FOOTBAG
Im Dialog mit dem Sack
"Hacky Sack" aka "Footbag", wurde eigentlich als Sommersport erfunden, der aber auch im Winter Saison hat. Christian Bock, 31, BWL-Student und erster Vorsitzender der Hamburg Footkings, erklärt den großen Spaß mit dem kleinen Sack. Interview René Gralla.

 

FootbagFreestyler David: Footbag ist eine Alternative zum Fußball

 

Herr Bock, "Hacky Sack" oder "Footbag" - welche Bezeichnung ist amtlich?
Christian Bock: Das lässt sich vergleichen mit dem Begriffspaar Milka und Schokolade. Hacky Sack leitet sich ab von "Hack the Sack". Das ist ein Markenname, und den haben sich die Erfinder des Spiels, die zwei US-Amerikaner John Stalberger und Mike Marshall in den 70-er Jahren, patentieren lassen. Der Sport als solcher heißt "Footbag", wörtlich übersetzt: "Fußsäckchen".

Und was kann ich damit anstellen?
Christian Bock: Zwei Königsdisziplinen gibt es, Freestyle und Footbag-Netz. Freestyle wird meistens mit einem weicheren Footbag gespielt, in der Regel zwei bis drei Minuten lang zu einem Musikstück. Eine Kür aus selbst gewählten Kunststücken wird vorgeführt, das ist die "Routine", wie sie bei uns heißt. Footbag-Netz hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Volleyball und wird auf einem Badmintonfeld ausgetragen, entweder im Einzel mit zwei Spielern oder im Doppel mit insgesamt vier Mann auf dem Platz. Der Footbag ist hier, anders als beim Freestyle, möglichst rund und hart und wird über ein Netz getreten, das 1,52 Meter hoch ist. Der Footbag darf dabei nur unterhalb des Knies gekickt werden.

Woraus besteht der Minisack?
Christian Bock: Ein Footbag für Freestyle ist zusammengenäht aus mehreren Stücken Leder, die Füllung besteht aus Granulat oder Sand. Der Ball für Footbag-Netz ist quasi ein kleiner Fußball.

Wie war Ihr Einstieg in die Szene?
Christian Bock: Ich habe lange Fußball gespielt. Dafür habe ich irgendwann nicht mehr genügend Zeit gehabt, wegen Ausbildung und Studium. Ich musste eine Alternative finden, und so habe ich dann Footbag entdeckt. Was mich daran fasziniert? Der Sport ist attraktiv, sieht gut aus und wirkt dabei überhaupt nicht angestrengt. Allerdings steckt hinter den Tricks, die leicht scheinen, viel Training, aber genau das ist die Herausforderung: Du kannst dich ständig verbessern.

Sozusagen im Dialog mit dem Sack ...
Christian Bock: ... das ist sicher etwas für Individualisten, die das Besondere suchen. Und trotzdem ist Footbag kommunikativ, die Aktiven bilden eine harmonische Community. Footbag schnürt zusammen, entsprechend ist unser Sport ideal in der Schule. Auf dem Pausenhof können die Kids einfaches Rundenkicken trainieren, indem sie einen Kreis bilden und sich den Footbag zuspielen, der nach Möglichkeit nicht auf den Boden fallen soll. Die Einstiegshürde ist niedrig, Footbag ist sehr günstig, du brauchst bloß geeignete Schuhe und den Ball, der schon ab sechs oder sieben Euro zu haben ist.

Gibt es eine Altersgrenze nach oben?
Christian Bock: Das hängt von der individuellen körperlichen Verfassung ab. In den USA sind Leute aktiv, die bereits die Fünfzig erreicht haben. Zumal es nicht unbedingt Footbag-Netz oder Freestyle sein muss, schließlich betreiben wir auch die Nebendisziplin Footbag-Golf. Der Ball wird über einen Parcours geschlagen, und die Ziele können völlig unterschiedlich sein, ein Eimer oder eine Parkbank. Oder ein bestimmter Pflasterstein auf der Straße.

Was macht der Hardcore-Footbagger im Winter?
Christian Bock: Wir üben in der Halle, ein- bis zweimal die Woche. Und wen es richtig gepackt hat, dem genügt das nicht, der bleibt zu Hause am Ball, noch ein paar Extrastunden im Keller. Das ist ja das Praktische an Footbag,

Aus den unorganisierten und quasi anarchischen Anfängen hat sich eine feste Organisationsstruktur entwickelt, mit dem Dachverband IFPA, der "International Footbag Players Association". Rund um den Globus werden Wettkämpfe organisiert, vor wenigen Wochen in Caracas und nun vom 18. bis 21. Dezember 2011 schon wieder in Venezuela, nämlich die kontinentalen Titelkämpfe in San Cristobal.
Christian Bock: Footbag wird auch in Lateinamerika immer populärer. Die wichtigsten Turniere bleiben allerdings natürlich Welt- und Europameisterschaften: Warschau ist Gastgeber der WM 2012, und die EM 2012 kommt voraussichtlich im Juli 2012 nach Aachen.

Wer sind die besten Footbagger auf der internationalen Ebene?
Christian Bock: Im Freestyle die Polen und Tschechen. Und im Footbag-Netz die Finnen und die Deutschen.

Falls es also während der Fußball-EM 2012 in Polen und der Ukraine für Jogi Löw und sein Team nicht klappt ...
Christian Bock: ... haben wir immer noch Footbag.


Weitere Infos zu den Hamburg Footkings: http://hamburg-footbag.de ; Turniertermine national und international: www.footbag.org

Zurück  |