STARGAST
Eden Hazard: Der Messi aus dem Norden
So viel Hysterie war lange nicht um einen 20-Jährigen: Eden Hazard steht mit Lille sensationell an der Spitze der französischen Ligue 1. Der Belgier siegte gestern in der EM-Qualifikation souverän 4:1 gegen Aserbaidschan. Von Daniel Cottäus
Foto Pixathlon
Seit sich Lionel Messi fest in der Weltklasse des Fußballs etabliert hat, ist die Fachwelt auf der Suche nach einem neuen Jahrhunderttalent. Nach einem Spieler, den es so noch nie gegeben hat und vielleicht auch nie wieder geben wird. Wie es scheint, sind die Experten fündig geworden: Eden Hazard ist 20 Jahre alt und hauptverantwortlich dafür, dass der OSC Lille in der französischen Ligue 1 dem ersten Titelgewinn seit 1954 entgegen steuert. Die Grande Elite des europäischen Fußballs hat das Wettbieten bereits eröffnet.
Im Stade Vélodrome zu Marseille waren gerade zehn Minuten absolviert, als die laufende Saison in Frankreich am 28. Spieltag ihr bis dato schönstes Tor erlebt hat. Nach Anspiel von Florent Balmont war Eden Hazard rund 35 Meter vor dem Kasten von Marseille-Keeper Steve Mandanda an den Ball gekommen. Kurzer Antritt, kurzer Blick, linke Klebe – 1:0 für die Gäste aus Lille. Am Ende gewann der Tabellenführer mit 2:1 gegen Olympique und distanzierte damit einen harten Konkurrenten im Titelkampf. Hazard hatte somit bei den Fans für einen zweiten Jubelsturm innerhalb kürzester Zeit gesorgt: Nur zwei Tage vor dem Spitzenspiel gaben Verein und Spieler bekannt, den Vertrag des Belgiers um ein Jahr – bis 2015 – verlängert zu haben. „Ich bin zu 100 Prozent mit Lille“, hatte Hazard betont und den Beweis in Marseille dann postwendend abgeliefert. Dass der offensive Mittelfeldspieler allerdings wirklich noch vier Jahre für den Klub aus dem Bergbaurevier im Nordosten Frankreichs spielt, darf mehr als nur bezweifelt werden.
Bayern München, Real Madrid, Juventus Turin, Arsenal, Chelsea und Man U – die Liste der Topklubs, bei denen Hazard ganz oben auf der Wunschliste steht, ist lang. Beim Blick auf die Leistungsdaten des beidfüßigen Technikers, ist das große Interesse wenig verwunderlich. Nach bisher 28 Ligaspielen kommt der 20-Jährige auf fünf Treffer und acht Vorlagen, ist in Lilles Offensivspiel an nahezu jeder torgefährlichen Aktion beteiligt. Das Magazin „France Football“ adelte Hazard bereits als „Juwel“, Zinedine Zidane soll Real Madrid mit Nachdruck dazu geraten haben, dass Talent „blind zu verpflichten“. Aufgrund der Spielweise des flinken Dribblers drängen sich die Vergleiche mit Lionel Messi förmlich auf. Nicht wenige halten Hazard, der wegen seiner Körpergröße (1,70 Meter) „Kobold“ genannt wird, für ähnlich veranlagt wie den argentinischen Superstar. Eine große Gemeinsamkeit verbindet die Fußballer in jedem Fall: Beide sind Eigengewächse ihrer aktuellen Vereine.
Im Alter von 14 Jahren war Hazard vom belgischen AFC Tubize in die Jugendabteilung des OSC Lille gewechselt. Sein Debüt für die erste Mannschaft feierte er zwei Jahre später als 16-Jähriger. Seitdem bringt es der Belgier auf 99 Liga-Einsätze (14 Tore und 20 Assists). Auch in der belgischen Nationalmannschaft ist der „Kobold“ inzwischen der große Hoffnungsträger. Gemeinsam mit Romelu Lukaku vom RSC Anderlecht soll er das Team in eine erfolgreiche Zukunft führen. Seinen ersten großen Titel könnte Hazard mit Lille allerdings schon in dieser Saison einfahren – und seinen Markwert, der derzeit auf 18 Millionen Euro taxiert ist, nochmals steigern. Trotz Vertragsverlängerung – sollte ein Topklub wirklich Ernst machen, ist Hazard sicher nicht zu halten. „Ich möchte nicht weggehen, aber im Fußball weiß man ja nie“, hat das Talent bereits Raum für Spekulationen geschaffen. In Lille, so heißt es, würden sie ab einer Ablösesumme von 25 Millionen schwach werden. Das erste Angebot, das der FC Liverpool abgegeben haben soll (16 Millionen), dürfte demnach in Frankreich höchstens ein müdes Lächeln auslösen.
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