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„Get undressed“

So freizügig wie in „1/4 NACH 5“ werden sich vermutlich nie wieder Fußballprofis ablichten lassen. Das viel gelobte Magazin des FC St. Pauli wurde 2003 eingestellt. Fotograf Klaus Merz sorgte bei Torwart Heinz Müller dafür, dass der Schaum an der richtigen Stelle blieb. Interview Matthias Greulich

 

Heinz Müller

Der Schaum hielt: Heinz Müller war in der Saison 2002/2003 Torhüter des FC St. Pauli
Foto Klaus Merz



RUND: Herr Merz, unter welcher Dusche haben Sie das Foto mit Heinz Müller gemacht?

Klaus Merz: Im alten Clubheim, das sie vor einigen Jahren abgerissen haben. Faszinierend fand ich, wie klein und altertümlich die Duschen bei St. Pauli waren. Im Nachhinein konnte man nachvollziehen, warum Bayern da häufiger verloren hat. So etwas hatten die Spieler sicher noch nie gesehen.

RUND: Wie lange haben die Vorbereitungen gedauert?
Klaus Merz: Vielleicht eine Stunde, man muss vorher das richtige Licht setzen. Als Heinz dann da war ging allerdings alles relativ schnell: Man muss sich bei den Profifußballern immer beeilen. Heinz war dann ganz locker. Er hat sich nackig gemacht.

RUND: Wie haben Sie es hinbekommen, dass der Schaum hielt?
Klaus Merz: Ich glaube wir haben verschiedene Schaumsorten ausprobiert. Und ich hatte es vorher im Bad getestet, welche Sorte am besten hält.

RUND: Bei Chris war die Ehefrau beim Fotoshooting dabei. Sie hat bei den Aufnahmen fast noch mehr gelacht als ihr Mann.
Klaus Merz: Stimmt. Das Foto wurde im Astra-Hochhaus gemacht – das steht auch nicht mehr. Wir wollten in einen Konferenzraum, kamen aber nicht rein, weil da irgendeine Vorstandssitzung war. Also mussten wir das Foto im Flur machen. Es ging relativ schnell, der Junge war extrem unkompliziert. Ich sagte „Get undressed“ und das hat er dann gemacht. Brasilianer scheinen das eher locker zu sehen. Es ist ein gutes Foto geworden.

Chris

Er hält den Ball: Chris wechselte nach dem Abstieg von St. Pauli 2003 zu Eintracht Frankfurt
Foto Klaus Merz



RUND: Haben Sie später noch mal Fußballer fotografiert?

Klaus Merz: Häufiger Jürgen Klinsmann. Vor der WM 2006 für eine große Sparkassen-Kampagne. Ich dachte, dass ich ihn vielleicht gar nicht mag, weil er so ein Image hat, im VW Käfer anzukommen und dann heimlich in den Porsche umzusteigen. Das Urteil habe ich revidiert. Ein extrem angenehmer, netter, lockerer Mensch.

RUND: Fußballfan sind Sie dennoch nicht geworden?
Klaus Merz: Fußball ist jetzt nicht mein Steckenpferd. Jedenfalls nicht als Zuschauer. In meiner Heimatstadt Karlsruhe habe ich früher häufiger mit Simon Jentzsch gekickt. Und mit Alex Meier habe ich ein Wettschießen auf die Torwand gemacht. Ich habe ihn besiegt, der Junge hatte keine Chance. Es war sogar auf seinem Heimplatz.


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