ONLINE-EXTRA RUND 03/07
„Der Ball macht bouf bouf – Tor!“
Was muss ein Stürmer können? Sibusiso Zuma bewundert Roy Makaay und das Zusammenspiel der Angreifer in Bremen. Er verrät, wie es ist, auf einen Verteidiger draufzugehen, der größer und schwerer ist, als man selbst.

Sibusiso Zuma: „Als Torjäger brauchst du Instinkt Foto Stefan Schmid
RUND: Was für eine Art Stürmer sind Sie?
Sibusiso Zuma: Ich betrachte mich nicht als geborenen Torjäger, denn als ich jünger war, habe ich im zentralen Mittelfeld gespielt. Weil ich so gut mit dem Ball umgehen kann, haben mich die Trainer dann auf verschiedenen Positionen aufgestellt. Deshalb habe ich überall gespielt, egal ob in meinem Team oder für meine Schule. Links, rechts, als Mittelstürmer, manchmal habe ich auch in der Abwehr gespielt. Das war hart, und ich ich mochte lieber als Strafraumstürmer zu spielen, weil ich Tore schoss. Was kann man mehr wollen im Fußball, als Tore zu schießen? Ich war aber auch ein sehr guter Mittelfeldspieler, weil ich viele Tore vorbereitet habe. Ich bin nicht der Typ eines Torjägers, der pro Saison 25 Tore schießt. Ich bereite stattdessen mehr Tore vor. Ich kann sehr gut dribbeln und bewege mich sehr gut. Ich kann immer Lücken reißen, in den Raum laufen, den Ball fordern und bekommen. Tore sind wichtig. Wenn ich nicht treffe, bin ich sehr sauer. Ich liebe es, Tore zu schießen. Aber wenn ich ein Tor für einen Mitspieler vorbereite, fühle ich mich auch gut.
RUND: Welche Fähigkeiten braucht ein Stürmer im modernen Fußball?
Sibusiso Zuma: Ich denke, das Wichtigste ist es, ballsicher zu sein. Im modernen Fußball muss man sehr gut in der Ballverarbeitung sein. Das andere kommt dann von alleine. Spielern wie Roy Makaay sehe ich gerne an. Manchmal geht er die Wege, manchmal aber auch nicht und schießt dennoch drei Tore. Ich frage mich dann immer, wie der Kerl das macht. Ich muss immer so viel laufen, um mir Räume zu schaffen und vielleicht ins Tor zu treffen. Aber es gibt Spieler, die sich das Spiel anschauen, um einmal frei zu stehen und zu knipsen. Das sind die Toptorjäger, die auf die eine Chance warten und treffen. Für mich ist es wichtig, hart zu arbeiten, dann kommen die Torchancen.
RUND: Hat es etwas mit einer Ahnung zu tun?
Sibusiso Zuma: Ich denke, es hat damit zu tun, dass ich so lange im Mittelfeld gespielt habe und immer den Ball haben möchte. Als Torjäger brauchst du diesen Instinkt. Du musst deine Vorstellungskraft gebrauchen. Manchmal denke ich, dass der Ball kommt, ich laufe hin und es passiert tatsächlich. Und dann bin ich da.
RUND: Ahnen Sie auf dem Platz, dass gleich ein Tor fallen wird?
Sibusiso Zuma: Ja, man kann so etwas spüren. Wenn einer meiner Mitspieler den Ball im Strafraum bekommt und dabei ist zu schießen, denke ich manchmal, dass der Ball das Bein eines Verteidigers trifft. Dann beginne ich zu laufen. Und manchmal passiert es, der Ball macht bouf bouf, und dann kann ich abschließen – Tor. In vielen Spielen schaue ich mir nur den Torjäger an, und sie haben dasselbe Gefühl. Klose bewegt sich immer im Strafraum. Er läuft hierhin, stoppt, und dann dorthin. Weil er weiß, dass alles passieren kann. Der Ball fällt ihm vor die Füße und er kann treffen. Bei Makaay ist es dasselbe, sie bewegen sich immer im Strafraum.
RUND: Ist es Erfahrung?
Sibusiso Zuma: Es ist nur dieser Instinkt. Einige Stürmer stoppen und laufen erst, wenn der Ball gespielt wurde. Wenn du so spielst, kannst du nicht treffen.
RUND: Wie wichtig ist Ihr Sturmpartner für Sie?
Sibusiso Zuma: Sehr wichtig.
RUND: Bevorzugen Sie das 4-4-2 oder wenn Sie im 3-5-1 als einziger Stürmer spielen?
Sibusiso Zuma: Ich denke das 4-4-2 ist in Ordnung, denn der jeweilige Partner ist sehr wichtig. Wenn du genau weißt, was dein Partner denkt, jedes Mal, wenn er den Ball bekommt, versteht man sich. Dann können beide viele Tore schießen. So wie bei Klose und Klasnic in der letzten Saison. Da konnte man das gute Verständnis an ihren Bewegungen sehen.
RUND: Wie ist es in Bielefeld mit Wichniarek?
Sibusiso Zuma: Wir arbeiten dran. Solange wir beide treffen funktioniert es. Isaac Boakye war ein anderer Typ, der sehr stark am Ball ist. Ich wusste. Wenn ich ihn anspiele, wird er den Ball halten, ich würde rennen und er würde auf mich ablegen. Mit Artur arbeiten wir am Zusammenspiel, es ist in Ordnung.
RUND: Wie wichtig ist die Abwehrarbeit für einen Stürmer?
Sibusiso Zuma: Wir sind die erste Abwehrlinie, also ist es wichtig. Ich sage Artur immer, dass er nicht als Mittelstürmer für Bielefeld spielt, weil man eine Menge Defensivarbeit machen muss. Und wenn wir in Ballbesitz kommen, muss man eben auch angreifen. Wir sind ein kleiner Klub. Wenn wir zu Hause gegen Bayern spielen, müssen wir pressen. Wenn wir den Ball bekommen, fehlt uns häufig die Energie, mit Macht in den Strafraum zu kommen. Das ist sehr hart. In großen Klubs musst du nicht so viel Defensivarbeit machen, weil du immer so viele gute Spieler hinter dem Ball hast. Du hast alle Zeit der Welt zu warten und dann in den Strafraum zu laufen. Wir haben diese Zeit nicht. Du musst schnell sein, musst versuchen, Räume zu schaffen.
RUND: Ist es dumm, einen Stürmer an der Anzahl seiner Tore zu messen?
Sibusiso Zuma: Heute ist der Fußball ein großes Geschäft. Wenn die Bayern Roy Makaay für viel Geld als Torjäger verpflichten, muss er Tore schießen. Ich glaube daran, dass man als Stürmer Tore schießen muss. Einige Mittelfeldspieler treffen heute auch, aber wichtiger ist, dass sie die Tore der Stürmer vorbereiten. Es ist ein Bonus, wenn ein Angreifer auch noch ein guter Vorbereiter ist. Wenn du hart arbeitest und Tore schießt, bist du ein perfekter Stürmer. Aber wenn du stehst und wartest, dass dir dein Mittelfeldspieler den Ball zuspielt und du dann nicht triffst, bist du in meinen Augen kein guter Stürmer.
RUND: Was erwartet Trainer Frank Geideck von Ihnen?
Sibusiso Zuma: Dass ich Tore schieße und vorbereite. Dass ich den Ball für die Mannschaft halte, dass ich für Zeit sorge, damit die Mittelfeldspieler nachrücken können. Ich muss den Ball gegen große Verteidiger halten. Manchmal sind auch die Anspiele nicht so gut. Ich muss hochspringen, muss ihn herunterholen und abschirmen. Das ist nicht einfach, aber er weiß, das ich das kann.
RUND: Ist es hart, einen großen Verteidiger anzugreifen?
Sibusiso Zuma: Besonders die deutschen, in Kopenhagen waren sie nicht so groß. Manchmal springe ich so hoch, dass ich denke, höher kann ich nicht springen, aber dann ist der Verteidiger noch größer. Aber so ist Fußball, man braucht manchmal den Kopf. Ich bin glücklich, dass ich meine Schnelligkeit gegen die großen und starken Verteidiger einsetzen kann.
RUND: Im Heimspiel gegen Hertha haben Sie im vergangenen November gegen einen großen Verteidiger eines der kuriosesten Tore des Jahres geschossen. Was war da los?
Sibusiso Zuma: Simunic dachte, es wäre Abseits. Ich sah ihn an und den Linienrichter, der die Fahne gehoben hatte und dachte, dass ich den Ball erstmal einfach reinschieße und dann sehe, ob es ein Tor ist oder nicht. Es war ein Tor und Simunic war einfach weggegangen. Ein verrücktes Tor, so etwas habe ich noch nie erlebt.
Interview Matthias Greulich und Niclas Westphal
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