STAATSKNETE
Verbotene Liebe

Die landeseigene HSH Nordbank hat ab Juli für sechs Jahre die Namensrechte am HSV-Stadion gekauft. Ein klarer Fall von versteckter Subvention, wie sie im Profifußball immer häufiger vorkommt. Ein Kommentar.


Licht aus ohne Staatsknete: Viele Bundesligisten werden subventioniert Foto Sebastian Vollmert



Viel Häme hat sich neulich ein hessischer FDP-Fürst, der Landesvorsitzende Jörg-Uwe Hahn, eingebrockt, als er sich heftig in die Trainerdiskussion bei Eintracht Frankfurt einmischte. Wieder mal, mäkelten die Kritiker, versuche ein Volksvertreter, mithilfe des Fußballs ins Rampenlicht zu kommen. Dabei wirkte die Intervention des Liberalen gar nicht gänzlich unplausibel: Geldgeber wollen seit jeher mitreden bei ihren Vereinen. Und weil der Politiker das Land Hessen bei der Eintracht in einer ähnlichen Rolle sieht – eine Bürgschaft der Landesregierung bewahrte den Klub vor fünf Jahren vor dem Lizenzentzug -, machte er sich laut Gedanken.

Fans der Offenbacher Kickers nennen den Rivalen schon seit Jahren gern „VEB Eintracht“, zumal das Bundesland auch noch größter Anteilseigner der Fraport AG ist, die Eigentümerin und Betreiberin des Flughafens Frankfurt, die als Trikotsponsor fungiert. Und die „Berliner Zeitung“ hat den Begriff „VEB Hertha“ kreiert, weil beispielsweise die Betreibergesellschaft des Olympiastadions dem Land Berlin gehört und auf den Leibchen der Hertha-Kicker das Logo einer Staatsfirma, der Bahn, prangt. Nicht zu vergessen der 1. FC Kaiserslautern, der ohne Steuergelder längst in die ewigen Jagdgründe eingegangen wäre.

Es ist längst Usus, dass Länder und Städte Klubs direkt mit Krediten und Stadionbauzuschüssen oder mittelbar über Tochterunternehmen unterstützen. Ab Anfang Juli ist dieses Kapitel des Profifußballs noch um eine absurde Episode reicher: Das Stadion des HSV, im Geschäftsverkehr derzeit unter den Namen AOL Arena firmierend, wird für vorerst sechs Jahre umgetauft in HSH-Nordbank-Arena, was dem Bundesligisten 24 Millionen Euro einbringt, minus der Provision für den Stadionnamensrechtemakler Sportfive.

Von einer „Liebesheirat“ sprach HSV-Boss Bernd Hoffmann bei der Bekanntgabe des Deals, aber wenn man schon in die Kitschkiste greifen will, passt zu dem Vorgang eher der Titel einer TV-Serie: Verbotene Liebe. Denn die Namensauswechslung – Beteiligte, die auf dicke Hose machen, sprechen von „Rebranding“ – ist ein Fall von verdeckter Subvention. Die HSH Nordbank entstand aus der Fusion der Landesbanken Hamburgs und Schleswig-Holsteins, sie ist zu mehr als 80 Prozent in öffentlicher Hand, und die Stadt Hamburg hält den größten Anteil.

Warum der HSV nun quasi mit Staatsknete aufgepäppelt wird, erschließt sich auch dem größten Fan nicht, zumal sich der Klub derzeit kaum in akuter wirtschaftlicher Not befindet. Die Rothosen hatten es gerade erst geschafft, ihr Image als Regierungsklub loszuwerden, das ihnen in den 90er-Jahren anhaftete: Ausgeschiedene SPD-Senatoren waren zeitweilig in den HSV-Vorstand gerückt und später Exbürgermeister Henning Voscherau in den Aufsichtsrat. Speziell beim Stadionbau profitierte der Klub von den Kontakten, die seine ranghohen Kameraden als Politiker geschmiedet hatten. Es riecht schon sehr nach Filz: Damals beteiligte sich die Stadt stark am Arenabau, jetzt erwirbt eine städtische Tochter das so genannte Recht am Stadionnamen.

Funktionäre, die heute noch über öffentliche Gelder jubeln, könnten sich im Übrigen übermorgen grämen. Denn den meisten Unternehmen, die sich den Ruf eines Subventionsbetriebs erworben haben, ist langfristig kein Erfolg beschieden.

René Martens

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