junger Postbote, der vom Profi durch eine Lebenskrise gecoacht wird. Bei einem anderen Regisseur wäre angesichts dieser Geschichte schlimmster Kitsch zu befürchten. Loachs Firma „Sixteen Films“ verspricht dagegen „a magical, social realist film“. Der Realismus wird bei Loach/Laverty dadurch kreiert, dass chronolgisch gedreht wird, und die Darsteller die nächsten Szenen nicht kennen. So musste sich Cantona hinter einer Plane versteckt halten, ehe ihn der Schauspielerkollege, der den Fan verkörpert, zum ersten Mal sah. Dem stand erwartungsgemäß der Mund offen als er der Legende gegenüberstand, der seinerseits den Kollegen nicht kannte, „obwohl ich Produzent des Films war“. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Manchester, unter anderem in dem Viertel, wo die Stars von ManU wohnen.
„Er glaubt sehr an die Spontaneität“, sagt Cantona über Loach. Er sieht Gemeinsamkeiten zwischen dem Regisseur und seinem ehemaligen Trainer. „Bei ihm finde ich das wieder, was ich an Alex Ferguson schätze: Das Gefühl alles getan zu haben, was getan werden kann.“ Alles sei minutiös vorbereitet, dass man vertrauensvoll und frei spielen könne.
Es gibt so wenige gute Fußballfilme, dass man sich wünscht, „Looking for Eric“ könnte diese schmale Liste erweitern. In Cantonas Karriere als Schauspieler wechseln sich Underground-Filme und Blockbuster („Elizabeth“) ab. Die Magie, die ihn als Spieler umgab, konnte er auf der Leinwand bisher allerdings eher selten entwickeln. Seinen ersten Ausflug in die Filmbranche hatte er in „Das Glück in der Wiese“ 1995 noch während seiner Zeit als Profi unternommen. So nutzte er die Sperre wegen des Kung-Fu-Tritts gegen einen Fan, der ihn zuvor beleidigt hatte. In der Pressekonferenz nach der Attacke sagte er den berühmt gewordenen, rätselhaften Satz „Wenn die Möwen einem Trawler folgen, liegt das daran, dass sie glauben, Sardinen würden in den Ozean geworfen.“ Drehbuchautor Paul Laverty, soviel hat er schon zugegeben, hatte großen Spaß dabei, dem Film-Cantona ähnliche Aphorismen in den Mund zu legen.
Eine Zukunft im Fußball will Cantona nicht ausschließen. Aber wenn, dann nur als Trainer von Manchester oder dem englischen Nationalteam. „Und ich würde es auf meine Art machen. Als Künstler.“ Revolutionen im Fußball seien möglich. „Ist das vermessen? Nein, das ist wie mit Ken Loach zu drehen. Ich würde es mit Anspruch machen, um der Beste zu sein.“
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Warten auf Eric
Magie hinter der Plane
„Looking for Eric“ läuft seit heute in den Kinos. Eric Cantona ist Produzent und Hauptdarsteller. Regisseur Ken Loach ließ ihm bei den Dreharbeiten ähnlich viele Freiheiten wie Alex Ferguson, sein ehemaliger Trainer in Manchester.

Fan und Idol: Eric Cantona hilft einem Anhänger aus der Krise
Foto Sixteen Films
Éric Cantona ist ein Idol in England, seitdem er Manchester United zur Meisterschaft führte. „Looking for Eric“ ist sein Film, Cantona ist Produzent und Hauptdarsteller, er hatte die Ausgangsidee. Jetzt ist die romantische Komödie um einen Fan, der seinem Idol nah sein will, auf dem Festival in Cannes zu sehen.
Ken Loach liebt den Fußball, wozu für ihn aber nicht notwendig die Kapitalgesellschaften der Premier League gehören. Als sein Lieblingsklub Bath City 2006 in die sechste Liga in England aufstieg, war er glücklicher als einen Monat zuvor als er für „The Wind That Shakes the Barley“ die Goldene Palme gewann. Loach und sein ständiger Drehbuchautor Paul Laverty halten den Kult um die Stars für eine der „unangenehmsten Erscheinungen unserer Zeit“. Als Cantona mit ihnen drehen wollte, haben sie dennoch zugestimmt, weil er „mit seiner eigenen Berühmtheit spielt und sich gleichermaßen darüber lustig macht“, sagte Paul Laverty der französischen Fernsehzeitschrift „Télérama“.
Cantona hatte die Idee zu „Looking for Eric“ als er Gary King kennenlernte. Der Fan von Leeds United wechselte den Klub, nachdem der Franzose von Leeds nach Manchester transferiert worden war. „In England ist das undenkbar, man bleibt seinem Klub ein Leben lang treu“, so Cantona. King jubelte anfangs noch schüchtern, wenn ManU ein Tor schoss, später suchte er den Kontakt zum Franzosen, eine seltsame Freundschaft zwischen den beiden begann.
In einem seiner für ihn typischen philosophischen Monologe fragt der Ex-Fußballer: „Was ist Erziehung? Unsere Eltern. Die Dinge, die man hier und da liest. Ein Lied, ein Satz, den man uns auf der Straße zuwirft. Etwas dieser Art steckt auch in der Beziehung zum Idol. Die Verhaltensweisen oder Sätze, die man kopiert, eine Art, mit bestimmten Situationen umzugehen. Für das Idol ist der Fan ein Lehrer. Er öffnet Türen. Er setzt Grenzen. Ich habe häufig versucht, diese Verbindung zu verstehen, aber es ist wie in der Liebe: Muss man es wirklich wissen?“
Die Ausgangsidee, einen Film über King zu machen, wurde schnell verworfen. Der Fan in „Waiting for Eric“ ist ein junger Postbote, der vom Profi durch eine Lebenskrise gecoacht wird. Bei einem anderen Regisseur wäre angesichts dieser Geschichte schlimmster Kitsch zu befürchten. Loachs Firma „Sixteen Films“ verspricht dagegen „a magical, social realist film“. Der Realismus wird bei Loach/Laverty dadurch kreiert, dass chronolgisch gedreht wird, und die Darsteller die nächsten Szenen nicht kennen. So musste sich Cantona hinter einer Plane versteckt halten, ehe ihn der Schauspielerkollege, der den Fan verkörpert, zum ersten Mal sah. Dem stand erwartungsgemäß der Mund offen als er der Legende gegenüberstand, der seinerseits den Kollegen nicht kannte, „obwohl ich Produzent des Films war“. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Manchester, unter anderem in dem Viertel, wo die Stars von ManU wohnen.
„Er glaubt sehr an die Spontaneität“, sagt Cantona über Loach. Er sieht Gemeinsamkeiten zwischen dem Regisseur und seinem ehemaligen Trainer. „Bei ihm finde ich das wieder, was ich an Alex Ferguson schätze: Das Gefühl alles getan zu haben, was getan werden kann.“ Alles sei minutiös vorbereitet, dass man vertrauensvoll und frei spielen könne.

Trainer und Spieler: Ken Loach und Cantona
Foto Sixteen Films
Es gibt so wenige gute Fußballfilme, dass man sich wünscht, „Looking for Eric“ könnte diese schmale Liste erweitern. In Cantonas Karriere als Schauspieler wechseln sich Underground-Filme und Blockbuster („Elizabeth“) ab. Die Magie, die ihn als Spieler umgab, konnte er auf der Leinwand bisher allerdings eher selten entwickeln. Seinen ersten Ausflug in die Filmbranche hatte er in „Das Glück in der Wiese“ 1995 noch während seiner Zeit als Profi unternommen. So nutzte er die Sperre wegen des Kung-Fu-Tritts gegen einen Fan, der ihn zuvor beleidigt hatte. In der Pressekonferenz nach der Attacke sagte er den berühmt gewordenen, rätselhaften Satz „Wenn die Möwen einem Trawler folgen, liegt das daran, dass sie glauben, Sardinen würden in den Ozean geworfen.“ Drehbuchautor Paul Laverty, soviel hat er schon zugegeben, hatte großen Spaß dabei, dem Film-Cantona ähnliche Aphorismen in den Mund zu legen.
Eine Zukunft im Fußball will Cantona nicht ausschließen. Aber wenn, dann nur als Trainer von Manchester oder dem englischen Nationalteam. „Und ich würde es auf meine Art machen. Als Künstler.“ Revolutionen im Fußball seien möglich. „Ist das vermessen? Nein, das ist wie mit Ken Loach zu drehen. Ich würde es mit Anspruch machen, um der Beste zu sein.“
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