WM-QUALIFIKATION

 Kleine Länder, große Träume

Kaum eine andere Sportart schreibt so schöne Geschichten wie der Fußball – besonders dann, wenn es um Nationalmannschaften geht. Und mit dem neuen WM-Format, das ein erweitertes Teilnehmerfeld vorsieht, mangelt es gerade jetzt nicht an echten Fußball-Märchen. Eines der schönsten davon kommt aus Kap Verde – einem kleinen Inselstaat, der dank der erstmaligen WM-Qualifikation groß träumen darf.

 

 

 

ballzaun

Foto Sebastian Vollmert

Der steile Weg nach oben
Die ehemalige portugiesische Kolonie gehört zu den jüngeren Fußballnationen und wurde erst 1986 in die FIFA-Familie aufgenommen. Trotz der engen Verbindung zu Portugal und einer Reihe potenzieller Talente gelang es dem kleinen Inselstaat lange nicht, sich auf der afrikanischen Fußballbühne zu etablieren. Der erste Durchbruch kam 2013, als sich Kap Verde mit vier Siegen aus ebenso vielen Qualifikationsspielen erstmals für den Afrika-Cup qualifizierte.

Und die Premiere war durchaus erfolgreich: Schon bei der ersten Teilnahme erreichte die Mannschaft das Viertelfinale und beendete das Turnier auf einem beachtlichen siebten Platz. Doch der Aufschwung hielt nicht lange an – bei der nächsten Austragung reichte es nur für die Gruppenphase, anschließend verpasste Kap Verde zwei Afrika-Cups in Folge.

Die Wende kam 2020 mit dem neuen Coach Pedro Bubista Leitão. Der Trainer baute das Team um und verstärkte den Kader mit talentierten Spielern aus europäischen Topligen. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Bereits bei seinem ersten Afrika-Cup auf der Bank (2021) führte Bubista die Auswahl ins Achtelfinale. Spätestens da war klar – Kap Verde ist auf dem Weg nach oben.

Bubistas Vision: Einheit, Stolz und ein neues Kapitel für Kap Verde
Mit Bubista im Amt veränderte sich der Geist des kapverdischen Fußballs spürbar. Unter seiner Leitung wuchs eine Mannschaft zusammen, die durch Disziplin, Charakter und Stolz überzeugt. Eine Schlüsselfigur dieses Wandels ist Roberto Lopez, in Dublin geboren, Sohn einer Irin und eines Kapverdianers. inst Bankangestellter und Amateur in Irland, führt er heute ein Team an, das durch seine Leidenschaft und sein Gemeinschaftsgefühl auffällt. Bubista setzte früh auf Lopes – und machte ihn zum Symbol für das neue Selbstverständnis: Herkunft spielt keine Rolle, entscheidend ist die Haltung. Der Viertelfinaleinzug beim Afrika-Cup 2023, das beste Resultat in der Geschichte des Landes (fünfter Platz), war der Lohn für diesen Zusammenhalt – und der Startpunkt für eine erfolgreiche WM-Qualifikation.

Auch andere Spieler folgten dem Ruf der Blauen Haie und entschieden sich bewusst für das kleine Inselteam – aus Stolz, Teil dieser Geschichte zu sein. Steven Moreira, Stammspieler in der MLS, Jamiro Monteiro aus den Niederlanden, Kevin Lenini aus Russland, Deroy Duarte aus Bulgarien sowie die zypriotischen Legionäre Garry Rodrigues und Willy Semedo stehen stellvertretend für eine neue Generation von Nationalspielern. Selbst Bebé, einst bei Manchester United unter Vertrag, fand zurück zu seinen Wurzeln. Gemeinsam bilden sie ein buntes, europäisch geprägtes Ensemble, das Kap Verde in die Fußballwelt hinaus trägt – vereint durch Stolz, Identität und das Gefühl, für etwas Größeres zu spielen.

Optimistische Prognosen für die Zukunft
Mit nur rund 530.000 Einwohnern ist Kap Verde das zweitkleinste Land, das je an einer Weltmeisterschaft teilnimmt – kleiner war bislang nur Island. Trotz dieser geringen Bevölkerungszahl sind die Prognosen für den kapverdischen Fußball erstaunlich optimistisch. Manche Buchmacher, die keine Limits beim Wetten haben, führen die Blauen Haie sogar als potenzielles Überraschungsteam der WM 2026. Kein Wunder: Die Qualität im Kader wächst stetig. Der Verband arbeitet intensiv daran, neue Spieler mit kapverdischen Wurzeln zu gewinnen, um die Nationalmannschaft auch langfristig konkurrenzfähig zu halten.

In den vergangenen Monaten haben sich gleich mehrere spannende Namen dem Team angeschlossen. Dazu zählen Legionäre wie Logan Costa (Villarreal CF), Ricardo Santos (Swansea City), Stéphane Cueni (FC Winterthur), Jordan Semedo (Slavia Sofia) oder Bryan Teixeira (LASK Linz). Doch die Entwicklung beschränkt sich nicht auf das Spielfeld: Die historische WM-Qualifikation hat im Land eine neue Fußballbegeisterung ausgelöst. Laut Verbandsangaben soll ein erheblicher Teil des Preisgeldes in die Nachwuchsförderung fließen – ein klares Zeichen, dass Kap Verde auch in Zukunft Großes vorhat.

 

 

Zurück  |