NORDIRLAND

Heute hier, morgen dort? Niemals!

Beim Linfield FC trotzt Verteidiger Noel Bailie, 40, dem Trend der überhasteten Vereinswechsel. Seit 1989 spiel er bei seinem Klub in Nordirland. Von Sebastian Knoth

 

„Ich denke es ist wichtig, dass ein Spieler bei nur einem Verein bleibt und sich dort weiterentwickelt.“, sagt Noel Bailie. Natürlich, das sagen sie alle. Unzählige Treueschwüre hören die Fußballfans Woche für Woche und werden doch immer wieder aufs Neue enttäuscht. Das kaum noch planbare Geschäft sei mit den barocken Vorstellungen einer langjährige Ehe zwischen Spieler und Klub einfach nicht mehr vereinbar, heißt die lapidare Begründung der Fachleute. Heute hier, morgen dort? Niemals. Nicht mit Noel Bailie.

Ende Februar feierte der Nordire seinen 40. Geburtstag. Viel erlebt hat der 1.75m große Abwehrspieler in seiner langen Verteidiger-Karriere. Trainer kamen, Trainer gingen. Aber eine Konstante trotzte dabei stets dem schnelllebigen Fußballalltag. Die Liebe seines Lebens: Der Verein Linfield FC.

„Ich bin bei Linfield geblieben, weil ich immer sehr gut behandelt wurde. Ich habe ein tolles Verhältnis zum Publikum. Die Fans haben sich mir gegenüber immer super verhalten und ich bin für die Unterstützung während der langen Zeit sehr dankbar.“ Seit 1986, dem Jubiläumsjahr des 100-jährigen Bestehens, ist Bailie im Verein. Über 80 nationale Titel konnte der Club in seiner langjährigen Historie schon einfahren. Linfield FC. Das ist in Nordirland nicht irgendein Verein.

Mit dem Debüt der Nummer 11 sollte es jedoch erst drei Jahre später klappen. Während eines Auswärtsspiels bei Ballymena, am 30. März 1989, betrat der Fußball-Methusalem erstmals den grünen Rasen im Dress der Weiß-Blauen. Seit dieser Zeit ist der erfahrene Anführer, trotz seines fortgeschrittenen Alters, nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken. Vier Trainer hat Bailie an der Außenlinie inzwischen stehen sehen. Der aktuelle, David Jeffrey, leitet die sportlichen Belange seit 1997. Ihn kennt der in Belfast geborene Verteidiger noch aus gemeinsamen Spieler-Tagen bei Linfield. Auf Bailie angesprochen, kann der Coach seine Lobes-Hymnen nicht zurückhalten: „Er ist eine lebende Legende. Nicht nur wegen seiner erfolgreichen Karriere, sondern auch wegen der Treue zu Linfield und der beständigen Laufbahn bei diesem Verein. Es ist unglaublich, er ist noch immer ein toller Spieler. Seit 14 Jahren ist er Kapitän der Mannschaft. Ein Leader und tadelloser Profi.“

Ob Bailie in jüngster Zukunft seine große Liebe betrügen und sich wie viele vereinspromiske alternde Spieler von einem gut dotierten Rentnervertrag locken lassen wird, ist mehr als unwahrscheinlich. Der Kapitän denkt nämlich schon laut über seinen Abschied nach. Der Körper sehnt sich nach einer Pause: „Ich denke darüber nach an Weihnachten die Schuhe an den Nagel zu hängen. Die Beine werden allmählich schwerer.“

Bis das das Karriereende Noel Bailie und den Linfield FC scheidet. Aber noch hat die längste gegenwärtige Spieler-Vereins-Ehe rund um den Globus Bestand. Und in Kürze gibt es einen Grund zu feiern: Die silberne Hochzeit steht an.

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