Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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FUNDSTÜCK
„Ich bin der Fritz“
Teil 2 des Alsenborn-Reports: Wie Fritz Walter mit seinen Kumpels vom 1. FC Kaiserslautern am „Wunder von Alsenborn“ bastelte. Von Henning Klefisch.

 

Fritz WalterFritz Walter im Jahre 1958 vor der Weltmeisterschaft in Schweden. Foto Pixathlon

 

Einer der Architekten des „Wunders von Alsenborn“ war Bauunternehmer Hannes Ruth, der Herzblut und Zeit in seinen geliebten Verein investierte. Sonderlich viel Geld war für die Spieler jedoch nicht unbedingt. übrig. Die Stärke der Alsenborner war eine für die damalige Zeit ungewöhnlich gute Förderung von Talenten, die aus der Region stammten. Auch die geschickte Transferpolitik mit Spielerverkäufen, wie die eines Lorenz Horr, der im Jahr 1969 für damals unvorstellbare 336.000 Mark zu Hertha BSC gewechselt war – der zu diesem Zeitpunkt teuerste Transfer im deutschen Fußball. Und außerdem hatte Fritz Walter bereits Anfang der 60er-Jahre begonnen, den Dorfverein unentgeltlich zu unterstützen.
 
Amateurhafte Bezahlung im Vergleich zur Aufstiegskonkurrenz
 
Der Erfolg unter dem Kapitän der deutschen Weltmeistermannschaft von 1954 war enorm, denn im Verbund mit seinem ehemaligen Mannschaftskameraden beim 1. FC Kaiserslautern, dem Mäzen Hannes Ruth, war er es, der als sportlicher Leiter, das mit Talenten aus der Region gespickte Team zwischen 1962 und 1965 bis in die Regionalliga Südwest führen konnte. Diese mit reichlich Talent gesegnete Mannschaft wurde mit der richtigen Führung regelrecht wachgeküsst. Noch heute schwärmen Alsenborns-Verantwortliche von den Fähigkeiten des Fritz Walter, der mit seiner herzensguten und liebenswerten Art eine große Wertschätzung im Verein genossen hat. Rainer Bossle, heute Erster Vorsitzende des SVA sagt: „Er war ein Segen für den ganzen Verein. Er war richtig menschlich und immer hilfsbereit. Er ging mit jedem völlig normal um und stellte sich völlig bodenständig vor: ,Ich bin der Fritz.' Er war einer von uns. Ohne jede Starallüren war er häufig in seiner Stammkneipe im Dorf anzutreffen, wo er mit den Fans und Bewohnern sehr herzlich umgegangen ist.“ Kameradschaft und Hilfsbereitschaft war beim „alten Fritz“ eine echte Tugend, denn nicht selten kam es vor, dass der populäre Weltmeister Essen für seine Kicker bezahlte. Sein Lieblingsgetränk in der Gaststätte war Sekt, wie die ehemalige Vereinsvorsitzende Hilde Kruzkurt ausplauderte.
 
Fritz Walter identifizierte sich mit Alsenborn
 
Auch die Identifikation mit dem kleinen, aufstrebenden Verein war enorm. So ließ es sich der in Alsenborn lebende Walter nicht nehmen, bei den zwei Trainingseinheiten pro Woche zuzuschauen. Die Trainingsintensität stellte sich durchaus als ein echtes Problem dar, da die Aufstiegskonkurrenz häufig doppelt so häufig trainierte. Vertragsspieler in Mainz oder Saarbrücken erhielten ein Vielfaches der Gehälter, die in Alsenborn an die Halbprofis gezahlt werden konnten. So wird kolpoltiert, dass die SVA-Kicker ein Monatssälar von 180 Mark plus Erfolgsprämien erhalten haben. Insgesamt kam dadurch kaum mehr als 500 Mark zusammen.

 

Alsenborn gegen GöttingenGöttingen gegen Alsenborn: Ein Plakat des Aufstiegsspiels. Beide Klubs stiegen nie in die Erste Liga auf. Die Göttinger schafften es immerhin später in dier Zweite Bundesliga. Foto Henning Klefisch 
 


Renders Tod sorgt für Spieler-Exodus
 
Fritz Walter übte die Tätigkeit als sportlicher Berater im Verbund mit seinem ehemaligen FCK-Spieler Otto Render aus, der zuerst als Spielertrainer tätig gewesen war, bevor er sich ab 1965 komplett dem Trainerjob widmete und den im Jahr 1919 gegründeten Verein zu einer der spannendsten Mannschaften der Regionalliga formte. Diese Mannschaft besaß eine großge Perspektive. Allerdings wurde der „Architekt“ dieses großartigen „Bauwerks“ am 18. April 1969 jäh aus dem Leben gerissen, als er bei einem Autounfall ums Leben kam. Nur wenige Wochen später, aber auch ein Jahr danach, konnte sich das Sensationsteam aus dem Pfälzer Wald dennoch für die Aufstiegsrunde zur Bundesliga qualifizieren. Ein Zeichen für die beeindruckende Moral dieser Mannschaft, die mit ihrem Auftreten und ihrer Spielweise bundesweite Sympathien erhalten hat. Danach wurde das Team durch den Verkauf von insgesamt 31 Spielern auseinander gerissen und es gab einen Absturz, der bis in die Bezirksklasse geführt hat.

Der SV Alsenborn darf jedoch nicht nur auf die Zeit Ende der 60er-Jahre reduziert werden, da auch Persönlichkeiten wie Walter Frosch (Profi beim 1. FC Kaiserslautern und dem FC St. Pauli) und auch der heutige Leverkusener-Bundesligaspieler und tschechische Nationalspieler Michal Kadlec beim SVA kickten.
 
Stadion an der Kinderlehre als Ort für Nostalgiker
 
In der siebthöchsten Spielklasse belegen „Walters-Erben“ derzeit den dritten Tabellenplatz. Aber das verhältnismäßig große Stadion ist zur Belastung geworden:  „Es wurden keine Investitionen in die Bausubstanz getätigt. Rücklagen gab es keine. Die Investitionen und Renovierungen mussten wir selbst finanzieren. Es mussten von uns 300.000 Euro für Heizung, Fassaden und Flutlicht aufgebracht werden. Für einen unterklassigen Verein ist solch eine Anlage zu groß. Immerhin müssen die Kosten auch gedeckt werden. Es gibt viele Lasten zu decken“, so Bossle. Ein Indiz für den starken Zusammenhalt imVerein ist die Renovierung der sanitären Anlagen durch mehrere Vereinsmitglieder gewesen. Beim Rundgang durch die Sportanlage wird jedoch schnell deutlich, dass der „Zahn der Zeit“ auch im schönen, aber alten Stadion nagt. Besonders, die seit 1967 existierende Haupttribüne ist ein beachtliches Bauwerk, das bei Nostalgikern Erinnerungen an die glorreiche Vergangenheit weckt.
 
SVA-Vereinsboss Bossle: „Bundesliga-Aufstieg wird ein Märchen bleiben.“
 
Für Bossle ist eine neue Erfolgsgeschichte aber höchst unwahrscheinlich: „Sicherlich wäre es sehr wünschenswert. Allerdings wird dies ein Märchen bleiben. Das Buch ist zu. Es klafft eine gewaltige Lücke zwischen Wunsch und Realität.“ Auch Vereinsmitglied Gernot Reschke deutlich: „Unser Verein ist absolut nicht mit der TSG 1899 Hoffenheim vergleichbar. Dort steht das Geld im Vordergrund, während bei uns der Idealismus Priorität besitzt.“ Besonders beeindruckend ist die Gastfreundschaft und Herzlichkeit, der Vereinsverantwortlichen. Eigenschaften, die sie möglicherweise von Fritz Walter übernommen haben.


Klicken Sie hier, um Teil eins zu lesen: Wie der SV Alsenborn an das Tor zur Bundesliga klopfte


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