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„Ich bin so traurig“
Jörn Andersen wurde in Mainz bereits vor Beginn der Bundesligasaison seinen Job los, Toni Schumacher einst in der Halbzeit in der Kabine gefeuert. RUND hat die kuriosesten Trainerentlassungen ausgewählt.

Rinus MichelsBei der Europameisterschaft 1988 siegte er mit den Niederlanden gegen Deutschland: Zuvor war Rinus Michels beim 1. FC Köln entlassen worden Foto Pixathlon



Rinus Michels

Der letzte große Erfolg lag erst drei Pflichtspiele zurück: der Gewinn des DFB-Pokals mit dem 1. FC Köln. Zu Beginn der Saison 1983/84 genoss Rinus Michels das Vertrauen des Vorstands. Doch zunächst eine knappe Heimniederlage gegen Bielefeld, dann eine Auswärtsschlappe in Düsseldorf - am 21. August 1983 wurde Michels entlassen. Nach dem zweiten Spieltag.

Reinhold Fanz
„Umgangen und tief enttäuscht“, ja „überrumpelt und geradezu brüskiert“ fühlte sich Ende 2004 der Sponsor des Karlsruher SC. Weil der Klub einen Trainer eingestellt hatte, mit dem sich EnBW-Boss Utz Claaßen schon bei Hannover 96 nicht einigen konnte, wer die größere Sandburg bauen darf. Reinhold Fanz musste gehen. Und wechselte hoffentlich seinen Stromanbieter.

Karl-Heinz Heddergott
In seinem Buch „Neue Fußball-Lehre“ hatte der Dozent den Fußball modernisiert. Der Theoretiker sollte in Köln das Erbe von Hennes Weisweiler antreten. Doch Heddergott ließ die Profis „Hipp-Hipp-Hurra“ schreien und „spielte uns Lieder auf der Klampfe vor“, klagte Bernd Schuster. Heddergott schmiss ihn raus. Nach dem sechsten Spieltag der Saison 1980/81 war auch für ihn Schluss.

Rolf Schafstall
„Dreck, wo du hinguckst. In der Kabine steht keiner auf, hört keiner zu. Kein Anstand. Alles Ossis.“ Das Eiserne Kreuz des deutschen Fußballs wird Rolf Schafstall wegen besonderer menschlicher Härte angeheftet. Seine vorletzte Trainerstation bei Dynamo Dresden endete nach 56 Tagen, nachdem Eisen-Rolf zwanghaft die Überlegenheit des Westdeutschen gegenüber dem Ostdeutschen beweisen wollte.

Jörn Andersen
Der erste Spieltag der Bundesliga war noch gar nicht angepfiffen, da hatte Aufsteiger Mainz 05 bereits die sportliche Leitung rasiert. Jörn Andersen wurde am 3. August nach der peilichen Pokalniederlage beim Regionalligisten Lübeck entlassen. Zwischen Andersen und den Spielern, so hieß es, sei die interne Kommunikation gestört. Dass der strenge Coach private Bilder aus den Kabinenschränken der Profis entfernte, kam nicht gut an.

Otto Rehhagel
Es war keine gute Idee von Otto Rehhagel, 1995/96 zum selbst ernannten FC Hollywood zu wechseln. „Otto, warst du zu weich?“, grübelte er, während Gattin Beate die Koffer packte. Platz zwei in der Bundesliga und das Erreichen des Uefa-Cup-Finales zählten nicht. Franz Beckenbauer übernahm die Bayern und gewann den „Cup der Verlierer“, der doch eigentlich Rehhagel gebührt hätte.

Toni Schumacher
Gegen Mannheim spielte Fortuna Köln eine Halbzeit so schlecht „wie vor Christi Geburt“, rief Präsident Jean Löring den Fans auf dem Weg in die Kabine erregt zu. In der Umkleide handelte der „Schäng“ und warf den „Tünn“ noch in der Pause raus. „Löring war nicht mehr Herr seiner Sinne“, erinnert sich Toni Schumacher an diesen 15. Dezember 1999. „Ich bin so traurig“, stammelte Löring.

Willi Entenmann
Wenn es stimmt, dass man auf dem Gipfel des Erfolges abtreten soll, dann wurde der Schwabe genau im richtigen Moment geschasst: Am 6. November 1993 schenkte er dem 1. FC Nürnberg einen glücklichen Moment, als der Club die Bayern 2:0 schlug. Am 9. November entließ ihn Präsident Gerd Voack. Wahrscheinlich, weil Entenmann beliebter war als er.

Christoph Daum
Der einzige in der Runde, der zwei Trainerposten auf einmal verlor: Nachdem er sich selbst des Gebrauchs von Nasen-Ata überführte, saß er weder bei Bayer Leverkusen auf der Bank noch durfte er die Bundesbuben zur WM coachen. Legendär bleiben die Haarprobe und die Verzweiflung seines Bodyguards Calmund. Aber inzwischen ist das alles „Schnee von gestern, ich hab’ die Nase voll davon“. (Rainer Zobel)

Horst Buhtz
Da führt einer Borussia Dortmund nach Jahren des Leidens wieder an die Tür zur Bundesliga und fliegt dann raus: Weil Buhtz bereits in Nürnberg unterschrieben hatte, dem Gegner in den Relegationsspielen 1976, musste er vorzeitig das Westfalenstadion verlassen. Über Nacht wurde Otto Rehhagel verpflichtet, der die Ernte einfuhr.

Herbert Widmayer

Trotz Meisterschaft und Pokalsieg mit dem Nürnberger Club war Herbert Widmayer der erste Trainer, der nach Gründung der Bundesliga entlassen wurde. Fünf Jahre später kam es noch dicker: Als nordbadischer Verbandstrainer sprang er beim abstiegsbedrohten Aufsteiger KSC ein – um nach acht Tagen, zwei Spielen und 0:7 Toren wieder die Papiere zu bekommen

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