Bundesliga
9 Fragen und 9 Antworten zum 14. Spieltag der Bundesliga
Die Bundesliga steuert weiter auf die wohlverdiente Winterpause zu, doch vor Weihnachten warten noch zwei spannende Spieltage. Am Wochenende dürfen sich die Fans daher noch einmal auf neun packende Duelle freuen, in denen es mitten in der Adventszeit hoch hergehen wird.
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Über den Idealisten Zorniger und die hohe Freistoßkunst
In der Jugend des VfB Stuttgart wurde Giuseppe Catizone, im Remstal geboren und aufgewachsen, auf den Profifußball vorbereitet. Über die Amateure kam er dann in den bezahlten Fußball. Der heute 38-jährige Mittelfeldspieler ist derzeit Kapitän des jungen Verbandsligateam des FC Normannia Gmünd. Der Deutsch-Italiener, Produktionsleiter in einer Textilveredelungsfirma, ist Inhaber der C-Lizenz, und liebäugelt mit einer Karriere als Trainer. Noch aber sorgt Catizone mit seinen Freistoßkünsten für Aufsehen.
Giuseppe Catizone im Trikot des FC Normannia Gmünd
RUND: Herr Catizone, wobei stören wir Sie gerade?
Giuseppe Catizone: ... gerade bei der Arbeit (im Hintergrund Klingeltöne anderer Telefone, Trikots werden beflockt)
RUND: Als ehemaliger Fußballprofi des VfB Stuttgart und 1.FC Saarbrücken unterstützen Sie nun seit fast sieben Jahren den Verbandsligisten FC Normannia Gmünd, sind Sie immer noch genauso motiviert, wie damals als Profi?
Giuseppe Catizone: Ja, gewinnen will ich immer, auch wenn ich zu Hause nur “Mensch ärgere Dich nicht spiele”. Normannia ist ein ganz besondere Verein, dem ich sehr viel zu verdanken habe. Und ich versuche, wann immer es geht, dem Verein mit meiner Erfahrung weiterzuhelfen.
RUND: Besonders beim VfB Stuttgart erlebten Sie als Spieler interessante Trainer wie Ralf Rangnick und Felix Magath. Beim 1. FC Saarbrücken später unter anderem Thomas von Heesen, Herribert Weber und Tom Dooley. Gibt es Dinge, die Sie von den Trainern bis heute verinnerlicht haben? Oder, was fanden Sie besonders interessant, was übernehmen Sie vielleicht einmal selbst als Trainer?
Giuseppe Catizone: Ich hatte beim VfB mit Rangnick und Magath zwei verschiedene aber sehr gute Trainer, ich habe von beiden sehr viel mitgenommen. Aber auch von den anderen Trainern nahm ich etwas mit, und ich bin mir sicher, dass mir die Erfahrungen, die ich bei den Trainern erlebt habe, eines Tages bestimmt weiterhelfen werden. Aber klar ist auch, dass ich meinen eigenen Weg finden muss.
RUND: Auch Schwäbisch Gmünd mit seinem FC Normannia wurde für Sie zu einem lebendigen Pflaster, Sie haben schon viel mitgemacht in der Gold- und Silberstadt. Sie sind zwar aus der Oberliga abgestiegen, aber davor erlebten Sie auch Alexander Zorniger als Trainer. Charakterisieren Sie ihn bitte für uns.
Giuseppe Catizone: Alexander Zorniger ist ein absoluter Idealist. Genial war seine Professionalität im Amateurbereich. Er hat nichts dem Zufall überlassen. Die Mischung, oder diesen Spagat hinzubekommen, zwischen Kumpel und Trainer, war einfach super, und das kann nicht jeder. Wie Zorniger jetzt im Profibereich ist, kann ich leider nicht beurteilen. Aber was ich sagen kann, er ist ein Vorbild für alle angehende Trainer.
RUND: Wie sieht Ihre Karriereplanung nach dem Fußball aus: Bleiben Sie dem Sport treu?
Giuseppe Catizone: Da habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, aber ich könnte mir sehr gut vorstellen, eines Tages auf der Trainerbank zu sitzen.
RUND: Vergleichen Sie bitte den Amateur- mit dem Profifußball.
Giuseppe Catizone: Im Hochleistungsport ist die Intensität des Trainings und des Spiels viel höher. Man hat da natürlich einen ganz anderen Druck, jeder erwartet automatisch immer gute Leistung. Die anderen, aber auch der Spieler von sich selbst.
RUND: Was raten Sie jungen Spielern, die Profifußballer werden möchten, und auch das Talent dazu haben?
Giuseppe Catizone: Also, Talent alleine genügt nicht. Man muss für das Ziel Profifussballer immer hart und diszipliniert arbeiten.
Giuseppe Catizones Die Autogrammkarte beim VfB Stuttgart in der Saison 1999/2000. Er bestritt fünf Bundesligaspiele für die Schwaben
RUND: Sie sind gebürtiger Italiener, aber quasi in Deutschland aufgewachsen. Fühlen Sie sich als Italo-Schwabe, und wie unterscheidet sich der italienische vom deutschen Fußball?
Giuseppe Catizone: Ja das kann man so sagen, ich bin ein “ Italo-Schwabe”. Ich habe nur eine ganz kurze Erfahrung in Italien gemacht. In Italien wird auf und außerhalb des Platzes sehr viel Wert auf Disziplin gelegt. Allein bei den taktischen Übungseinheiten ist viel Konzentration und Disziplin gefragt.
RUND: Im baden-württembergischen Amateurfußball gelten Sie als absoluter Freistoßspezialist: An die 30 Freistoßtreffer erzielten Sie in den vergangenen acht Jahren in allen Wettbewerben. Fast so gut wie Andrea Pirlo, (Catizone muss am Telefon herzlich auflachen) , trainieren Sie Freistöße in Extraschichten oder reicht da Ihr Talent aus? Sie gelten auch als cooler Elfmeterschütze.
Giuseppe Catizone: Ich habe früher, vor vielen Jahren, sehr viele Freistöße geübt und extra trainiert. Schon in der Jugend habe ich fast nach jedem Training extra zahlreiche Freistöße geschossen. Und das viele Training hat sich zum Glück ausbezahlt gemacht. Ja, Fleiß spielt neben dem Talent immer eine Rolle. Elfmeter ist viel mehr ein bisschen Psychologie.
RUND: Danke, dass Sie sich Zeit für das Interview genommen haben.
Giovanni Deriu, Dipl. Sozialpädagoge und Redakteur, schrieb einige Jahre über den FC Normannia Gmünd, und beobachtete dabei auch Catizones sportliche Biographie.
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