Kolumne

Adieu Herr Beckenbauer, Servus Franz

Er war der Kaiser und die Lichtgestalt des deutschen Fußballs, vielleicht auch ganz Deutschlands. Franz Beckenbauer war ein Glückskind und schien spielerisch jedes Problem auf und neben dem Platz lösen zu können. Ein berühmter Satz über ihn: „Wenn der Franz aus dem Fenster springt, dann fliegt er nach oben.“ Von Samira Samii

 

 

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Sportmanagerin & Rund-Kolumnistin Dr. Samira Samii

 

Franz Beckenbauer war ein „Münchener Kindl“ aus Giesing. Als seine Mutter Ihn 1954 zum Münchener Hauptbahnhof nahm, wo die deutschen Fußball-Weltmeister von 1954 mit dem Zug ankamen schwor sich der kleine Franz, selbst einmal ein großer Fußballer zu werden. Er wurde einer der größten aller Zeiten, erfand den Libero und spielte mit einer unvergleichlichen Eleganz und seinem geliebten Außenrist die Bälle punktgenau. Mit 18 bekam er seinen ersten Vertrag beim FC Bayern (160 Mark Grundgehalt). Mit 19 war er Nationalspieler, mit 23 Deutscher Meister, mit 27 Europameister, mit 29 Weltmeister. Mit 31 hatte er zum dritten Mal hintereinander den Europapokal der Landesmeister gewonnen, die heutige Champions League.

Er wollte nie Trainer werden und wurde, obwohl er nie einen Trainerschein gemacht hat, Deutscher Meister mit den Bayern und als Krönung auch noch Weltmeister mit Deutschland. 

Man erfand für ihn die Position des Teamchefs und er wurde 1990 im Alter von 44 Jahren in Italien als Teamchef mit Deutschland Weltmeister.

Damals entstand das berühmteste Foto seines Lebens. Der Kaiser, wie er abseits der Siegerehrung allein über den Rasen des Olympiastadion von Rom geht. Die Goldmedaille um den Hals.

Er war der erste Super-Star des deutschen Sports, stand mit ausgefallenen Outfits auf den roten Teppichen, nahm als Sänger eine Platte auf und wurde zum Werbe-Star Nummer 1. Er war aber immer auch der nahbare Star, der freundlich und geduldig Autogramme schrieb, wo andere einfach weitergingen. „Du darfst nie vergessen, wo du herkommst“, hat er einmal gesagt.

Das Schicksalsjahr des Kaisers war 2015 als im Juli sein Sohn Stephan an einem Gehirntumor starb. Zu mir sagte er später: „Der Tod von Stephan war der größte Verlust in meinem Leben.“

Dann kamen im Oktober 2015 Gerüchte auf über ungeklärte Zahlungen und Stimmenkauf bei der Vergabe der WM 2006 und auch Beckenbauer wurde belastet.

Ich hatte das große Glück und die große Ehre in persönlich kennen gelernt zu haben. Er war seit langer Zeit Patient von meinem Vater, Prof. Dr. Hossein Samii und ich durfte ihn bereits als junges Mädchen kennen lernen. Später brachte er das Sommermärchen 2006 nach Deutschland und mich damit zum Fußball. Wir hatten uns später öfter mal getroffen. Ich werde nie vergessen, wie er mich das erste Mal an der Säbener Straße begrüßte. „Hallo Prinzessin!“ , sagte er zu mir und ich antwortetet „Grüß Gott Herr Beckenbauer!“  Nach einer Weile fragte ich ihn warum ihn alle „Kaiser“ nannten und er erzählte mir die wahre Geschichte. Wir waren mit dem FC Bayern in Wien und ein Journalist und Fotograf begleitete uns. Bei einem kulturellen Ausflug kamen wir an einer Büste von Kaiser Franz-Joseph vorbei und der Fotograf sagte zu mir, „stell dich mal näher an den Kaiser“. So entstand zuerst das berühmte Foto von mir mit Kaiser Franz-Joseph und ab diesem Tag nannten mich alle Kaiser. Manchmal ist alles so einfach, sagte er noch. Franz Beckenbauer war ein genialer Fußballspieler, ein professioneller Teamchef und Funktionär und vor allem ein überaus charmanter und liebenswerter Mensch.

„Kaiser“ Franz – Ich werde Sie nie vergessen! – Sie sind unsterblich!

Vielen Dank für alles und R.I.P.

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