STAATSVERTRAG

Werbung unter strengen Bedingungen

Was ist in Deutschland bei der Werbung für Online-Casinos erlaubt und was verboten? Durch den Glücksspielstaatsvertrag 2021 wird dafür in diesem Jahr erstmals bundesweit für klare Verhältnisse gesorgt. Einheitliche Lizenzen, verbindliche Richtlinien und eine strengere Regulierung sollen den Spielerschutz verbessern. Doch was bedeutet das ganz konkret für die Werbung von Online-Casinos?

 

 

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Foto Sebastian Vollmert

 

Was steht im Glücksspielstaatsvertrag 2021?
Seit Juli 2021 gelten in Deutschland bundesweit identische Regeln für Online-Casinos. Der Glücksspielstaatsvertrag – kurz GlüStV – schreibt die Regeln in Bezug auf Anbieter, Werbung und insbesondere den Spielerschutz verbindlich fest. Zuständig für die Umsetzung ist die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL).

Der Vertrag erlaubt zwar bestimmte Angebote wie Online-Slots oder Online-Poker, macht aber auch strenge Vorgaben. Die Regeln im GlüStV zielen darauf ab, den unregulierten Markt einzudämmen und Spielenden besseren Schutz zu bieten.

Diese Vorgaben gelten für lizenzierte Anbieter
Im Bereich des Online-Glücksspiels sind nur Anbieter mit einer deutschen Lizenz überhaupt legal auf dem Markt tätig. Wer sich ohne eine solche Lizenz an Spielende wendet, handelt illegal – unabhängig davon, ob dem Anbieter eine ausländische Lizenz vorliegt.

Wer eine solche Lizenz erhalten möchte, muss zahlreiche Anforderungen erfüllen:

Begrenzung der Spieleinsätze und Einzahlungen
Alters- und Identitätsprüfungen
Sicherstellung des Spielerschutzes
Regelmäßige Prüfung der Sicherheit persönlicher Daten und Informationen
Besonders wichtige Regel: Transparenz und Kennzeichnung
Deutlich erkennbar sein – das ist die wichtigste Anforderung an jede Form der Werbung. Bereits Logos, Werbeslogans und Bonuszusagen sind immer Werbung – auch in redaktionellen Texten. Gestaltete Werbung ist also auch dann nicht erlaubt, wenn z. B. Native Ads, Influencer-Content oder journalistische Empfehlungen genutzt werden.

Gerade bei Online-Werbung wird genau gegen diese Vorgaben häufig verstoßen – häufig unwissentlich. Der Vorwurf sogenannter verschleierter Werbung richtet sich also nicht nur gegen klassische Native Ads, sondern ebenso gegen Social-Media-Beiträge, Videos, Podcasts, aber auch bewusst unauffällige sogenannte Advertorials oder wenig transparente Empfehlungen in redaktionellen Beiträgen.

Einschränkungen und Verbote in der Glücksspielwerbung
Zwischen 6 und 21 Uhr darf für Online-Casinos nicht geworben werden – weder im Fernsehen noch im Internet. Diese Sperrzeit schützt insbesondere Minderjährige und gefährdete Gruppen. Auch in Online-Videos oder Podcasts gelten strenge Zeitregeln.

Was Werbung nicht versprechen darf
Glücksspielwerbung unterliegt inhaltlichen Vorgaben. Sie darf nicht:

finanzielle Vorteile versprechen
unrealistische Gewinne in Aussicht stellen
„schnelles Geld“ oder VIP-Status bewerben
gezielt an gefährdete Spieler oder Minderjährige gerichtet sein
Zudem müssen sich Anbieter an technische Regeln halten: Werbung darf nicht personalisiert an gesperrte Nutzer ausgespielt werden. Auch Push-Nachrichten, Spam-Mails oder SMS sind verboten.

Werbung oder Sponsoring im Sportbereich ist zwar grundsätzlich erlaubt, unterliegt aber ebenfalls klaren Einschränkungen. So dürfen beispielsweise Trikotwerbung, Bandenwerbung oder Sponsorings bei Sportveranstaltungen nur dann eingesetzt werden, wenn das jeweilige Glücksspielunternehmen über eine gültige deutsche Lizenz verfügt. 

 Darüber hinaus darf die Werbung auch hier nicht jugendaffin wirken, also keine Inhalte oder Platzierungen beinhalten, die sich gezielt an Minderjährige richten.

Auswirkungen auf Branche und Spieler
Für Anbieter bedeuten die Regeln mehr Aufwand, strengere Kontrollen und höhere Kosten. Sie müssen eigene Prozesse anpassen, transparente Kommunikation sicherstellen und sich von aggressiven Werbestrategien verabschieden.

Marketing wird defensiver – oft mit Fokus auf Information, Sponsoring oder Bildung. Besonders im Bereich eSports oder Sportpartnerschaften entstehen neue Wege, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, ohne gegen Werberegeln zu verstoßen.

Was sich für Spieler verändert
Spieler sehen weniger Werbung – besonders im Alltag. Dafür profitieren sie von mehr Transparenz und besserem Schutz. Monatliche Einzahlungslimits, Warnhinweise und Sperrlisten machen das Spielverhalten kontrollierbarer.

Allerdings sorgt das Werbeverbot auch für Lücken. Viele Spieler landen trotz Regulierung bei nicht lizenzierten Anbietern. Dort fehlen Schutzmechanismen, klare Regeln – und die Verantwortung.

Grauer Markt und Umgehungsstrategien
Trotz aller Bemühungen bewegt sich ein erheblicher Teil des Online-Glücksspiels weiterhin im rechtlichen Graubereich. Viele Anbieter werben über Kanäle wie YouTube, Twitch oder ausländische Webseiten – gezielt auf Deutsch, aber außerhalb deutscher Gerichtsbarkeit.

Solche Angebote umgehen nationale Regeln – etwa über Einblendungen, Rabattcodes oder durch Werbepartner. Die GGL geht dagegen vor, aber der Vollzug ist oft schwierig.

Zukünftige Entwicklungen und mögliche Änderungen
Einige Stimmen halten die Regulierung für überzogen. Besonders Medienhäuser und Werbetreibende sehen ihre Spielräume eingeschränkt. Auch juristisch gibt es Diskussionen über die Verhältnismäßigkeit einzelner Maßnahmen – etwa bei zeitlichen Werbeverboten oder Limit-Vorgaben.

Andere kritisieren, dass trotz strenger Regeln der Schwarzmarkt wächst – und legale Anbieter im Nachteil sind.

Was politisch diskutiert wird
Zukünftig könnten die Regeln angepasst werden. Denkbar sind:

Lockerung der Werbesperrzeiten
Verbesserter Zugriff auf illegale Plattformen
Mehr Spielraum für lizenzierte Anbieter mit nachgewiesenen Schutzkonzepten
Der politische Druck steigt – nicht zuletzt durch europäische Vergleiche, in denen andere Länder liberaler agieren. Der Balanceakt zwischen Schutz und Marktöffnung bleibt eine Herausforderung.

Bonusangebote: Rechtlich erlaubt – unter Auflagen
Viele Leser interessieren sich für Promotions wie Freispiele oder Startguthaben. Solche Angebote sind nicht per se verboten – sie müssen jedoch klar formuliert, ehrlich beworben und an Bedingungen geknüpft sein.

Ein gutes Beispiel dafür sind seriöse Bonus-Übersichten auf Vergleichsseiten. Dort finden Sie Informationen zu Angeboten wie einem 20 € Bonus ohne Einzahlung, der tatsächlich ohne Risiko getestet werden kann – aber nur bei lizenzierten Anbietern.

Der Hinweis auf Lizenz, Bedingungen und zeitliche Begrenzung ist dabei Pflicht. Nur dann ist die Bewerbung solcher Boni auch rechtlich sauber.

Fazit: Werbung ja – aber unter strengen Bedingungen
Deutschland hat mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 einen komplexen, aber wirkungsvollen Rechtsrahmen geschaffen. Die Werbung ist möglich – aber sie folgt engen Spielregeln. Anbieter müssen sich an Zeiten, Inhalte und Zielgruppen halten. Spieler profitieren von mehr Schutz und klaren Informationen.

Die Zukunft wird zeigen, wie sich der Markt weiterentwickelt. Die Regeln stehen – aber ihre Auslegung, Kontrolle und Weiterentwicklung bleiben im Fokus.

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