Neue Fußballwelt

Neue Supermacht in der Fußballwelt? Was steckt hinter den Riesen-Transfers nach Saudi Arabien?

Cristiano Ronaldo verdient sein Geld nun im Wüstenstaat, das kommt vielen Fans schon länger nicht mehr seltsam vor. Das sind die Hintergründe

 

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Foto Sebastian Vollmert

 

Obwohl die reichen Clubs Saudi-Arabiens auch in der Vergangenheit einige bekannte Spieler verpflichten konnten, haben die Riesen-Transfers aus der laufenden Transferperiode die Fußballwelt fast schon auf den Kopf gestellt. Der Auslöser für die Vielzahl überraschender Wechsel nach Saudi Arabien war der Transfer von Cristiano Ronaldo zum Al-Nassr FC. Einige andere Superstars wie Karim Benzema und N’Golo Kante folgten dem Beispiel des Portugiesen und setzten ihre Karrieren auf der Arabischen Halbinsel fort. Was steckt hinter den großen Investitionen in den saudi-arabischen Fußball? Mit diesem Thema befassen wir uns weiter unten im Text.

Fußball als Teil eines größeren Plans
Genau wie im Falle der anderen Länder in dieser Region beruht fast die gesamte Ökonomie Saudi Arabiens schon seit Jahrzehnten auf der Ölproduktion. Doch da sich die Welt heutzutage immer mehr an umweltfreundlichere Energiequellen richtet, entschied sich die saudi-arabische Regierung für Investitionen in andere Wirtschaftszweige. Daraus ergab sich der sogenannte Trillion Dollar-Plan, in dem man im Laufe der nächsten Jahre mehr Geld in die Bereiche Gesundheitsentwicklung, Erholung und Tourismus investieren möchte. Sport stellt einen wichtigen Teil dieses Plans dar. Demnach überrascht es nicht, dass Saudi Arabien in letzter Zeit für zahlreiche Großveranstaltungen aus dieser Welt verantwortlich war, die Boxkämpfe, Formel-1-Rennen, Golfturniere, usw. Als ein äußerst fußballbegeistertes Land (mehr als 80 Prozent der Bevölkerung spielen oder verfolgen den Sport) hat Saudi Arabien den König Fußball natürlich nicht vergessen. Im Ziele der weiteren Popularisierung des Fußballs ist das Land schon seit einiger Zeit der Austragungsort einiger großer Spiele, wie italienischer Super Cup (seit 2018) oder spanischer Super Cup (seit 2019). Hinzu kommen diverse strategische Partnerschaften mit weltbekannten Clubs wie Manchester United, die dem Land in näherer Zukunft dabei helfen sollen, sich in der Fußballwelt einen Namen zu machen.

WM 2030 im Blick
Hinter den großen Investitionen in den Fußball steht ein klares Ziel. Zusammen mit Ägypten und Griechenland arbeitet Saudi Arabien nämlich an einer Kandidatur für die Austragung der Weltmeisterschaft 2030. Um sich diesbezüglich bessere Chancen zu sichern, hat der saudi-arabische Public Investment Fund in letzter Zeit vier große Vereine übernommen (Al-Ahli, Al Hilal, Al-Ittihad und Al-Nassr). Obwohl man heutzutage auf eine Vielzahl von Sportarten wetten und diese verfolgen kann, ist der König Fußball noch immer die klare Nummer eins. Dadurch werden natürlich große Einnahmen generiert, die die saudi-arabische Regierung durch den Public Investment Fond besser kontrollieren möchte. Die erste Liga generierte im Jahr 2023 einen Umsatz von 120 Millionen Euro. Durch die Vielzahl hoher Transfers und die großen Investitionen in den Jugendfußball soll diese Ziffer in 2030 auf sogar 480 Millionen steigen, während der Gesamtwert der ersten Liga bei über 2 Milliarden Euro liegen soll. Was die Infrastruktur betrifft, kann sich Saudi Arabien schon jetzt auf ganzer Linie sehen lassen. Zusätzlich zu einer Reihe moderner Stadien will das Land bis 2027 (Austragung der Asienmeisterschaft) sieben andere Spielstätten renovieren, sodass man für die eventuelle WM 2030 mit Sicherheit bestens vorbereitet sein wird.

Gibt es einen Grund zur Sorge bei der UEFA?
Die vielen großen Transfers gingen an der UEFA natürlich nicht unbemerkt vorbei. Tatsächlich sehen viele Experten in Saudi Arabien eine Gefahr für den europäischen Fußball, da die Champions League und andere Wettbewerbe durch die Wechsel bekannter Spieler an Qualität verlieren wurden. Der UEFA-Präsident Aleksander Ceferin sieht das Ganze jedoch gelassen. Der Slowene kommentierte diese Geschehnisse damit, dass Saudi Arabien nicht erfahrene Fußballer kaufen, sondern mehr in die Jugend investieren und somit neue Talente produzieren sollte. Allerdings kann man nicht sagen, dass Saudi Arabien den Jugendfußball vergisst. Den besten Beweis dafür liefert die Tatsache, dass nur der französische Fußballbund zusammen mit der saudi-arabischen Regierung in letzter Zeit vier Akademien in diesem Land eröffnete. Generell wird es jedoch sicherlich etwas länger dauern, bis sich die Reputation der saudi-arabischen Liga den UEFA-Wettbewerben nähert.  

 

 

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