POST AUS AFRIKA
Und Gott schuf besseren Fußball
Als Vorkämpfer gegen Korruption reiste er nach Simbabwe: Fifa-Chef Sepp Blatter bringt Geld und seinen Chefermittler ins Land des Diktators Robert Mugabe. Von Christian Gülisch

 

Joseph S. BlatterMission Korruptionsbekämpfung: Joseph S. Blatter, umstrittener Fifa-Präsident war in Simbabwe Foto Pixathlon

 

Sepp Blatter steht auf einem kargen Fußballplatz außerhalb von Harare, der Hauptstadt von Simbabwe. Es ist einer dieser PR-Termine, die der umstrittene Fifa-Präsident schon seit der WM in Südafrika so gut zu inszenieren weiß: Fußball als Entwicklungshelfer und Allheilmittel für eine bessere Zukunft Afrikas. Schöne Bilder in diesen schweren Tagen der unschönen Korruptionsvorwürfe gegen den Schweizer. Doch das scheint weit weg, als Blatter mit kleinen verarmten Kindern, die doch nur Fußball spielen wollen, für die Kameras posiert. Aber Blatter ist auf einer ganz anderen Mission: Er will die Korruption in Simbabwe bekämpfen.

Kurz nachdem der Fifa-Präsident aus seinem Privatjet steigt, trifft er Robert Mugabe, dem mehr oder weniger legitimen Präsidenten Simbabwes. Mugabe regiert das Land seit der Unabhängigkeit 1980, und das obwohl der die letzten freien Wahlen eindeutig verloren hatte. "It is a great visit from the most powerful man in football. We hope a bit of his power remains with us," sagt der sichtlich geschmeichelte Präsident über Blatter. "We hope now that you are here we will not lose matches." Mugabe meint das simbabwische Nationalteam. Dieselbe Nationalmannschaft, die noch 2009 auf einer Länderspieltour in Südostasien absichtlich gegen Thailand (3:0) und Syrien (6:0) verloren hatten. Ein Manipulationsskandal und der eigentliche Grund für Blatters Besuch.

Erst kürzlich hatte Simbabwes Kapitän Method Mwanjali und vier weitere seine Mitspieler zugegeben 500 bis 1.500 US-Dollar erhalten zu haben, um diese Spiele absichtlich zu verlieren. Die Fifa ermittelt. Auch Chris Eaton, Sicherheitschef der Fifa begleitet Blatter. Eaton hatte noch Ende Juni Schlagzeilen gemacht, als er ein Wettkartell in Südostasien aufdeckte, das an der systematischen Manipulation von Spielen beteiligt war. Angeblich auch an den Bestechungsvorwürfen der simbabwischen Nationalmannschaft. Die Fifa will dem ein Ende setzen und auch so etwas wie ein Exempel statuieren: "We can't intervene in the early stages of investigations but when offenders are found guilty they will be suspended or banned for life". Lebenslängliche Sperren, für alle involvierten, egal ob Spieler, Betreuer oder Offizielle. Eine Politik mit der die Fifa schon seit einiger Zeit Aufsehen erregt, Untersuchungen aufgrund von ähnlichen Vorwürfen laufen bereits in Finnland, Griechenland, Südafrika und Malaysia. Die Wörter Manipulation, Bestechung und Korruption liegen in der Luft und so sehr man sich auch bemüht diese in ihrem Mitgliedsorganisationen zu bekämpfen, wird man das Gefühl nicht los, dass der Fisch immer noch vom Kopf her stinkt.

An der Fifa, seinen Offiziellen und vor allem Sepp Blatter haften immer noch die schweren Korruptionsvorwürfe und das damit verbundene Chaos bei der letzten Präsidentenwahl. Hört man Blatter und den obersten Spürhund Chris Eaton die Korruption geißeln, reibt man sich die Augen.

Wie hilfreich, dass es da noch die Entwicklungshilfe gibt, über die sich die Fifa schon seit Jahren zu profilieren versucht: 1.5 Mio. US-Dollar will Blatter in die maroden Strukturen des simbabwischen Fußballs pumpen. Neue Trainingsplätze sollen gebaut, in Jugendarbeit investiert und Offizielle bezahlt werden. Gerade hier zeigt sich die vollkommene verfehlte Politik der Fifa, man setzt lieber auf die Verfolgung und Bestrafung von Korruption als diese präventiv zu bekämpfen. Blatter muss sich längst die Vorwürfe gefallen lassen, wonach die Millionen an Mittel seines weltweiten GOAL-Projektes in Afrika im Sand versiegen oder in den Taschen von korrupten Funktionären verschwinden. Dennoch, solche Projekte bieten sich an, um positive Schlagzeilen in diesen schwierigen Zeiten zu machen. Und so lässt sich auch Sepp Blatter zu einer abenteuerlichen Prognose hinreißen: "I believe in God and in my religion God created the world in seven days but we are not God so we can create better football for Zimbabwe in seven months." Eine Aussage, die man so wohl eher Robert Mugabe zugetraut hätte.

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