INTERVIEW
„Die Mischung aus Offensive und Defensive macht Spanien stark“
Wie kann man gegen den Welt- und Europameister gewinnen? Bundestrainer Joachim Löw über die Qualität der Spanier. Ein Auszug aus dem Buch „Die Fußball-Nationalmannschaft. Auf der Spur zum Erfolg“. Interview Roger Repplinger.

 

Jogi LöwEin sehr, sehr gutes Jahr der Nationalelf: Jochim Löw zeigt beim 3:0
gegen die Niederlande in Hamburg, wohin die Richtung geht Foto Pixathlon

 

 

Die Fußball-Nationalmannschaft. Auf der Spur zum ErfolgDas komplette Interview mit Joachim Löw lesen Sie in „Die Fußball-Nationalmannschaft. Auf der Spur zum Erfolg" vom Matthias Greulich (Hg.) und Sven Simon. 176 Seiten, 19,90 Euro, Copress Verlag. ISBN 978-3-7679-1048-5

 

Herr Löw, was wird sich bei der Trainingsarbeit verändern?
Joachim Löw: Ich glaube, dass sich der Fußball in der gruppenspezifischen Trainingsarbeit noch verbessern kann. Ich würde heute als Vereinstrainer, bis auf einen, zwei Tage, wo ich mannschaftstaktische Dinge trainieren würde, nur noch mit kleinen Gruppen arbeiten. Ich würde nur noch mit den Stürmern trainieren, den Mittelfeldspielern, den Abwehrspielern: Die Außenverteidiger machen das, Innenverteidiger das. Ich würde individuelle Taktik trainieren.

Selbst die Abwehrspieler noch mal trennen?
Joachim Löw: Ja! Nicht immer, es ist auch gut, wenn die mal zusammen trainieren, aber in der Offensive hat ein Außenverteidiger andere Aufgaben als ein Innenverteidiger. Innenverteidiger gehen weniger nach vorne, Außenverteidiger müssen nach vorne. Wenn wir das mal machen, im Trainingslager vor einer EM oder der WM, da ist eine unglaubliche Spannung drin, wenn vier oder fünf Spieler zusammenarbeiten. Ganz hohe Konzentration.

Wenn die Mannschaftsteile für sich trainieren, dann übernimmt Hansi Flick, der frühere Co-Trainer des Defensivspezialisten Giovanni Trapattoni, die Abwehr.
Joachim Löw: Da wechseln wir uns ab. Da gibt es Absprachen und die gleichen Inhalte, Hansi Flick trainiert daher auch die Offensive.

So, wie die Entwicklung von Spielsystemen in der Geschichte des Fußballs war, müsste nicht ein Defensivkonzept kommen, um Mannschaften wie Spanien und Barcelona zu stoppen?
Joachim Löw: Hm. Es ist so, dass es die Mischung aus Offensive und Defensive ist, die Spanien stark macht. Das war ja auch die am besten organisierte Mannschaft der WM. Man konnte auf den Videobändern sehen, wie sie innerhalb weniger Sekunden geordnet standen. Das war sehr beeindruckend. Deswegen ist das mit einer rein defensiven Reaktion auf diese Spielweise nicht so einfach. Es kann sein, dass eine Mannschaft wie Italien in einem Spiel Spanien aushebelt und gewinnt. Aber auf mehrere Spiele gesehen, klappt das nicht mehr.

Weil die offensiven Mannschaften besser wurden.
Joachim Löw: Genau, die spanische, die deutsche und andere Mannschaften, wurden offensiv immer besser, haben offensiv immer mehr Möglichkeiten. Man kann natürlich hinten mit sechs Mann spielen, José Mourinho hat das mal gemacht, mit Inter Mailand gegen Barcelona. Oder mit fünf hinten und vier im Mittelfeld, und vorne einen allein lassen. Und wenn die Spanier an einem Tag, auch wenn sie Chancen haben, kein Tor erzielen, dann ...

... ist eine Ausnahme und Überraschung möglich. Aber ...
Joachim Löw: ... wenn eine Mannschaft in der Lage ist, offensiv zu spielen und fußballerisch stark ist, wird sie in der Regel, egal wie gut die Defensive geordnet ist, zu Chancen kommen.

 


 

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