Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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INTERVIEW
„Jürgen Klopp ist sehr witzig“
Seit Teenagerzeiten ist Elvis Costello Fan des FC Liverpool, der auch schon verspätet zu Gigs kam, wenn die Reds in einem Europacup-Endspiel standen. Zuletzt war der 62-Jährige im Januar an der Anfield Road. RUND hat er berichtet, wie er den Trainer der Reds, Donald Trump und den Brexit findet. Interview Matthias Greulich

 

Elvis CostelloDas britische „Mojo“-Musikmagazin brachte dieses Bild von Elvis Costello aufs Cover. Foto: James Omara

 

RUND: Als Teenager waren Sie häufig an der Anfield Road, um den FC Liverpool zu sehen. Mögen Sie den deutschen Trainer Jürgen Klopp?
Elvis Costello: Ja. Ich liebe Jürgen Klopp. Er ist das Beste, was Liverpool in vielen Jahren passiert ist. Er ist sehr witzig. Wenn die Mannschaft schlecht gespielt hat, tut er nicht so, als ob sie nicht schlecht gespielt habe. Ich war beim Spiel an Neujahr im Stadion und habe ihn gesehen. Als Teenager stand ich auf der Kop (Name der legendären Tribüne, Anm. d. Red.). Das waren 27.000 Leute auf Stehplätzen. Und nun sitzen wir alle. Es ist eine etwas andere Atmosphäre. Manchmal ist es ein bisschen wie im Theater. Es ist ziemlich ruhig für Anfield. Und er dreht sich um. Dieser große Kerl winkt mit den Armen, um sicherzugehen, dass die Menge das Team unterstützt. Alle Fußballfans sind kritisch, wenn die Mannschaft nicht gut spielt. Er ist sehr gut darin, eine Verbindung zu den Fans herzustellen. Es ist großartig. Sie können noch nicht mit den anderen Klubs mithalten, die viel mehr Geld einsetzen. Aber es geht in eine bessere Richtung.

RUND: Mit Ihrer Familie wohnen Sie zeitweise in New York und im kanadischen Vancouver. Was denken Sie über den neuen US-Präsidenten Donald Trump?

Elvis Costello: Ich schaue darauf mit einem sehr langen Teleskop, wobei ich durch das falsche Ende hindurch sehe. Ich versuche also darauf mit dem größtmöglichen Abstand zu blicken. Ganz offensichtlich ist es eine Zeit, in der es viel Geschreie, Wut und Schrecken gibt. Es ist eine unerfreuliche und schwierige Situation. So wie vieles ist es eine Kettenreaktion und ein Moment, der vorbei geht. Das ist das Beste, was man darüber sagen kann.
 
RUND: Gibt es einen passenden Song, der Ihnen zur gegenwärtigen politischen Situation in den Sinn kommt, etwa „Power To The People“?
Elvis Costello: Ich mag „Power To The People“ nicht besonders, um ehrlich zu sein. Ich mag viele John-Lennon-Songs. Da gibt es andere. Mir ist auch „Imagine“ egal. Ich denke es ist ein bisschen konfus. Auf der anderen Seite mag ich „Instant Karma!“. Ich denke das wäre passender.

RUND: In Liverpool stimmte die Mehrheit für den Verbleib in der EU. Was denken Sie persönlich über den „Brexit“?
Elvis Costello: Wieder eine komplizierte Frage. Je nachdem, wen man fragt, bekommt man unterschiedliche Antworten. Es hängt davon ab, in welchem Teil der Gesellschaft man sich befindet und warum man drinnen oder draußen sein möchte. Viele Leute haben berechtigte Fragen, die man stellen kann. Es ist genauso wie bei der Wahl in Amerika. Leute, die sich aufgegeben und ohnmächtig fühlen. Die Hass auf andere Menschen fühlen, die sie nicht kennen. Wo es tiefsitzende Furcht und Ängste gibt. Man kann nur hoffen, dass die meisten Leute am Ende lieber gut als schlecht sind und dass alles am Ende gut ausgeht. Ich selber habe so lange nicht in England gelebt, dass ich kein Nationalist bin. Ich war es auch nie. Wenn überhaupt wäre es Irland. Historisch gesehen war das Heimatland meines Vaters für lange Zeit keine Nation. Ich gehöre dahin, wo es meiner Familie gut geht. Ich bin gerne in Liverpool, ich mag Teile von London, aber ich gehöre nicht dazu. Ich bin glücklich mit meiner Arbeit, die es mir erlaubt zu reisen. Ich verurteile niemanden, der anders lebt. Wenn man in einem Dorf lebt, wo man das andere Dorf nicht sehen kann, ist das in Ordnung.
 
RUND: Ende März werden die Songs, die Sie gemeinsam mit Paul McCartney geschrieben haben, wiederveröffentlicht. Wie wirken die 30 Jahre alten Aufnahmen heute auf Sie?
Elvis Costello: Schön, dass sie herauskommen. Es sind die ersten Versionen mit akustischen Gitarren drauf und Aufnahmen mit der Band. Einige Songs sind zweimal mit verschiedenen Aufnahmen vertreten. Einige Stücke haben sich in der Produktion der Platte noch einmal radikal verändert. Diese Songs sind sogar drei mal zu hören. In einigen Fällen sind es drei komplett unterschiedliche Songs. Es ist nicht für jeden geeignet, aber es ist genügend Zeit vergangen. Ich danke der Welt für die Zeit, die wir zusammen verbracht haben.

RUND: Es sind großartige Songs.
Elvis Costello: Es gibt einige Versionen von „So Like Candy“, da ist die erste Fassung, als wir es gerade geschrieben hatten besser als die Version, die ich daraus gemacht habe. Wenn man Sinn für Humor hat, hört man, was wir daraus gemacht haben.

RUND: Sie waren der einzige, der jemals mit Paul McCartney beim Songschreiben so gearbeitet hat, wie John Lennon. Gibt es die Chance auf eine neue Zusammenarbeit?
Elvis Costello: Wissen Sie, wir hatten ein Gespräch darüber die Aufnahmen herauszubringen. Paul ist ein viel beschäftigter Mann. Ich sah ihn vor kurzem, als er in Vancouver eine fantastische Show gespielt hat. Letzten Sommer war ich in einem Fußballstadion in Madrid. Normalerweise mag ich diese Art Shows nicht. Aber es war ein Abend großer Freude, all die Spanier die Songs singen zu hören. Es war einfach gigantisch. Ich mag die Tatsache, dass er auch neue Stücke in seiner Show spielt. Das versuche ich auch. Man will nicht ständig an der Vergangenheit hängen. Es ist großartig, sich weiter vorwärts zu bewegen.

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Elvis Costello
Vor einem Auftritt im Weißen Haus wurde er von Präsident Barack Obama mit den Worten begrüßt: „Ihre Frau war schon vor Ihnen hier.“ Seit 2003 ist Elvis Costello mit der kanadischen Jazzmusikerin Diana Krall verheiratet, die ebenfalls bereits vor dem damaligen Präsidenten aufgetreten war. Im Oktober 2015 erschien Costellos großartiges Buch „Unfaithful Music. Mein Leben“, das im Klappentext die Karriere so zusammenfasst: Seine rauen Anfänge lagen zwischen Rock, New Wave und Punk – und schon damals erreichte er ein Millionenpublikum. Mit „She“, aufgenommen für die romantische Komödie „Notting Hill“, rührte er die Herzen aller Liebenden. Über alle Hinwendungen zu so unterschiedlichen Stilrichtungen wie Country, Folk, Motown, Jazz, Ska und Klassik hinweg begeistert Costello seine Fans – und ist dabei in Deutschland gerade mit seinen jüngsten Alben besonders erfolgreic

In einem Protestsong gegen Margaret Thatcher sang er, er werde auf ihrem Grab stehen und darauf herumtrampeln. Bei seinem legendären Auftritt bei Saturday Night Live stellte er sich der Zensur von Bands wie den Sex Pistols im Radio entgegen. In den 30 Alben, mit denen der Brite seit 1977 Erfolge feiert, erfand sich der eigenwillige Künstler, der auch mit der Hip-Hop-Band The Roots eine Platte machte, immer wieder neu.

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