LÜGENDETEKTOR
„Johnny Cash ist der Größte“
Seit Rückrundenbeginn spielt Leon Andreasen bei Hannover Als der 25-jährige Däne in Mainz spielte, ließ er sich von RUND an den Lügendetektor anschließen. Er redete offen über die größte Peinlichkeit in seinem Leben, seine Angst vor Jürgen Klopp und eine Zeitreise nach San Quentin. Interview Oliver Lück

Leon Andreasen
Wahrheit oder "Luyve": Der Däne Leon Andreasen wird getestet
Foto Christian Lord Otto



Herr Andreasen, Sie hatten sich Bedenkzeit erbeten, ob Sie RUND ein Interview am Lügendetektor geben wollen. Warum?
Leon Andreasen: Es waren sehr viele Interviews in letzter Zeit. Ich wollte eigentlich etwas kürzertreten. Außerdem wurde ich noch nie an einen Lügendetektor angeschlossen. Darüber musste ich erst mal nachdenken.

RUND: Haben Sie jetzt Angst?
Leon Andreasen: Nein, ich bin eher gespannt. Ich kenne die Fragen ja nicht.

RUND: Wovor haben Sie Angst?
Leon Andreasen: Schlangen und vor allem Spinnen, weil die so hässlich sind. In meiner Kindheit hatte ich mal eine riesige Spinne bei mir im Bett. Das habe ich bis heute nicht vergessen.

RUND: Haben Sie manchmal Angst vor Ihrem Trainer Jürgen Klopp?
Leon Andreasen: Ja, manchmal habe ich fast Angst vor ihm. Vor allem an der Seitenlinie weiß man oft nicht, was er als nächstes tut. Vielleicht habe ich deshalb bei Toren noch nicht mit ihm gejubelt. Als ich mal Besuch aus Dänemark hatte, dachten die, dass er ein Spieler sei, weil er so durchgedreht ist. Ich musste denen erst mal erklären, dass er unser Trainer ist. Klopp denkt wie ein Spieler und ist genauso emotional dabei.

RUND: Was wollten Sie immer schon mal machen, haben es sich aber bislang noch nicht getraut?
Leon Andreasen: Bungee-Jumping – das hätte ich einmal fast gemacht, gemeinsam mit meinem Vater. Dann haben wir es aber doch sein gelassen. Irgendwann werde ich aber sicher noch mal von einer Brücke springen.

RUND: Was war der peinlichste Augenblick Ihres Lebens?

Leon Andreasen: Das weiß ich nicht mehr.

RUND: Können Sie sich vorstellen, warum der Detektor gerade piept?
Leon Andreasen: Okay okay, ich war mit meiner damaligen Mannschaft in Schweden im Trainingslager. Ich war 14 oder 15. Und auf einem Jahrmarkt sind wir mit einigen Spielern mit der Achterbahn gefahren. Einem von uns ist dann aber richtig schlecht geworden. Ich fand das so lustig, dass ich mir vor Lachen in die Hose gepinkelt habe. Das war unglaublich peinlich.

RUND: Ihre Mitspieler haben Sie ausgelacht.
Leon Andreasen: Oh ja, den ganzen Tag. Auch weil ich keine Hose zum Wechseln dabei hatte. Ich musste noch einige Stunden in der nassen Hose rumlaufen. Das war nicht so schön.

RUND: Gibt es etwas, das Ihnen auf dem Fußballplatz so richtig peinlich war?
Leon Andreasen: Ja, das ist auch eine Geschichte mit einer Hose. Ein Gegenspieler foulte mich von hinten und trat dann auf meine Hose, die komplett runterrutschte. Für kurze Zeit war ich nackt, vor einigen tausend Zuschauern. Zum Glück bekam es das Fernsehen damals nicht mit, und ich konnte die Hose schnell wieder hochziehen.

RUND: Über was können Sie sich so richtig ärgern?
Leon Andreasen: Wenn ich schlecht Golf spiele und aus 20 Zentimetern das Loch nicht treffe, dann kann der Schläger schnell mal wegfliegen. Ich spiele häufiger mit meinen Teamkollegen Manuel Friedrich und Benjamin Weigelt, auch dann fliegen die Schläger schon mal etwas weiter.

RUND: Sie treten auf dem Platz sehr zielstrebig und aggressiv auf, sind Sie im Alltag auch so?
Leon Andreasen: Nein, da bin ich ganz ruhig. Nur wenn ich auf den Platz gehe, bedeutet das Kampf.

RUND: Haben Sie schon mal jemanden geschlagen?
Ja.

RUND: Wann war das?
Leon Andreasen: Das sage ich nicht. Das ist schon lange her.

RUND: Schon mal mit der Polizei aneinandergeraten?
Leon Andreasen: Ja.

RUND: Was ist da passiert?
Leon Andreasen: Darüber rede ich auch nicht so gerne.

RUND: So schlimm?
Leon Andreasen: Ja, kurz bevor ich nach Bremen gewechselt bin, war ich vor Gericht: Ein Mädchen hat mich beschuldigt, dass ich sie in einer Disco geschlagen haben soll. Was aber nicht stimmt! Ich wurde auch freigesprochen.

RUND: Das muss dennoch sehr unangenehm gewesen sein.
Leon Andreasen: Das war einer der schlimmsten Erfahrungen in meinem Leben. Jeden Tag stand etwas darüber in der Zeitung. Ich war sehr, sehr erleichtert, als es sich alles aufgeklärt hat.

RUND: Haben Sie ein Ferienhaus?
Leon Andreasen: Nein.

RUND: Ihre Eltern?
Leon Andreasen: Nein, auch nicht.

RUND: Das glaube ich Ihnen nicht, jeder Däne hat ein Ferienhaus oder zumindest etwas anderes, was er vermieten kann.
Leon Andreasen: Ach so, ich habe eine Wohnung, die ich an meinen besten Kumpel vermiete.

RUND: Da können Sie aber nicht viel Geld verlangen.
Leon Andreasen: Nein, ich nehme nur so viel, dass es mich nichts kostet. Er wohnt wirklich sehr günstig bei mir.

RUND: Können Sie alleine sein?
Leon Andreasen: Ja, sehr gut sogar. Ich lebe schon seit zehn Jahren damit, alleine sein zu müssen – zunächst im Fußballinternat, dann in Bremen, jetzt hier in Mainz im Hotel. Alleine essen, alleine Fernsehen gucken, alleine mit den Gedanken sein. Als es für mich in Bremen nicht so gut lief, war das ganz schön hart. Damals habe ich meine Familie sehr vermisst.

RUND: Wie würde Ihr perfektes Spiel aussehen?
Leon Andreasen: Ich mache einen Hattrick gegen den FC Bayern und wir gewinnen in letzter Minute 3:2.

RUND: Sind Sie beim 100. Autogramm noch genauso freundlich wie beim ersten?
Leon Andreasen: Ich versuche es. Es ist aber wirklich schwer, immer gleich freundlich zu bleiben. Für viele kleine Jungs bin ich ja ein Idol, die möchte ich nicht enttäuschen. Ich versuche in jeder Situation alles zu tun, um bloß nicht arrogant zu wirken. Das würde mir doch auch nicht gefallen. Jedes Jahr zu Weihnachten zum Beispiel gehe ich mit Freunden in unsere alte Stammkneipe, um dort ein paar Bier zu trinken. Das liebe ich. Das hat bei uns Tradition.

RUND: Sie sitzen in einer Zeitmaschine: Wohin reisen Sie?
Leon Andreasen: Zu einem Johnny-Cash-Konzert nach San Quentin, Ende der 60er-Jahre.

RUND: Ins Gefängnis von San Quentin?
Leon Andreasen: Ja, Johnny Cash war und ist der Größte. Für das legendäre Konzert würde ich sogar ins Gefängnis nach San Quentin gehen. Im Anschluss muss ich ja nicht dort bleiben. Ich setze mich einfach wieder in die Maschine und reise in meine Zeit zurück.

RUND: Gibt es etwas, das Sie gerne erfinden würden?
Leon Andreasen: Ja, eine Creme, die die Hände beim Golfspielen immer warm hält – das wäre praktisch.

RUND: Wann haben Sie das letzte Mal etwas getan, was ein Fußballprofi besser nicht tun sollte?
Leon Andreasen: Heute Morgen um sechs.

RUND: Herr Andreasen, wo waren Sie da?
Das kann ich wirklich nicht sagen, wenn Kloppo das hört...

RUND: Vielleicht wird er dieses Interview gar nicht lesen.
Leon Andreasen: Na gut, ich war heute früh um sechs schon auf dem Golfplatz.


Leon Andreasen
"Bin für viele ein Idol": Leon Andreasen
Foto Christian Lord Otto


RUND dankt dem Favorite Parkhotel in Mainz für die freundlche Unterstützung

Zurück  |