HEIMSPIEL
„Bundesliga ist viel zu hoch“
Wolfsburgs Kapitän Kevin Hofland will aufsteigen, obwohl er doch mit dem VfL in der Bundesliga spielt. Mit der D-Mannschaft des Wolfsburger Dartvereins DC Wolfsjäger hat er in der untersten Spielklasse angefangen. In RUND erzählt der 27-Jährige von seiner Leidenschaft fürs Pfeilewerfen, die er mit Teamkollege Rick Hoogendorp teilt. Aufgezeichnet von Jörn Duddeck

Kevin Hofland
"Unser Ziel ist es, nach oben zu
kommen": Kevin Hofland beim Dart Foto Benne Ochs

Ich habe sehr spät mit Dart angefangen, erst als ich etwa 20 Jahre alt war. Mein großes Vorbild war immer der holländische Profi Raymond van Barneveld. Er hat enorm zur ungeheuren Popularität des Dartsports in Holland beigetragen. Fußball ist zwar in Holland die beliebteste Sportart, aber Dart kommt nicht weit dahinter. Der Boom setzte ein, als van Barneveld 1998 die Weltmeisterschaft gewann. Seine Partien habe ich mir regelmäßig im holländischen Fernsehen angeschaut.

In Utrecht habe ich dann erstmals live vor Ort ein Dartturnier verfolgen können, mir bald darauf eine eigene Dartscheibe besorgt und mich regelmäßig mit einem Kollegen zum Spielen getroffen. Wir haben uns zwei- bis dreimal in der Woche in meiner Garage gespielt, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, in einen Klub einzutreten. Der DC Wolfsjäger ist mein erster Dartverein überhaupt.

Durch meinen Kumpel und Mitspieler beim VfL, Rick Hoogendorp, bin ich überhaupt erst auf den Klub aufmerksam geworden. Rick wiederum kam durch VfL-Torwarttrainer Jörg Hoßbach mit den Wolfsjägern in Kontakt, denn der wiederum kennt unsere Teamchefin Daniela seit zwölf Jahren und hatte in einem Interview gelesen, dass Rick gerne Dart spielt. So hat Hoßbach schlussendlich uns beide vermittelt, da ich mir das auch unbedingt mal anschauen wollte, und jetzt trainiere ich hier im Wolfsburger Stadtteil Reislingen regelmäßig mit Rick und den anderen Teamkollegen.

Rick und ich haben zunächst an einem Showturnier teilgenommen. Das hat fantastisch geklappt, und ich wurde gefragt, ob ich auch Lust hätte, bei Spielen mitzumachen. Seit dieser Saison bin ich dabei, wenn ich die Zeit dazu finde, denn Dart ist für mich ein reines Hobby. Ich glaube nicht, dass ich es auch in diesem Sport zum Profi hätte bringen können. Das Niveau in der Bundesliga ist viel zu hoch für mich. Wir spielen jedenfalls in der untersten Dartliga, vergleichbar mit der Kreisliga.

In der Regel trainieren wir mittwochs von 20 bis 22 Uhr und bereiten uns auf die Matches vor. Eigentlich sind die meisten Spiele am Samstag angesetzt, aber kümmern wir uns meist um eine Verlegung, da ich durch die Bundesliga natürlich oft nur sonntags Zeit finde. Es ist ja wohl klar, dass der Fußball immer vorgeht. Die Begegnungen finden am Nachmittag statt, so gegen 14 oder 15 Uhr. Das passt ganz gut, da wir mit dem VfL nach Spielen von zehn bis elf Uhr auslaufen. So muss ich nicht hetzen, weil auch die Auswärtsspiele fast alle in unmittelbarer Nähe zu Wolfsburg ausgetragen werden. Trotzdem sollte man immer den kompletten Tag einplanen.

Unser Klub nimmt mit vier Mannschaften am Ligabetrieb teil. Da bei mir der Spaß Vorrang hat, spiele ich in der D-Mannschaft mit. Im A-Team geht es wesentlich ernster zu. Jede Mannschaft besteht aus vier Spielern. Wir spielen bei Punktspielen eine bestimmte Dartvariante. Wer sich auskennt: Es ist das klassische 501 Doppel-Out auf drei Gewinnsätze. Da hat man nur wenige Würfe, aber die müssen sitzen.

Wir spielen zwei Einzel und zwei Doppel, wobei ich in der Regel Doppel mit Teamchefin Daniela spiele. Eigentlich sind mir aber die Einzel am liebsten, da man beim Doppel durch die vielen Wechsel schneller aus dem Rhythmus kommen kann. Wir darten bestimmt nicht überragend, und wenn es nicht klappt, haben wir trotzdem Spaß. Trotzdem sollte man eine gewisse Seriosität stets bewahren. Bisher habe ich alle meine Punktspiele gewonnen, aber dazu benötigt man natürlich immer etwas Glück. Unser Ziel ist es nun, kontinuierlich mit dem Team nach oben zu klettern. Ich will unbedingt aufsteigen.

Beim Dart spielt der Heimvorteil übrigens eine enorme Rolle, ähnlich wie beim Fußball. Man ist einfach gewohnt, auf die eigene Scheibe zu werfen, und hat in der Regel eine A- und B-Scheibe, und die Heimmannschaft kann immer wählen, auf welche Scheibe geworfen wird. Da ist es als Gast oft nicht einfach, auf eine ungewohnte Scheibe zu zielen. Wir haben zuletzt auswärts gegen den Tabellenführer einen Punkt geholt und waren glücklich.

Kevin Hofland
"Mir geht es um den Sport": Kevin Hofland Foto Benne Ochs

Die Medien stellen Dart oft als Kneipensport dar. Das ist gar nicht unbedingt verkehrt. Die meisten Profis trinken auch Bier. Dart wird ja auch vorwiegend in Kneipen geübt und gespielt. Dass man da auch etwas trinkt, ist ganz normal. Mir geht es aber um den Sport. Natürlich trinke ich ab und an auch mal ein Bier, aber bestimmt nicht 20 am Stück. Wichtig ist mir vor allem der gesellschaftliche Aspekt.

Durch die vielen Kontakte fällt mir die Eingewöhnung in Deutschland deutlich leichter. Die Wolfsjäger haben etwa 20 Mitglieder, mit denen man viel Spaß haben kann. Die meisten Mitglieder sind auch VfL-Fans. Es wird allerdings sehr wenig gesprochen, da wir fast nur am Lachen sind. Trotzdem will ich das Höchste erreichen. Das ist meine Einstellung. Für viele Gegner ist es komisch, wenn sie auf einmal gegen einen Fußballprofi antreten. Nicht alle wissen das vorher, die meisten Leute erkennen mich dann aber recht schnell. Wenn mich Gegenspieler nicht erkennen, dann erzähle ich ihnen aber auch nicht gleich, dass ich Fußball spiele. Ich bin ein normaler Mensch und möchte auch so behandelt werden.


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