UMFRAGE
Die härtesten Hunde
Der Turbanverband von Dieter Hoeneß, Bert Trautmann im FA-Cup-Finale oder Franz Beckenbauer mit Manschette – immer wieder mussten verletzte Fußballer weiterspielen und taten dies grandios. RUND hat elf verletzte Profis ausgewählt, die durchhielten und Sie haben abgestimmt. Von Broder-Jürgen Trede

Terry Butcher 1989
Er spielte weiter: Terry Butcher 1989. Foto Pixathlon




Bernd „Bert“ Trautmann (Manchester City): 30,3%
5. Mai 1956, FA-Cup-Finale gegen Birmingham City in Wembley 3:1.
Ein Torwart riskiert alles: Nach Zusammenprall mit Peter Murphy (75.) spielt Trautmann weiter und rettet seinem Team mit Paraden den Cupsieg. Die Röntgenuntersuchung Tage später ergibt: Genickbruch, Lebensgefahr. „Traut the Kraut“ wird zur Legende.

Terry Butcher (England): 4,13%
6. September 1989, WM-Qualifikation gegen Schweden in Stockholm 0:0.
Der englische Abwehrchef macht seinem Nachnamen alle Ehre. Nach 90 Minuten sieht er aus wie ein Fleischer nach der Arbeit. Trotz Kopfverletzung spielt er nahezu jeden Ball mit der Stirn und rettet so das Remis. England qualifiziert sich für die WM in Italien.

Friedel Rausch (Schalke 04): 2,48%
6. September 1969, Bundesliga bei Borussia Dortmund 1:1. Tumulte nach Schalkes Führung. Schäferhundrüde Rex läuft auf den Rasen und beißt in Friedels Hintern. Rausch spielt mit Tetanusspritze und unter „höllischen Schmerzen“ weiter, kann 14 Tage lang nur auf dem Bauch liegen. Seine Gegenspieler begrüßen ihn mit „wuff-wuff“.

Franz Beckenbauer (Deutschland): 4,13%
17. Juni 1970, WM-Halbfinale gegen Italien 3:4 in Mexiko-Stadt. Ausgekugelte Schulter, Schlüsselbeinbruch, heroisches und gleichsam elegantes Weiterspielen mit vor der Brust verschnürtem Arm – nur ein Akt im Jahrhundertspiel von Azteca. Ror Wolf dichtet: „Das war ein Drama allererster Sorte. Hier schweige ich. Es fehlen mir die Worte.“

Wolfgang Weber (1.FC Köln): 13,77%
24. März 1965, Viertelfinale Landesmeister-Cup gegen FC Liverpool in Rotterdam 0:0 n.V. Nach 22 Minuten kann Weber nur noch humpeln – Wadenbeinbruch. Der wird aber erst später diagnostiziert. In der Pause ordnet Vereinsarzt Bohne einen Belastungstest an. Weber springt mehrfach von der Massagebank. „Bulle“ hält tapfer bis zum Ende durch.

Matthias Sammer (Borussia Dortmund): 3,58%
26. November 1994, Bundesliga in Mönchengladbach 3:3. Kopfballduell mit Heiko Herrlich: Über Sammers rechter Augenbraue schießt Blut. Dr. Büscher legt Hand an, klammert und näht. Zurück bleibt dem heutigen DFB-Sportdirektor eine beachtliche Narbe. Und Fans betrachten den Hefter auf ihrem Schreibtisch völlig neu.

Chavdar Yankov (Hannover 96): 25,07%
10. September 2005, Bundesliga gegen Frankfurt. Stollen treffen Yankov in den Unterleib (10.). Der Bulgare spielt weiter, bis er merkt: Die Hose ist voller Blut. Diagnose: 4 Zentimeter langer Riss der Penishaut. Erstversorgung in der Halbzeit: Gewebekleber, Klammer- und Abdeckpflaster. Yankov spielt durch und trifft zum 2:0.

Ernst Kuzorra (Schalke 04): 3,31%

24. Juni 1934, DM-Finale gegen 1.FC Nürnberg in Berlin 2:1. Mit letzter Kraft erzielt Kuzorra kurz vor Abpfiff das Tor zur ersten Schalker Meisterschaft. Danach bricht er vor Schmerzen zusammen. Sein Leistenbruch hätte längst operiert werden müssen.

Dieter Hoeneß (Bayern München): 5,51%
1. Mai 1982, DFB-Pokal-Finale gegen 1.FC Nürnberg in Frankfurt 4:2. Fußball als Kopfsache: Nach 13 Minuten rasseln Hoeneß und Alois Reinhardt mit den Köpfen zusammen. Bayern dreht den 0:2-Rückstand. Hoeneß köpft mit blutdurchtränktem Turbanverband zwei Vorlagen und schädelt den 4:2-Endstand persönlich ein.

Ralf Hauptmann (Dynamo Dresden): 3,58%

9. August 1991, Bundesliga beim HSV 0:2. Dynamos erstes Ligaspiel im Westen, nach einem Zusammenprall mit Dirk Zander bekommt Hauptmann einen so ungeschickt drapierten Turban verpasst, dass nahezu überall Blut durchsickert. Im neu-designten Dynamo-Shirt wirkt Hauptmann wie der Hauptdarsteller eines Splatter-Movies.

František Plániƒçka (Tschechoslowakei): 4,13%
12. Juni 1938, WM-Viertelfinale gegen Brasilien in Bordeaux 1:1 n.V. Ein knüppelhartes Spiel: Drei Platzverweise, Der tschechoslowakische Torjäger Nejedl√Ω bricht sich das Bein, Plániƒçka den Unterarm. Doch die „Katze von Prag“ hält durch, spielt noch 35 Minuten weiter und hält den Kasten sauber.

Es wurden 363 Stimmen abgegeben.

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