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Erster Schritt auf einem weiten Weg
Vikash Dhorasoo, heterosexueller ehemaliger Nationalspieler Frankreichs, fördert den homosexuellen Fußballklub Paris Foot Gay. Ein starkes Engagement gegen Homophobie, das im Fußball aber noch immer eine der großen Ausnahmen ist. Von Rico Rizzitelli, Paris.



Vikash Dhorasoo
Unterstützer von Paris Foott Gay: Vikash Dhorasoo Foto Pixathlon



Es klingt hart, aber Vikash Dhorasoo hatte sich bereits früh an die Diskriminierungen gewöhnt. Er wuchs in Caucriville auf, einem Arbeiterviertel von Le Havre mit 25.000 Einwohnern. Wenn er nicht gerade „von Skins gejagt“ wurde, wurde dem Franzosen indianischer Abstammung der Eintritt in -Diskotheken verwehrt. „Von unerwarteten Polizeikontrollen gar nicht zu reden“, wie der Nationalspieler von Paris Saint-Germain erzählt, „ich habe mich daher schon immer Leuten nahe gefühlt, die sich auflehnen, die ihre Sache verteidigen. Deshalb ist es nur natürlich, dass ich mit Minderheiten in Kontakt kommen möchte.“ Die Förderung des Paris Foot Gay (PFG), dem im Dezember 2003 gegründeten Verein, in dem Homosexuelle, Bisexuelle und Heterosexuelle gemeinsam Fußball spielen, lag für Dhorasoo somit auf der Hand, „ohne dass ich groß darüber nachdenken musste“. Heute ist der 33-Jährige Schirmherr des PFG, wo Juden, Araber, Schwarze, Weiße, Händler, kaufmännische -Angestellte, Studenten und Lagerarbeiter im Alter zwischen 19 und 42 spielen. „Die Vielfalt hilft uns“, meint Brahim Nait-Balk, einer der beiden Trainer, „es gibt für einen Homo nichts Schlimmeres, als sich isoliert zu fühlen.“

Der PFG startet daher auch eigene Initiativen wie die Einrichtung eines Forschungsinstituts zum Thema Homophobie im Fußball oder regelmäßige Besuche an Schulen, um die jugendliche Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Mitunter rufen diese Aktionen auch Feindseligkeiten hervor: „Letzten Monat in Villepinte waren die Lehrer von der Heftigkeit der Fragen schockiert“, so PFG-Mitbegründer Pascal Brèthes, der nicht selten auch Beschimpfungen der Schüler erlebt. „Doch voriges Jahr hatte ein Junge vor all seinen Mitschülern sein Coming-out und bedankte sich dafür bei uns. In solchen Fällen ist man froh zu existieren.“

Vikash Dhorasoo hat sich bereits häufiger gefragt, ob das Coming-out eines Fußballprofis „die Mühe wert wäre, wenn er dadurch ins Abseits geraten und alles verlieren würde“, so der Vize-Weltmeister von 2006 zu RUND. „Ich weiß es nicht. Es gibt halt viele Kreise, die nur schwer akzeptieren, dass andere anders sind.“ Wenn man ihm gegenüber die möglichen Auswirkungen seiner Patenschaft, insbesondere den unvermeidlichen Sarkasmus von Außenstehenden, anspricht, so bekennt der ehemalige Spieler von Mailand und Lyon, nie darüber nachgedacht zu haben. „Dass Vikash sich engagiert, ist eine sehr starke Botschaft an homosexuelle Spieler, die sich verstecken, an die Fans und an die Fußballwelt im Allgemeinen“, glaubt Pascal Brèthes. Wenn noch mehr so handeln -würden, könnte der Wunsch der PFG-Gründer tatsächlich einmal wahr werden: „Dass dein Typ nach einem Spiel zu dir in die Kabine kommen und dich umarmen kann, egal ob in der Profi- oder der Amateurliga. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.“


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